Die beiden befreundeten Berliner Künstler Max Liebermann und Heinrich Zille waren zwei der bedeutendsten Künstlern in der Wilhelminischen Kaiserzeit und Weimarer Republik. Das 1898 entstandene, angebotene Gemälde "Amsterdamer…
Die beiden befreundeten Berliner Künstler Max Liebermann und Heinrich Zille waren zwei der bedeutendsten Künstlern in der Wilhelminischen Kaiserzeit und Weimarer Republik. Das 1898 entstandene, angebotene Gemälde "Amsterdamer…
Die beiden befreundeten Berliner Künstler Max Liebermann und Heinrich Zille waren zwei der bedeutendsten Künstlern in der Wilhelminischen Kaiserzeit und Weimarer Republik. Das 1898 entstandene, angebotene Gemälde "Amsterdamer Gracht" gehört zu den wenigen Beispielen der reinen Stadtansichten des Impressionisten Max Liebermann (Taxe 85.000 €). Zille, sozialkritischer Chronist des Berliner Großstadtlebens schilderte mit tiefer Sympathie, Feinfühligkeit und ungeschönter Lebendigkeit insbesondere die Rangen der Großstadt, zudem er auch Patenonkel unzähliger Berliner Kinder war. Seine Anfang der 1920er geschaffene aquarellierte Federzeichnung "Berliner Gören am Kinderwagen" ist zweifellos eine der qualitätvollsten Blätter des Künstlers (8.500 €).Die unterschiedlichen stilistischen Möglichkeiten expressionistischer Stillleben loteten sowohl der Blumenenthusiast Emil Nolde als auch Gabriele Münter über einen langen Zeitraum aus. Noldes motiv- und stiltypisches "Stillleben mit Anemonen und Freesien" von 1948–1950 zeigt zugleich seine in den 1930er Jahren entwickelten, individuelle Nass-in-Nass-Technik auf Japanpapier, bei der er die Bilder aus den spontan und furios aufgetragenen Farben heraus gestalten und diese zu feuriger, kraftvoller Expressivität steigern konnte (85.000 €). Angeregt wurde er durch die vielen Blumen und Stauden in dem mit großer Hingabe neu angelegten Garten seines 1927 fertig gestellten Wohn- und Atelierhauses in Seebüll, der zum wichtigsten Rückzugsort und wesentlichen Inspirationsquelle für seine Kunst wurde. Gabriele Münter, deren Oeuvre eng mit dem "Blauen Reiter" und Wassily Kandinsky verbunden ist, legte ihre Stillleben hingegen gerne als sog. "farbige Zeichnungen" in Öl auf Papier an, bei denen sie die stilisierten, kraftvoll konturierten Blumen mit kräftigen leuchtenden Strichen und Farbflächen füllte. Ihr Blumenstillleben von 1956 besticht durch das harmonische Arrangement des Straußes, bei der die vitale Kraft der Natur und ihre eigene Lebensfreude in den eingesetzten, frischen Farben zum Ausdruck kommt (16.000 €).Als wichtigster Vertreter der École de de Paris gilt Serge Poliakoff, von dem eine "Composition abstraite" aus dem Jahr 1968 zum Aufruf kommt. Diese Arbeit aus der letzten Schaffensperiode des Künstlers stammt aus einer Werkreihe mit Variationen, bei denen Poliakoff die unterschiedlichen Gewichtungen roter und schwarzer Flächen variierte (42.000 €).
Unter den Bronzeplastiken und Skulpturen der Klassischen Moderne ragen Werke von Renée Sintenis, Ludwig Vierthaler und Gerhard Schliepstein heraus. Die Bildhauerin Renée Sintenis ist vor allem durch ihre Tierplastiken bekannt, zugleich widmete sie sich während des I. Weltkriegs weiblichen Aktfiguren. Hierzu zählte die 1917 entstandene, frühe, expressionistische Bronzefigur der "Daphne" als eine der schönsten und wichtigsten Werke ihres gesamten Oeuvres. In ihren überlängten Proportionen spiegelt ihre "Daphne" ein neues, modernes Bild von Weiblichkeit wider, zugleich hat Sintenis hierin der weiblichen Anmut und Verletzlichkeit einen subtilen, zarten Ausdruck verliehen (12.000 €).Eine noch stärkere Stilisierung mit Stiltendenzen des beginnenden Art Déco zeigte Ludwig Vierthaler bei seiner nur in zwei Exemplaren bekannte Bronzestatuette "Tanz" von 1919 (12.000 €). 1920 präsentierte Vierthaler die Aktfigur zusammen mit der gleichfalls in dieser Auktion angebotenen "Ergebung" in der III. Ausstellung der Hannoverschen Sezession und Münchener Glaspalast. Kritiker rühmten die Bewegtheit, bei der "Ton und Schwingung" eins und die "bestimmende Rhythmik in die Form gebettet" werden. Die Bronzen waren Schaustücke einer Stadtvilla in Hannover, die Vierthaler 1920–1922 ausstattete und blieben seitdem in Familienbesitz.Aus dem Nachlass Gerhard Schliepsteins, der sich seit 1911 einen Namen als gefragter Entwerfer für Porzellanmanufakturen machte und 1925–1937 eine Reihe von Art Déco-Figuren für Rosenthal modellierte, konnte eine Kollektion von Arbeiten akquiriert werden, darunter die 1922 auf der Großen Berliner Kunstausstellung gezeigte Gruppe "Die Verliebten" aus Birnbaumholz (4.500 €).
