Tiroler Freiheitskampf als Antikriegsbild: Variante des berühmten Totentanz-Motives von Albin Egger-Lienz bei Moderne-Auktion am 22. Juni 2021Eine Variante des berühmten Antikriegsbildes „Totentanz“ von Albin Egger-Lienz (1868-1926) ist eines der Highlights der Moderne-Auktion am 22. Juni 2021 im Dorotheum in Wien. Dieses Motiv setzte der Künstler zwischen 1906 und 1921 in Gemälden um.
Die Wege des großformatigen, mit „Totentanz 1809“ betitelten und mit 1916 datierten musealen Bildes führen von Europa in die USA und nun wieder nach Europa. Es hatte einst der berühmten deutschen Operndiva Elisabeth Rethberg gehört, die als beste „Aida“ ihrer Zeit galt. Rethberg hatte sich in den 1920er-Jahren in New York niedergelassen, in einem stattlichen Haus inmitten eines von vielen Musikern und Sängern bewohnten Wohnviertels. Europäische Emigranten kauften das Haus mitsamt dem Bild - welches nun nach über einem Jahrhundert in Privatbesitz mit einem Schätzwert von 500.000 bis 800.000 Euro angeboten wird.
Waffen und Spaten„Der Totentanz Anno Neun“ gilt als Inbegriff der Kunst des aus Osttirol stammenden Künstlers. Vier Männer in bäuerlich-alpenländischer Kleidung folgen in rhythmischem Gleichklang entlang einer schmalen Bühne einem Skelett. Alle tragen einfache Waffen, der Tod einen Spaten. Obwohl sich die Konturen der Dargestellten im Laufe der Jahre nicht veränderten, variieren sie im Stil und in der Maltechnik.
Ursprung der Serie war ein Auftrag anlässlich des 60. Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph I., ein Bild über den Tiroler Freiheitskampf 1809 zu schaffen. Das Ergebnis war keine Heldendarstellung, sondern ein Antikriegs-Statement, das, wie Egger-Lienz sinngemäß schrieb, keine Spur eines mit jubelnden Fahnen in die Schlacht ziehenden Volkes zeigte. Der Maler schildert auch die Eindrücke, die die erste Präsentation des Bildes im Künstlerhaus in Wien machte, bei der das Bild trotz seiner Größe von kaiserlichen Hoheiten „nicht bemerkt“ wurde: "Es drohte der Krieg mit Serbien und Russland, es war der Frühling 1909. Der Totentanz hing wie ein Menetekel schauerlich allein auf einer großen Wand im Künstlerhaus.“ 1915 äußerte sich der Künstler über das Wesen eines Geschichtsbildes: "Die Eindringung in das Reinmenschliche, losgelöst vom Milieu, allein gewährt den Weg zur monumentalen Form.“
Ebenfalls von Egger-Lienz kommt neben einer Kopfstudie aus einem der Totentänze ein eher untypisches Bild dieses Ausnahmekünstlers zur Auktion, das nahezu abstrakte Ölbild „Kalvarienberg bei Bozen“ aus 1922/23 (Schätzwert € 130.000 - 240.000)