Den Vier Elementen teilt Experte Joris Visser die Objekte zu, die bei der Dorotheum-Auktion „Tribal Art“ am 4. Dezember 2018 versteigert werden. Das Element Erde setzt sich vorwiegend aus Objekten zusammen, die aus Terrakotta oder Stein bestehen. Sie stehen hier für den Beginn der Menschheit. Das Element Feuer wird meist durch Bronze-Skulpturen dargestellt. Der Ofen, der für die Herstellung von Eisen benötigt wird, symbolisiert die Kreation des Lebens. Wasser als treibende Kraft aller Natur ist die Grundlage des pazifischen Weltbildes. Diese Kraft beschränkt sich nicht nur auf Einzelpersonen, Orte oder Völker, sie kann auch in vielen Kunstobjekten vorhanden sein. Geister und unsichtbare Wesen bewegen sich in der afrikanischen Mythologie in der Erde und im Äther. Durch die Herstellung von Skulpturen können, so der Glaube, diese Geister durch Heiler kontrolliert werden.130 Objekte unterschiedlicher internationaler Sammlungen bietet die Auktion – ein Großteil der Artefakte stammt aus der Sammlung des italienischen Bildhauers Franco Monti (Mailand 1931 – 2008 Ibiza). Schon in seiner Jugend übten afrikanische Skulpturen eine besondere Faszination auf ihn aus. Ab den 1950er Jahren begann er in Paris Ethnologie zu studieren, es begann eine lange Zeit des Forschens, des Reisens, er kuratierte Ausstellungen, gab Kurse und er begann selbst zu sammeln. Die afrikanische Skulptur war gleichzeitig auch Inspiration für seine eigenen Kunstwerke. Er war befreundet mit den wichtigsten Künstlern seiner Zeit: Alberto Giacometti, Marino Marini, Lucio Fontana, Giorgio de Chirico, Giorgio Morandi, Mario Negri und mit bedeutenden Persönlichkeiten aus der Kunstwelt wie Peggy Guggenheim. 85 Stück aus seiner Sammlung finden sich nun in der Dorotheum-Auktion. Die Objekte spiegeln das Leben und Wirken eines der größten Experten afrikanischer Kunst wider, sie wurden mit großem Respekt und Verständnis der Kulturen gesammelt.
Zur Dorotheum-Auktion gelangt auch jenes Objekt, das u. a. 1967 bei der Ausstellung der Retrospektive der Sammlung Monti in der Kunsthalle Darmstadt das Katalogcover zierte, ebenso ist es am Cover des Dorotheum Auktionskataloges zu sehen: Es handelt sich um eine außergewöhnliche, monumentale 202 Zentimeter große Bedu-Maske aus Holz, eine männliche Tanzmaske der Nafana, Kulango und benachbarter Gruppen rund um Bondouko in der Elfenbeinküste und Ghana. Derartige Zeremonienmasken – in geometrischer Form, beschnitzt und ausdruckstark bemalt - sind mit dem Mondkreis verbunden. Der Schätzwert beträgt 40.000 bis 50.000 Euro. Schon für 2.200 bis 2.600 Euro ist eine geheimnisvolle Tierfigur aus Terrakotta der Lobi, Abouno-Burkina Faso, zu haben. Großartige kubistische Proportionen finden sich auf einer 113 Zentimeter hohen seltenen Januskopf-Skulptur der Senufo, Elfenbeinküste (Schätzwert € 8.000 – 10.000).
Wertvollstes Objekt der Auktion ist eine Nkishi Holz-Kraftfigur der Songye (Kongo) aus der Kollektion von Josef Christians, 1969 erworben. Es handelt sich um eine Statue mit enormer kultureller und historischer Bedeutung – und ist gleichzeitig ein Kunstwerk. Diese 102 Zentimeter große Figur wurde früher ausschließlich von Dorfschamanen berührt und ist eine der wenigen, die ihre magischen Substanzen behalten hat. 220.000 bis 240.000 Euro beträgt der Schätzwert für diese seit fünfzig Jahren noch nie ausgestellte Figur, die ein Gemeinde-Oberhaupt in der Subsahara darstellt.
Eine bedeutende Malangan-Schnitzerei, New Ireland, 19. Jahrhundert, stellt einen Kopf dar, der von einem Urwesen umgeben ist, der Naga-Schlange. Diese magische Skulptur soll die Energie von einer Generation auf die nächste übertragen. Der Vogel auf dem Kopf repräsentiert den Clan und soll auch mit den Ahnengeistern kommunizieren. Diese Zeremonien-Figur ist mit 8.000 bis 10.000 Euro geschätzt.
Weiters im Angebot: Ein 194 Zentimeter großer Haida Totem aus British Columbien, beschnitzt mit Wappenfiguren (€ 90.000 – 100.000) und ein Oratoriums-Stuhl aus Holz von dem Volksstamm der Sepik, Papua Neuguinea. (€ 50.000 – 55.000).