Ein Highlight im Bereich der Möbel ist ein musealer Erfurter Rokoko-Aufsatzsekretär "à trois corps" aus der Zeit um 1760 mit charakteristischen, opulenten, farbigen Intarsienbildern aus Galanterie-, Schäfer- und Jagdszenerien, Papageien, Rocaillenspangen und Blattvoluten (39.000 €). Ein Gegenstück zu diesem außergewöhnlichen Schreibmöbel mit korrespondierendem Intarsiendekor befindet sich in der Sammlung des Museums für Kunst und Gewerbe, Hamburg.Aus der selben niedersächsischen Privatsammlung stammt eine friderizianische Rokoko-Kommode mit aufwändigem Figurendekor nach Januarius Zick, die um 1770 in der Werkstatt der Gebrüder Spindler in Potsdam gefertigt wurde (18.000 €). Johann Friedrich und Heinrich Wilhelm Spindler gehörten in der zweiten Hälfte des 18. Jh. zu den bedeutendsten und besten Ebenisten in Deutschland. Sie arbeiteten für den Bayreuther Hof und wurden 1764 von König Friedrich II. nach Potsdam berufen, wo sie für seine Schlossbauten wie das Neue Palais und die Neuen Kammern, dem Gästeschloss Friedrichs, tätig waren.
Prunkstück in der Porzellanofferte ist eine 68 cm große KPM-Ansichtenvase von 1850. Die sog. "Französische Vase" mit geflügelten Greifenkopfhenkeln zeigt beidseitig fein gemalte, polychrome Veduten – Schloss Sanssouci in Potsdam nach Carl Daniel Freydanck und das Königliche (Stadt-)Schloss in Berlin mit der Schlossbrücke (33.000 €). Solche repräsentative Vasen dieser Größe sind überwiegend im Auftrag des Hofes als Königsgeschenke zu dynastischen und diplomatischen Zwecken bzw. an verdienstvolle bzw. hochrangige Persönlichkeiten gefertigt worden.Wie sehr die Welt noch Ende des 18. Jh. von dem leuchtenden weiblichem Stern auf dem Kunsthimmel – Angelika Kaufmann – fasziniert war, belegt ein Empire-Dejeuner mit szenischen Darstellungen nach Gemälden der Malerin, die 1798/99 in der Kaiserlichen Porzellanmanufaktur Wien in der Sorgenthal-Periode entstand (12.000 €). Der dänische Diplomat Gottlob Friedrich Ernst Schönborn berichtete bereits 1781 aus London an den Schriftsteller Friedrich Gottlieb Klopstock "the whole world is angelicamad", die führenden Druckgrafiker reproduzierten in Vielzahl ihre Gemälde und sorgten damit für die europaweite Verbreitung ihres Ruhms. Um 1800 führte die Wiener Manufaktur luxuriöse Service mit Kauffmann-Motiven aus, die durch ihre feine, aufwändige, polychrome Malerei in Kombination mit Gold nicht nur kostbar und selten sind, sondern auch zum Besten der Porzellankunst des Klassizismus gehören.
Zu den großen Raritäten unter den Gold- und Silberschmiedearbeiten der Renaissance zählen Objekte aus Salzburg, wo seit Mitte des 16. Jh. nur wenige Meister tätig waren. 1595–1609 dekorierte der Meister Hans Endriß (Endres) einen prachtvollen Renaissance-Humpen durch fein getriebene und gravierte, architekturbestandene Landschaftsansichten mit Pferden und Einhorn im Wechsel mit reichem Bandelwerk, Früchten und Engelsköpfen (14.500 €).
Besichtigung 26.04.-07.05. 2020, tgl. 14-18 Uhr.
Kunstauktionshaus Schloss Ahlden GmbH
AuktionsdatenTitel Große Kunstauktion Nr. 178Datum 09.05.2020, 11:00 Uhr – 10.05.2020Besichtigung 26.04. - 07.05., tgl. 14:00 - 18:00 Uhr
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