Die Lempertz-Versteigerung von Art of Africa, the Pacific and the Americas am 31. Januar in Brüssel ist mit 357 Lots deutlich umfangreicher als üblich. Die Auktion präsentiert viele Objektgruppen aus verschiedenen bedeutenden Privatsammlungen und ist besonders gut mit Kunst des Pazifiks bestückt. Die zahlreichen Highlights kommen aus Afrika, Ozeanien wie auch Brasilien.PazifikAn der Spitze einer seltenen und frühen Sammlung mit Schmuck aus Ozeanien steht eine bemerkenswert feine und seltene lei niho palaoa-Halskette aus Hawaii; an fein geflochtenen menschlichen Haarsträhnen hängt ein Elfenbeinhaken (Lot 362, € 15/20.000). Eine aus mehreren Nassa-Muscheln gearbeitete Tolai-Halskette aus Neubritannien befand sich früher in der Sammlung von Herbert Tischner, der einst als Kurator für Ozeanische Kunst am Völkerkunde Museum Hamburg arbeitete (Lot 340, 4/6.000). Ebenfalls aus Neubritannien kommt ein seltenes und filigranes Tanz-Ornament mit der Malerei eines dukduk-Tänzers in leuchtenden Farben (Lot 305, 10/15.000).
Unter den Objekten, die Hinrich Bolten aus Hamburg einst gesammelt hat, befinden sich eine sehr ungewöhnliche Figur aus der Ramu-River-Gegend in Neuguinea (Lot 301, 15/20.000) und ein Aware-Schild aus Neubritannien (Lot 300, 2.000). Bolten hat von 1905 bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs eine Sägemühle in Neu Guinea besessen. Aus einer großen Gruppe indonesischer Artefakte aus der Sammlung eines inzwischen verstorbenen niederländischen Sammlers ragen einige korwar-Amulette von der Nordküste Neuguineas genauso heraus (500/1.500) wie zwei Nias-Ahnenfiguren (Lots 94/95, 6/12.000) und zwei weitere Leti-Ahnenfiguren von den Molukken (Lots 79/80, bis 2.000). Die Sammlung enthält auch einen extrem seltenen Kalimantan-Schild (Lot 84, 4/6.000). Ein imposantes Paar Ahnenfiguren aus Osttimor wurde in einem heiligen Wald in einem aus Palmblättern erbauten Unterschlupf zusammen mit Schweinekiefern und chinesischen Keramikgefäßen, die als Opfergaben dienten, gefunden. Ein damals in situ aufgenommene Photographie zeigt die männliche Figur mit einem aus Haaren bestehenden Schnurrbart und einem Bart; diese wurden wegen des beharrlichen Drängens der Dorfältesten entfernt, um die Kraft der Figuren zu deaktivieren, bevor sie aus dem Dorf entfernt wurden (Lot 261, 25/30.000).
AfrikaDan-Masken werden stets als Klassiker der afrikanischen Kunst angesehen und wurden schon früh von europäischen Künstlern gesammelt, die dem Zauber der Kunst Afrikas erlagen. So erwarb auch der Schweizer Künstler Charles Hug (1899 – 1979) zwischen 1929 und 1932 eine Gruppe dieser Masken von der Elfenbeinküste in Paris. Hugs Maskensammlung von dieser Küste ist 1997 im Museum Rietberg in Zürich ausgestellt worden; einige dieser Arbeiten bereits in einer viel früheren Ausstellung im Jahr 1933 in St. Gallen (zwischen 800 und 6.000).
Die Kunst der Yoruba wird ausgezeichnet repräsentiert von zwei bedeutenden Lots aus der Sammlung von Betty Voss und ihrem verstorbenen Ehemann Frans, einem niederländischen Industriellen. Eine in den 1980er Jahren von den niederländischen Händlern Loed und Mia van Bussel erworbene große stehende weibliche Figur ist mit einer Taxe von 30/50.000 eines der Highlights der Auktion (Lot 124). Von derselben Quelle erwarb das Sammlerehepaar auch ein seltenes Paar Schreinfiguren. Sein 1939 verstorbener Schöpfer Aina Obembe Alaye, Häuptling Ologunde, war während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der berühmtes- ten Meister des großen und bedeutenden Schnitzerei-Zentrums von Efon-Alaye (Lot 131, 25/35.000).
Aus Ostafrika kommen zwei seltene und bedeutende Throne aus Tansania, die zum ersten Mal wieder in der Öffentlichkeit zu sehen sind, seit sie 1994 in der bahnbrechenden Tansania- Ausstellung in der Münchner Galerie Fred Jahn als Leihgabe zu bewundern waren. Der damalige Ausstellungskatalog ist eine der wichtigsten Arbeiten über die noch relativ unbekannte Kunst des Landes (Lots 230/235, Taxen zwischen 20.000 und 35.000).
BrasilienDer brasilianische Anthropologe Harald Schultz (1909 – 1966) hat in Europa selten auf Auktionen angebotene Masken aus dem brasilianischen Urwald zusammengetragen. Viele der von ihm gesammelten Artefakte sind in das Paulista Museum in São Paulo gekommen; die hier offerierte Gruppe von Masken hat die argentinische Künstlerin Alicia Rossi von Schultz erworben. Die größte Maske ist nahezu identisch mit einer Maske, die sich jetzt im Musée du Quai Branly-Jacques Chirac in Paris befindet; sie diente dazu, Kranke zu heilen, indem sie bei ihrem Träger die Schatten des Geistes verscheuchte, der die Krankheit verursacht hatte (Lot 252, 3/5.000).