In diesem Gemälde verlegt Brueghel das Hochzeitsfest ins Freie, auf einen weiten Platz vor einer Gruppe von Bauernhäusern, die als Bühne für die ausgelassene Feier einer großen Gruppe von Bauern und Bäuerinnen dienen. Anders als im Gemälde seines Vaters und auch anders als in seinen anderen Formulierungen dieses Themas steht nicht das Bankett mit der Braut im Zentrum des Bildgeschehens – dieses ist an den rechten Bildrand gerückt, wo, von einem roten Tuch hinterfangen, die Braut zu sehen ist. Vielmehr nimmt der Künstler jene Gäste in den Blick, die keinen Platz am Banketttisch gefunden haben und auf dem Boden picknickend feiern – eine Gesellschaft, deren wildes Treiben einen deutlich größeren Unterhaltungswert bietet. Pieter Brueghel hat die Figuren in einer rhythmischen, friesartigen Komposition im Vordergrund angeordnet und lässt den Blick des Betrachters von links nach rechts mäandern, um dem Betrachter das komische, zum Teil derbe Treiben dieser Gäste darzubieten. Speisen werden gereicht und Getränke eingeschenkt, Musik wird gespielt und Kinder gefüttert, einer schläft bereits seinen Rausch aus, ein Paar kommt sich näher; Junge, Alte, Frauen, Männer, Kinder, Hunde, Vögel – alle feiern mit und bieten dem Künstler die Möglichkeit, den Reichtum seines Figurenrepertoires vorzuführen (Lot 1229).
Jan Brueghel d. Ä. zeigt auf einem kleinen auf Kupfer gemalten Bild eine „Waldlandschaft mit Wanderern“. Das um 1600 entstandene Werk gehört zu einer Gruppe von Gemälden, die den Übergang von der „Weltlandschaft“ des 16. Jh. zur „realistischen“ Landschaft des 17. Jh. zeigen (Lot 1232, 200/250.000). Weiterhin werden von dem Künstler auch die kleine ovale Kupfertafel „Waldlandschaft mit Blick auf die Prager Burg“ (Lot 1234, 60/80.000) und eine „Fruchtgirlande mit Heiliger Familie“ offeriert (Lot 1235, 70/80.000). Jan Brueghel d. J. und Lucas van Uden – der Rubensschüler hat die Landschaft gemalt – haben bei einer “Bewaldeten Landschaft mit erlegten Tieren“ zusammengearbeitet (Lot 1274, 80/100.000). Gabriel Metsus „Ecce Homo“ stammt aus der letzten Schaffensphase des Künstlers, die durch eine Wiederkehr religiöser Sujets gekennzeichnet ist (Lot 1285, 40/60.000).
Bei jeweils 40/50.000 liegen eine „Gebirgslandschaft mit Überfall“ von Josse de Momper und Sebastiaen Vrancx (Lot 1249) sowie eine Schlachtenszene bei Lützen mit Gustav II. Adolf von Schweden von Jan Asselijn (Lot 1261). Claes Molenaer ist mit einer charakteristischen „Winterlandschaft mit Bauern vor einem Wirtshaus und Schlittschuhläufern“ präsent (Lot 1304, 60/80.000). Ein weiteres Spitzenobjekt der Auktion ist die „Landschaft mit Apoll und Marsyas“ von Nicolas Poussin. Denis Mahon datiert das Gemälde in Poussins frühe römische Zeit um 1627. Im Gegensatz zu anderen Künstlern wie etwa Tizian oder Ribera stellt Poussin allerdings nicht die brutale Bestrafung Marsyas durch Apoll dar, vielmehr zeigt er den in Ovids Metamorphosen geschilderten Wettbewerb (Lot 1264, 200/250.000). Auf 60/80.000 kommt „Der Reuige Petrus“ von Claude Vignon (Lot 1265). 1679 haben Giacinto Gimignani und Abraham Brueghel „Venus und Cupido“ auf Leinwand gemalt (Lot 1315, 60/70.000).
Eines der frühesten Bilder der Auktion kommt aus der Werkstatt Giovanni Bellinis. Die auf Holz gemalte „Beschneidung Christi“ ist mit 60/80.000 bewertet (Lot 1201). Ebenfalls auf 60/80.000 ist die Darstellung „Venus und Adonis“ eines Künstlers der Prager Schule um 1600 geschätzt (Lot 1227). Bei 60/70.000 liegt eine „Salome mit dem Haupt Johannes des Täufers“ von Jacob de Backer (Lot 1228). Auf 45/50.000 ist eine figurenreiche Szene mit der „Auferweckung des Lazarus“ von Hans Rottenhammer geschätzt (Lot 1231). Johann König ist mit die „Eherne Schlange“ für 50/60.000 vertreten (Lot 1242). Von Januarius Zick werden zwei großformatige Historienbilder angeboten: „Alexander der Große und die Familie des Darius“ sowie „Die Enthaltsamkeit des Scipio“ (Lot 1349, zus. 100/120.000). Jacob Philipp Hackert ist mit einer seiner schon im 18. Jh. sehr begehrten italienischen Veduten präsent. Seine 1781 entstandene „Flusslandschaft mit Blick auf das Tibertal nördlich von Rom“ trägt eine Taxe von 50/60.000 (Lot 1353).
