Egon Schiele – Porträt des „Rainer-Bub“ (1910) Egon Schiele – Porträt des „Rainer-Bub“ (1910) - Mit freundlicher Genehmigung von: zisska

Was: Auktion

Wann: 11.05.2016 - 13.05.2016

Schon jetzt können Sie unseren Katalog zu Auktion 66 (11. Bis 13. Mai 2016) als PDF auf unserer Homepage unter www.zisska.de aufrufen. Die Druckversion wird voraussichtlich spätestens am Freitag, dem 22. April verschickt; der "on-line" Katalog wird am Montag, dem 25. April unter www.zisska.de installiert…
Schon jetzt können Sie unseren Katalog zu Auktion 66 (11. Bis 13. Mai 2016) als PDF auf unserer Homepage unter www.zisska.de aufrufen. Die Druckversion wird voraussichtlich spätestens am Freitag, dem 22. April verschickt; der "on-line" Katalog wird am Montag, dem 25. April unter www.zisska.de installiert und wird eine Fülle weiterer Photos zu (fast) jedem Lot enthalten.

An zentraler Stelle steht dieses Mal eine bisher unbekannte Zeichnung von Egon Schiele, die weiter unten gleich als Erstes gezeigt und beschrieben wird.

Ein neu entdeckter Egon Schiele – Porträt des „Rainer-Bub“ (1910)Beim Sichten der Münchener Privatsammlung Wilhelm Denzel, deren reiche Bestände an Handzeichnungen und Druckgraphik nun zum dritten Mal in Folge in unserem Haus versteigert werden, sind schon einige Schätze und Kleinodien zum Vorschein gekommen, gerade aus dem Bereich der frühen Moderne. Dass sich unter den vielen interessanten Blättern jedoch ein Werk von Egon Schiele befindet, damit hat niemand rechnen können. Die Anfang dieses Jahres entdeckte und mittlerweile von der weltweit bedeutendsten Schiele-Expertin, Mrs. Jane Kallir, als echt anerkannte Zeichnung stammt aus dem Jahr 1910, also aus der großen Umbruchsphase im Stil des Künstlers, die man als seinen „expressiven Durchbruch“ bezeichnet hat. In harten, knappen Konturen ist die fast zwanghaft wirkende Haltung des kleinen Jungen umrissen, die Augen sind stark betont, der Gesichtsausdruck dadurch von großer Intensität und Unmittelbarkeit. Wie viele andere Blätter dieses Jahres hat Schiele auch hier auf die glänzende Seite von dunklem Packpapier mit Bleistift gezeichnet und mit „S.10“ monogrammiert sowie datiert. Eine Zeichnung im Metropolitan Museum of Art in New York ist der unseren nicht nur im Zeichenstil, sondern auch von der Physiognomie des Dargestellten her höchst ähnlich. Dieses Porträt ist identifiziert als der Knabe Herbert Rainer, den Schiele mehrfach in dieser Zeit dargestellt hat, einmal sogar in einem Gemälde. Der Unterschied ist die Perspektive: Zeigt die New Yorker Zeichnung den „Rainer-Bub“ von oben, so ist er in unserer Darstellung von unten zu sehen, ganz ähnlich der Zeichnung dreier Straßenjungen aus demselben Jahr 1910, die sich heute in der Wiener Albertina befindet. Unter diesen drei Jungen hat wiederum der linksstehende die größte Ähnlichkeit mit dem Buben in unserer Zeichnung.

Damit reiht sich dieses Blatt in eine Werkgruppe des Jahres 1910 ein, mit der Schiele Kinder aus der Nachbarschaft und Straßenjungen porträtiert und skizziert hat. Deutlich ist der Stilumbruch abzulesen: Brüche, Härte und Verfremdungen prägen gerade die Details – neben den ausdrucksvollen Gesichtszügen ist das vor allem an den schieletypischen Händen und Fingern abzulesen. Dass Wilhelm Denzel diese Zeichnung in seine meist mit gefälligeren Blättern bestückte Sammlung aufgenommen hat, ist im Wesentlichen zwei Gründen geschuldet: Zum einen fällt die Entstehungszeit in Denzels bevorzugte Periode der graphischen Kunst von ca. 1890-1930, aus der er nur figurative, nicht abstrakte Werke gesammelt hat, zum anderen kam die Zeichnung wohl seiner besonderen Vorliebe für die Karikatur entgegen, denn die expressiven Verfremdungen Schieles, wiewohl vom Künstler nicht in diesem Sinne gemeint, zeigen durchaus gewisse Parallelen zur karikierenden Kunst dieser Epoche. An Denzel wird die Zeichnung durch einen der vielen befreundeten Graphikhändler oder Sammler zu einer Zeit gelangt sein, in der Schiele noch weitgehend unbekannt gewesen ist, also wohl bereits vor dem Zweiten Weltkrieg. Im Passepartout zwischen anderen Blättern gestapelt, damit unter Ausschluss schädlicher Lichteinwirkung, hat sie die Zeiten in sehr gutem Zustand überdauert. Ein besonderer, mithin sensationell zu nennender Fund, der unsere Kenntnis vom Werk des bedeutenden Wiener Künstlers um einen Aspekt bereichert.

Losnummer 2166, Schätzung: 80.000,-

Tags: Antiquaratische Bücher, Autographen, Bücher, Grafiken, Handschriften

Auktion 66 (11. Bis 13. Mai 2016)