Der Sammler, Autor und Kurator Wolfgang Thillmann hat in den letzten Jahrzehnten eine beeindruckende Sammlung von Möbeln aufgebaut. Der Schwerpunkt liegt bei Möbeln aus gebogenem Holz. Mehr als 200 Stücke hat er zusammengetragen, in erster Linie Möbel der Firma Thonet. Die Sammlung beinhaltet exemplarische Möbel aus dem Zeitraum von 1850 bis in die 1960er Jahre, nicht nur Stühle oder Armlehnstühle, sondern auch weitere Möbeltypen wie Tische, Schaukelmöbel, Liegen, Kindermöbel, Puppenmöbel, Salonmöbel und u.v.m.Fast alle Möbel der Sammlung wurden als Leihgaben in Ausstellungen, unter anderem im Grassi Museum in Leipzig, im Museum für angewandte Kunst in Wien und im Museum am Karlsplatz ebenfalls in Wien sowie im Roentgen-Museum in Neuwied gezeigt und sind in den Ausstellungskatalogen abgebildet und dokumentiert. Einen kleinen, aber sicher interessanten Teil machen 13 Objekte der frühen Konkurrenten aus Wien aus. Wegen des Thonetschen Privilegs, das bis 1869 galt, durften sie kein Massivholz biegen und fertigten alle geschweiften Teile ihrer Möbel noch in der alten Technik der Schichtverleimung, schufen wenig eigene Formen, sondern imitierten überwiegend die Modelle von Thonet. Mit zunehmendem Umfang der Sammlung richteten sich die Interessen Wolfgang Thillmanns auch auf die Erforschung der Bugholzgeschichte. Ergebnis dieses Interesses ist eine umfangreiche Sammlung von originalen Dokumenten und Katalogen der Firma Thonet aber auch anderer Bugholzmöbelhersteller, so dass mehrere Originalverkaufskataloge und Plakate in der Sammlung enthalten sind.
Thonetsche Highlights sind unter anderem zwei vollständig aus Schichtholz gefertigte Stühle Nr. 3 - in der österreichischen Terminologie "Sessel" - deren Sitz in Form einer "endlos" gewickelten Spirale hergestellt ist. Ein weiteres Exemplar befindet sich im Kunstgewerbemuseum Köln und in der Pinakothek der Moderne in München. Insgesamt sind nur sechs Stühle dieser Art bekannt.
Lediglich ein weiteres bekanntes Exemplar gibt es von einem frühen Kinderfauteuil Nr. 11 mit geschneckten Armlehnen, hergestellt um 1860. Selten sind auch ein Halbfauteuil "Palais Palffy" - hierbei handelt es sich um das einzig bekannte Exemplar in dieser Ausführung sowie ein frühes Kanapee Nr. 16 aus den Anfängen der 1860er Jahre, wie es bei der Weltausstellung in London 1862 ausgestellt war.
Zu den Highlights zählt zudem ein Sessel Nr. 9, der nur bis 1870 gefertigt wurde und von dem insgesamt weniger als 100 Exemplare überhaupt hergestellt wurden. Weitere seltene Arbeiten sind der Sessel Nr. 10 und Sessel Nr. 16 aus der Frühzeit der Firma, die nicht aus Buche, sondern aus Eichenholz hergestellt wurden, da man in den 1860er Jahren wegen Mangels an Buchenholz gezwungen war, auf Eichenholz zurückzugreifen. Je ein weiteres Stück befindet sich im Thonet Museum in Boppard, darüber hinaus sind keine weiteren Exemplare bekannt.
Zwei gänzlich original erhaltene Schaukelsofas gehören ebenfalls zu den Highlights der Sammlung, die frühere Ausführung ist noch ohne Armlehnen aus der Zeit von 1876 bis 1878, während die andere Arbeit ab 1879 gefertigt wurden und mit Armlehnen ausgestattet ist. Prächtige Möbel des Historismus runden die Sammlung ab: Anhand des Ankleidespiegels "Psyche" und zweier Toilettespiegeln ist deutlich erkennbar, dass sich die Kunst des Holzbiegens hier sicher auf ihrem Höhepunkt befindet.
Bis in die Moderne zieht sich das zeitlose Design der Firma Thonet, in der Auktion vertreten u.a. durch ein Paar Stühle B32 von Marcel Breuer, in dem nun gebogener Stahl zum Einsatz kommt.
Die Ausstellung und Auktion sind Teil der Passagen Interior Design Week in Köln.