Die Juni-Auktionen, mit denen Koller auch sein 60-jähriges Jubiläum begeht, widmen sich der modernen und zeitgenössischen Kunst, der Schweizer Kunst, dem Schmuck, Armbanduhren, der Fotografie und dem Design. Das im Jahr 1958 gegründete Zürcher Auktionshaus offeriert hochwertige und attraktive Werke internationaler und Schweizer Künstler.Eine kleine, aber besonders feine Privatsammlung bedeutender Fauvisten und Expressionisten bildet am 29. Juni das Herzstück der Auktion moderner Kunst. Die Sammlung, deren Anfänge in die 1920er-Jahre zurückreichen, beinhaltet Werke von Maurice de Vlaminck, Gen Paul und eine Reihe herausragender Werke von Kees van Dongen, der in persönlicher Bekanntschaft zur Familie stand. Zu den eindrucksvollsten Arbeiten von van Dongen gehört ein fesselndes, fauvistisches Porträt einer ägyptischen Frau, „Rouge et Jaune (l'Égyptienne)“ von 1910-11 (Los 3230, CHF 1/2 Mio.). Van Dongens Verwendung starker Primärfarben erzeugt in Kombination mit dem intensiven Blick der Portraitierten eine grosse räumliche Tiefe, was den inhaltlichen Gegensatz zwischen Distanz und Nähe auch formal unterstreicht und den Betrachter noch mehr als 100 Jahre nach seiner Entstehung fesselt.
Ernst Ludwig Kirchners skulpturale Werke sind seltene Objekte auf dem Kunstmarkt. Zwei wichtige Beispiele stehen am 29. Juni zum Verkauf: „Obstschale II“, eine geschnitzte hölzerne Fruchtschale von circa 1910 (Los 3223, CHF 100 000/200 000) und ein doppelseitiger Bronzeguss, basierend auf dem originalen Holzrelief von Kirchner von circa 1919 (Los 3227, CHF 250 000/450 000). Beide Werke weisen eine bemerkenswerte Provenienz auf. Es handelt sich um die Sammlung von Kirchners enger Freundin, Künstlerin Lise Gujer, deren Bedeutung innerhalb des skulpturalen Oeuvres nicht zu unterschätzen ist.
Die PostWar & Contemporary Auktion vom 30. Juni beinhaltet zwei Metallskulpturen: „Kiss #18“ von John Chamberlain ist ein Werk aus der Serie „Sockets“ und „Kisses“, die zwischen 1974 und 1979 entstand. Der Künstler bearbeitet dabei farbig gefasste Öltonnen und schafft es meisterhaft, durch das Verformen der zwei Tonnen, im Ergebnis eine leidenschaftliche Berührung zu erzeugen (Los 3433, CHF 250 000/350 000). „Red Square“, eine farbige Bronzeskulptur von Tony Cragg aus dem Jahr 2007, gehört zur Gruppe der Cragg-Werke, die als „Early Forms“ bezeichnet werden, in denen der Fokus auf der Form des Gefässes liegt. Das zugrundeliegende Gefäss, von einem der einflussreichsten und prägenden Bildhauern unserer Zeit, kann hier nur inmitten der fliessenden, dynamischen Formen erahnt werden (Los 3522, CHF 90 000/150 000).
„Western Pagodas“ von Mark Tobey aus dem Jahr 1953, liegt eine mögliche Assoziierung zur Architektur, Zivilisation und Spiritualität zugrunde, die als oft wiederkehrendes Thema im Oeuvre des Künstlers erscheint (Los 3411, CHF 150 000/250 000). „KEZDI-DOMB“ von 1968, stammt aus einem entscheidenden Jahr in der Karriere von Victor Vasarely, als er intensiv an der Entwicklung prägnanter Formen der „Op Art“ arbeitete (Los 3437, CHF 90 000/160 000). „Clockwork Panda Drummer“ von Andy Warhol ist ein charmantes Beispiel aus der sogenannten „Toy Series“ des Künstlers aus den 1980er-Jahren (Los 3451, CHF 80 000/140 000).
In der Auktion für PostWar & Contemporary bietet Koller auch zeitgenössische Schweizer Kunst an: Zwei der selten auf dem Kunstmarkt erscheinenden Werke von H.R. Giger, „Lord of the rings I.“ von 1975 (Los 3477, CHF 70 000/100 000) und „Landschaft VIII.“ von 1972/1973 (Los 3478, CHF 70 000/100 000), gehören ebenso zu dieser Gruppe wie das Gemälde „Simultanes Leuchten“, das Johannes Itten im Jahre 1974 schuf (Los 3458, CHF 60 000/90 000).
Die Auktion mit klassischer Schweizer Kunst am 29. Juni beinhaltet ein beeindruckendes Werk von Giovanni Giacometti, „La lettrice“ (der Leser) von 1912. Giacometti experimentierte zusammen mit seinem Landsmann Cuno Amiet mit verschiedenen künstlerischen Bewegungen wie dem Fauvismus, Impressionismus und Post-Impressionismus, brachte dabei jeden Stil an seine Grenzen und entwickelte seine eigene, einzigartige Ausdrucksform. Hier erforscht der Künstler den französischen Fauvismus und seine Verwendung ungewöhnlicher Farbkombinationen und Effekte von schimmerndem Licht und farbigen Schatten, die sich als charakteristische Elemente seiner Arbeit während dieser Zeit erweisen (Lot 3051, CHF 250 000/350 000). Auch im Juni 2018 gilt: keine Koller-Auktion Schweizer Kunst ohne Werke von Albert Anker. Diesmal steht das erste autonome Kinderbildnis des Künstlers zum Verkauf – „Mädchenbildnis“ von 1862 (Los 3020, CHF 200 000/300 000).
Zwei bedeutende Gemälde von Varlin (Willy Guggenheim) werden ebenfalls angeboten. „D’après Goya“ von 1970-73 behandelt Themen, die sowohl der Arbeit von Varlin als auch dem spanischen Meister gemein sind: die Analyse der inneren menschlichen Zustände, vor allem die Abgründe und Ängste der Menschen, beziehungsweise das existenzielle Unbehagen seiner Zeit (Los 3064, CHF 70 000/90 000). Das zweite Werk von Varlin ist eine grosse, beidseitig bemalte Leinwand, die sich bis zum Ende seines Lebens in Varlins Atelier befand – „Hund auf dem Sessel“ und „Mädchen auf dem Schaukelpferd“ auf der Rückseite der gleichen Leinwand (Los 3067, CHF 50 000/80 000).