ZEICHNUNGEN des 16.-18. JahrhundertsEin Spezialgebiet kann das Auktionshaus im Kinsky dieses Mal im Rahmen seiner Altmeister-Auktion anbieten: Rund 70 Zeichnungen in Bleistift oder Tusche aus der Renaissance und des Barock aus verschiedenen Privatsammlungen. Zu den Highlights zählt die dichte Schilderung des „Kampf der Titanen“ aus dem Umkreis Michelangelos, die an dessen Szenen in der Sixtinischen Kapelle erinnert. Jahrzehnte später hat Bartholomäus Spranger die kraftvolle Präsenz des Menschen in die Unsicherheit des Daseins verwandelt und die Kunst der Maniera mitbegründet. Seine „Minerva als Siegerin über die Unwissenheit“ spiegelt diese Zeit des Umbruchs mit den gekonnt platzierten Weißhöhungen wider. Zu den ältesten Blättern dieses Angebots gehört auch eine Darstellung Marias mit dem Kind, das Hans Springinklee zugeschrieben wird, ein Schüler Albrecht Dürers und Mitarbeiter an dessen „Ehrenpforte“. Eine Neuentdeckung ist auch der Geige spielende Knabe des barocken Ausnahmemalers Martin Johann Schmidt aus Krems.GEMÄLDEEin interessantes historisches Dokument bietet die Darstellung einer Sitzung im Zuge des Trientiner Konzils eines unbekannten venezianischen Malers. Die Debatte zur Beilegung der Kirchenspaltung durch die Reformation fand in drei Tagungen zwischen 1545 und 1564 statt, der Maler schildert bildreich die angespannte Situation und die unterschiedlichen Charaktere. Kleinode früher Landschaftsmalerei hingegen präsentieren Jan Brueghel der Ä. mit seiner auf Kupfer gemalten Miniatur-Ansicht der Alten Prager Burg und Jacob Savery mit einer szenenreichen Darstellung des Landlebens vor einer französischen Stadt. Wie harmonisch eine Gemeinschaftsarbeit erfolgen kann, beweisen Jan Brueghel d. J. und Ambrosius Francken in der reizvollen Darstellung von Maria mit Kind im Blumenkranz.
Die seltene Darstellung von der Ermordung Cäsars und die bekanntere der Blendung Samsons schildert hingegen Martin Johann Schmidt in zwei Gemälden, letzteres befand sich ehemals wie fünf andere im Verbund eines Sakristeischrankes der Pfarrkirche in Aggsbach. Sie bestechen durch ihre lebendige Dramatik und raffinierte farbige Komposition.
19. JahrhundertNatur und Stadt waren die Themen, mit denen die Maler des 19. Jhd. mit der Wirklichkeit in Wettstreit traten. Die großen Künstler erkannten aber bald, dass nicht im „Abmalen“ sondern im Erfassen der Atmosphäre mit seinem Licht, seinen Stimmungen, seinen ganz spezifischen Eigenheiten die eigentliche malerische Herausforderung lag. Rudolf von Alt hat dies in unnachahmlicher Art in der schwierigen Technik des Aquarells umgesetzt und vor allem Stadtansichten und architektonische Prospekte in eine bleibende Daseinswirklichkeit verwandelt. Seine Innenansicht des Stephansdoms von 1883 wie der letzte Blick auf den noch barocken Hohen Markt bieten nicht nur hervorragende Beispiele, sondern sind auch ganz neue Entdeckungen in seinem Oeuvre! Olga Wisinger-Florian als herausragende Vertreterin einer modernen Landschaftsmalerei erfasst in virtuoser Flüchtigkeit eine sonnige Szene am Strand von Etretat, zeigt aber auch einen gewagten Farbexpressionismus bei der Verwandlung eines einfachen Weges in ein Stück großer Kunst. Eine ganze Bandbreite an malerischen Lösungen wurde in diesem Jahrhundert gefunden, die in der kommenden Auktion mit Arbeiten von Friedrich Gauermann, Peter Fendi, Leopold Carl Müller, Robert Russ oder Theodor von Hörmann zur Auswahl stehen.
AntiquitätenDas Prachtexemplar eines Habaner Keramikkruges, der die hohe Kunst der Fayence der ehemaligen hutterischen Täufergemeinde in kräftigen Scharffeuerfarben präsentiert, eine seltene bronzene Tischuhr, eine feinst gearbeitete Alabaster Figurengruppe von Josef Bergler, die sich lange im Palais Kinsky in Prag, dann in Wien befunden hatte, aber auch original bespannte Stühle aus dem Palais des Herzog Albert von Sachsen-Teschen, der Albertina in Wien bilden ein abwechslungsreiches Panoptikum des Kunsthandwerks. Zu den herausragenden Unikaten mit hohem Seltenheitswert gehört ein wunderbar verarbeiteter Silberbecher aus Siebenbürgen, genau datiert mit 1564 und ein Kästchen aus Eger, in dem sich die hohe Kunst der Intarsienschnitzerei des 17. Jahrhundert, die in dieser ehemals deutschen Stadt vor den Toren Böhmens eine besondere Hochblüte erlebte, wiederspiegelt. Ein Meisterwerk der Porzellantechnik wiederum stellt ein Uhrgehäuse von Claudius Innocentius du Paquier, dem Begründer ersten Porzellanmanufaktur in Wien dar, das er am 15. Mai 1725 vollendete. Und schließlich führt eine ganze Sammlung von Medaillen und Plaketten des 15. – 18. Jahrhundert mit mythologischen und religiösen Motiven aus Bronze und Silber gegossen, die feine Art der „memoria“, der Andacht und der Geschenkkultur vergangener Zeiten vor Augen.