Die Bandbreite der angewandten Kunst des Fin de Siecle wird durch die Dorotheum-Auktion am 11. Dezember 2019 repräsentiert. Ob mit den Wiener Stars, darunter Josef Hoffmann, mit Margaret MacDonald, der schottischen Designerin und Kunsthandwerkerin, oder dem bekannten tschechischen Jugendstil-Künstler Alphonse Mucha.NeuentdeckungDorotheum-Expertin Magda Pfabigan stieß bei ihren Recherchen zu zwei Reliefs auf eine kleine Sensation. Sie konnte die beiden versilberten Metall-Arbeiten „Tag“ und „Nacht“ der schottischen Jugendstil-Künstlerin Margaret MacDonald zuordnen. Sie stammen aus dem von Charles Rennie Mackintosh entworfenen Rauchschrank (der Designer und Architekt war Margaret MacDonalds Ehemann) und galten bisher – wie auch der Schrank – als verschollen. Sie sind mit einem Schätzwert von 40.000 bis 80.000 Euro ein Highlight der Versteigerung. Der Schrank, dessen Bestandteil diese Reliefs waren, wurde 1900 bei der VIII. Secessionsausstellung im Schottischen Raum gezeigt und ging danach in den Besitz von Hugo Henneberg in dessen von Josef Hoffmann erbauten Haus auf der Hohen Warte in Wien.
Alles schmuck und schickEin weiteres Stück der Auktion stand ebenfalls im Mittelpunkt einer Ausstellung: Der silberne Tafelaufsatz von Josef Hoffmann war im Oktober 1906 in der Präsentation „Der gedeckte Tisch“ in den Räumen der Wiener Werkstätte in der Neustiftgasse zu sehen. Der zeitgenössische Kunstkritiker Ludwig Hevesi beschrieb die Schau in seinem Werk „Altkunst – Neukunst“ folgendermaßen: „[…, hier] ist alles schmuck und schick und vernünftig für vernünftige Menschen. Und die „W.W.“ könnte 60 Tische so decken, mit allerlei Variationen dieser Elemente, die an sich zum Teil erstaunlich einfach sind, aber in der Zusammenstellung so hübsch wirken können“. Der Schätzwert für dieses silberne „Schmuckstück“, das mit Art-Déco-Merkmalen auf den reduziert-geometrischen Formenkanon dieser frühen Epoche verweist, ist mit 40.000 bis 80.000 Euro beziffert.
Von Alphonse Mucha, auch einer der bekanntesten Repräsentanten des Jugendstils, werden zwei Reliefs angeboten. Aus der „Les arts series“ aus dem Jahr 1898 werden zwei Bronze/Metall-Arbeiten namens „Poesie“ und „Musik“ versteigert. (Schätzwert je € 15.000 – 30.000).
Weiters im mehr als 320 Objekte umfassenden Angebot: Wiener Werkstätte-Keramik, z. B. Kopfplastiken von Vally Wieselthier oder Gudrun Baudisch (darunter ein Doppelkopf von Gudrun Baudisch, Schätzwert € 20.000 – 40.000), oder französisches Glas, wie etwa eine Vase mit geätztem Polarbären-Dekor von Emile Gallé, Nancy, entstanden um 1925 (€ 15.000 – 30.000).