Den Auftakt der Frühjahrsauktionen 2018 bildet unsere Spezialauktion mit gläsernen Kunstwerken von der Antike bis hin zum modernen Designobjekt. Mit insgesamt mehr als 900 Objekten handelt es sich um eine erlesene Offerte aus den etablierten Sparten wie Formglas, Schnittglas, Farbglas, Jugendstil & Art Déco oder Glas nach 1930 & Studioglas.Äußerst selten ist der Krautstrunk aus grünem Glas, welcher bereits im 15. Jahrhundert gefertigt wurde und ein absolutes Highlight im Bereich des alten Glases ist. Ein Krautstrunk war eines der beliebtesten und verbreitetsten Trinkgläser in Europa während des 15. und frühen 16. Jahrhunderts, das durch eine besondere Nuppen-Dekoration auffällt. Neben ihrem dekorativen Effekt, erfüllten sie den Zweck, dass das Glas auch mit fettigen Fingern während einer Mahlzeit fest in der Hand lag. Für 8.000 bis 12.000 Euro wird dieses nicht nur ästhetisch ansprechende, sondern auch noch praktische Stück in unserer Auktion angeboten. Dabei handelt es sich um einen Tauchfund aus einem Bayrischen See. In den letzten Jahrhunderten war es üblich, im Winter den Hausmüll auf der Eisschicht der zugefrorenen Seen abzuladen.
Historisch bedeutend ist eine museale Bildplatte aus der Hand von Samuel Mohn. Der vor allem für seine in feiner Transparentemailbemalung ausgeführten Gläser berühmte Mohn, zeigt hier eine weitere Facette seines Könnens. Die in Sihouettentechnik hinter Glas gemalte Darstellung zeigt eine Gesellschaft am Weimarer Hof, bei der sogar einzelne Persönlichkeiten identifiziert werden können: Herzogin Anna Amalia, Herzog Carl-August, Johann Gottfried Herder und Goethe. Selten sind Kunstwerke so genau zu verorten wie diese Bildplatte von Samuel Mohn, da der Künstler seine Signatur um „Halle. 1801“ erweiterte, wodurch es sich wohl um das früheste nachgewiesene Werk des Künstlers handelt. Solch eine Einzigartigkeit schlägt sich im Rufpreis von 10.000 bis 12.000 Euro nieder.
Besonders herauszuheben sind zwei in das Gesamtangebot integrierte Sammlungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die eine widmet sich ausgefallenen Barockgläsern, insbesondere Schnitt- und Emailgläsern, die über Jahrzehnte von langjährigen und treuen Kunden unseres Hauses, Dr. Heinrich und Susan Schnitzler, zusammen getragen worden sind. Ein besonders geschätztes Glas des Sammlerehepaares ist ein Hohlbalusterpokal, der von Hans (Johann) Wolfgang Schmidt in Nürnberg Ende des 17. Jahrhunderts gefertigt wurde. Auf dem ausgefallenen, mit Ringscheiben gegliederten Schaft sitzt die Kuppa mit einem äußerst fein ausgeführten Schnittdekor. Die Qualität von Schmidts Schnittkunst zeigt sich eindrucksvoll in der temperamentvoll gestalteten Szenerie einer zu Pferd bestrittenen Wildschwein-Hetzjagd. Mit 3.000 bis 5.000 Euro ist dieser Pokal moderat geschätzt und wird sich sicherlich einer großen Nachfrage erfreuen.
Aus Norddeutschland stammt die zweite, außergewöhnliche Privatsammlung, die sich ganz dem französischen Jugendstil verschrieben hat. Mit rund 50 ausgewählten Stücken von Gabriel Argy-Rousseau, François-Émile Décorchemont, Daum Frères, Emil Gallé bis hin zu Almaric Walter kann die Sammlung mit außergewöhnlichen Stücken dieser Periode aufwarten. Ein wunderschönes Belegstück des handwerklichen Umgangs mit der fragilen Materie Glas sowie des floralen Dekorverständnisses im französischen Jugendstil ist die große Bodenvase "Nénuphars" von Daum Frères in Nancy. Die Harmonie dieser Vase entsteht vor allem durch die Kombination der leichten Sommerfarben Violett und Gelb sowie des in Gravur fein herausgearbeiteten Dekors auf der sich nach oben hin weitenden, schlanken Wandung. Über den blühenden Seerosen fliegen mehrere Libellen und vermitteln eine faszinierende Leichtigkeit, die sich erst im richtigen Licht entfaltet. Damit gehört diese Vase aus dem Jahr 1902 zu den Highlights der Jugendstilsparte und wird für 10.000 bis 15.000 Euro angeboten.
Ein Highlight des modernen Glases ist ein Schalenobjekt von Mary Ann 'Toots' Zynsky. Die Künstlerin schafft aus feinen, selbstgezogenen Glasfäden in leuchtenden Farben einen wahren Eyecatcher für jede Sammlung. Die zum Teil acht Kilometer langen Fäden werden in der Fusingtechnik von der Künstlerin zusammengeschmolzen und über verschiedene Formen abgesenkt, wodurch eine fragile Dynamik aus dünnen Fäden und kräftigen Farben entsteht.