SKULPTUREN und KLEINPLASTIKDie Abteilung präsentiert 88 Lots mit Arbeiten vom 13. bis zum 19. Jh. Neben großplastischen Skulpturen aus Holz werden auch kleinplastische Werke aus Elfenbein und Bronze offeriert. Schwerpunkte bilden Werke der Spätgotik (15. – 16. Jh.) aus dem deutschsprachigen, dem niederländischen und dem flämischen Raum. Zu den Höhepunkten zählen eine 113 cm große Muttergottes aus Lindenholz von Hans Strigel d. Ä. (nachweisbar in Memmingen 1432 – 1462 / Lot 1423, 50/55.000), der auch mit einer identisch bewerteten, weiteren Figur einer weiblichen Heiligen vertreten ist (Lot 1424). Bei 40/50.000 liegt eine um 1530 am Niederrhein entstandene Hl. Agnes aus Eichenholz (Lot 1455). Bedeutsam ist ebenfalls eine um 1530/1540 in Utrecht gearbeitete Hl. Maria Magdalena (Lot 1456, 20/25.000). Unter den Elfenbeinen des 14. – 18. Jh. ist insbesondere ein im 17./18. Jh. gearbeiteter „Großer Guter Hirte“ hervorzuheben. Die Figur aus Goa mit einer Gesamthöhe von 44 cm ist mit 20/25.000 bewertet (Lot 1484).
19. JAHRHUNDERTHöhepunkt der Offerte ist ein sehr dekoratives stimmungsvolles Gemälde von Friedrich Nerly mit venezianischer Szenerie. Mit seinen Ansichten von Venedig, wo Nerly sich 1837 dauerhaft niederließ, hatte der Künstler bereits zu seinen Lebzeiten enormen Erfolg. Die „Piazzetta di San Marco bei Mondschein“ aus dem Jahr 1849 gehört zu seinem berühmtesten Bildmotiv der in silbriges Mondlicht getauchten Piazzetta, wobei es sich bei dem vorliegenden Gemälde um eine großräumige Variante handelt (Lot 1512, 280/300.000). Ein weiteres Gemälde des Künstlers zeigt den 1832 entstandenen „Winzerzug auf dem Monte Circello“, einen ca. 90 km südlich von Rom gelegenen Vorgebirge (Lot 1514, 80/100.000). Auf 80/90.000 kommt „Schulkinder im Gebirge“, ein charakteristisches Gemälde von Carl Spitzweg (Lot 1527). Der österreichische Künstler Carl Schuch war zu seinen Lebzeiten kaum bekannt, da er nur zwei Gemälde ausgestellt hatte. Erst in jüngerer Zeit hat man dank zweier Retrospektiven in Mannheim/München und Wien den europäischen Rang dieses Künstlers erkannt. Sein hier offeriertes erstaunlich modernes „Stillleben mit Blumen und Äpfeln“ aus dem Jahr 1885 ist mit 30/40.000 bewertet (Lot 1543). Wilhelm Leibls „Mädchenkopf – die sogenannte Malresl“ ist mit einer Taxe von 40/60.000 versehen (Lot 1544). Hans Thoma ist mit vier Gemälden vertreten, darunter „Mainlandschaft bei der Gerbermühle“ für 30/40.000 (Lots 1550 – 1553).
Ansichten des Golfs von Neapel mit Blick auf den Vesuv und die Insel Capri sowie des Golfs von Pozzuoli mit Blick auf Capo Miseno und die Insel Ischia wurden neben Landschafts-darstellungen aus der Umgebung von Rom zum Markenzeichen Franz Ludwig Catels und fanden reißenden Absatz bei Sammlern aus ganz Europa. In dem vorliegenden Gemälde ergänzte Catel die Küstenansicht Neapels durch zwei Fischer mit ihrem Boot sowie zwei Muschelsammler (Lot 1516, 38/40.0000).
Carl Rottmann zeigt den „Dachstein bei Gosau im Salzkammergut“. Seine Landschaftsbilder aus Italien und Griechenland haben in der Aufmerksamkeit seine zahlreichen Landschaften aus Süddeutschland und dem Alpenraum in unbegründeter Weise in den Hintergrund gedrängt. Dabei stellen sie einen ebenso wichtigen wie außerordentlich bereichernden Teil von Rottmanns Gesamtwerk dar (Lot 1507, 25/35.000). Oswald Achenbach mit drei italienischen Gemälden (Lots 1536 – 1538, bis 35.000) und Gemälde von Franz von Stuck, Hans Makart und Anselm Feuerbach runden die Offerte ab.
Lempertz Auktion 1067 21. Mai 2016, 11 Uhr, Lempertz, Köln
Vorbesichtigung Köln 14. – 20. Mai
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