München, 17. Mai 2021 (KK) – Über 70 Jahre war es verschollen: Nun ist Wassily Kandinskys Werk „Gebogene Spitzen“ wieder aufgetaucht. Die Experten von Ketterer Kunst konnten die Arbeit zweifelsfrei zuordnen. In den Auktionen vom 17.-19. Juni wird das Aquarell mit der spannenden Geschichte bei Ketterer Kunst in München versteigert.Die streng geometrischen Kompositionen der Bauhaus-Jahre von Wassily Kandinsky gelten auf dem internationalen Auktionsmarkt als die gefragtesten Papierarbeiten des Künstlers.
„Um so erfreulicher ist es“, so Robert Ketterer, „dass wir ein so großartiges Werk identifizieren konnten.“ Der Auktionator und Firmenchef von Ketterer Kunst erklärt: „Zahlreiche Kandinsky-Forscher haben sich mit dieser Arbeit beschäftigt, doch über Jahrzehnte war das genaue Aussehen und der Verbleib unbekannt. Der einzige Hinweis entstammt dem Werkverzeichnis von Vivian Endicott Barnett: eine winzige Erinnerungsskizze mit dem Vermerk „Location: Unknown.“
Zwar hatte das Aquarell schon als es noch im Besitz des Künstlers selbst war, eine spannende Ausstellungshistorie mit Stationen in Berlin, Paris, Den Haag, Brüssel, Halle und Stockholm vorzuweisen, doch diese endete im Jahr 1932.
Nach der Schließung des Bauhauses in Berlin durch die Nationalsozialisten im Juli 1933 übersiedelt Wassily Kandinsky mit seiner Frau Nina im Dezember nach Paris. Mit im Gepäck sind vermutlich auch die Arbeit „Gebogene Spitzen“, wie ein Zollstempel auf der Rückseite nahelegt.
Eine Notiz in der Handliste des Künstlers belegt, dass er das Aquarell dem Kunsthändler Rudolf Probst in Kommission gibt. Nach Kandinskys Tod 1944 verwaltet seine Frau Nina Kandinsky den Nachlass. Sie vermerkt schließlich in der Handliste „vendu par Probst“ (über Probst verkauft). Im Fonds Kandinsky befindet sich darüber hinaus eine Liste der Arbeiten, die im Jahr 1949 bei Probst in Mannheim waren, und in der „Gebogene Spitzen“ von Nina Kandinsky als verkauft ausgestrichen ist. Somit ist davon auszugehen, dass der Verkauf über Probst im Jahr 1949 stattgefunden hat. Seitdem war der Verbleib dieses herausragenden Kunstwerks unbekannt.
Nun kommt die ausgewogenen Konstruktion zwischen Bewegung und in sich ruhender Stabilität mit einem Schätzpreis € 250.000-350.000 aus dem Nachlass einer rheinländischen Privatsammlung zum Aufruf. Vor der Auktion kann sie in Frankfurt (28. Mai), Düsseldorf (30./31. Mai), Hamburg (2./3. Juni), Berlin (5.-10. Juni) und München (12.-18. Juni) besichtigt werden.