Mit Herbstwolken aus dem Jahr 1927 ist Pechstein prominent vertraten. Die die 80 x 100 cm große, signierte und datierte Leinwand zeigt die Lupow bei dem pommerschen Rowe, kurz vor ihrer Mündung in die Ostsee. Viele von Pechsteins Landschaftsbildern der zwanziger Jahre haben ein besonderes Naturschauspiel zum Thema. Ihn faszinierte die elementare Gewalt wie auch die Schönheit der Natur, die er immer wieder bildlich festzuhalten suchte. Die Bewegtheit und das imposante Dahinziehen der riesigen, Licht bringenden Wolkenformationen setzte der Künstler mit Hilfe des pastosen Farbauftrags und eines kraftvollen Übergangs gekonnt in Szene. Auch die im Wasser liegenden Ruderboote im Vordergrund zeugen davon, dass Pechstein nicht nur bestimmte Farbakzente reizvoll anzubringen wusste, sondern auch ein souveräner Meister der Formgestaltung war (Lot 206, 350/450.000).
Pechsteins ein Jahr später gemalte Pommersche Fischerkaten sind mit einer Taxe von 300/400.000 versehen. Der Künstler verbringt erstmals zu Beginn der 1920er Jahre seine sommerlichen Arbeitsaufenthalte in Pommern an der Ostsee, erst in Leba, später auch in dem kleinen Fischerort Rowe. Der Künstlern malt die Menschen bei Ihrer täglichen Arbeit; daneben entstehen Landschaftsgemälde von großer Farbintensität. In Faktur und Farbgebung ist die Reminiszenz an Vincent Van Gogh deutlich. Bereits 1902 hatte die Galerie Arnold 50 Gemälde Van Goghs ausgestellt, die Pechstein nachhaltig beeindruckten; 1908 besuchte er dann in Paris die Van Gogh-Ausstellungen bei Druet und Bernheim-Jeune (Lot 207).
Jawlenskys beidseitig bemalte Leinwand repräsentiert in großer Qualität zwei verschiedene Phasen im Werk des Malers. Garten am Bauernhaus stammt aus der Zeit der frühen, farbintensiven, um 1906/1907 datierenden Landschaften aus Wasserburg am Inn, die im Œuvre Jawlenskys eine eigene kleine Werkgruppe bilden. Zu diesem Zeitpunkt setzt sich der Künstler intensiv mit der jüngsten Malerei Frankreichs auseinander, wie dem Postimpressionismus und Fauvismus und mit Künstlern wie van Gogh und zu Cézanne. Die um 1910 entstandene freigelegte Rückseite mit dem grandiosen Mädchenbildnis ist Zeugnis des gereiften, eigenen Stils, der in den Jahren 1911/1912 zu seinem Höhepunkt gelangen sollte. Hier wird spürbar, was der Künstler in seinen späten Jahren als ‚Verhaltene Glut‘ bezeichnet hat (Lot 204, 450/500.000). Meditation. December 1935 N. 21, eine Ölarbeit des Künstlers, liegt bei 50/60.000 (Lot 205).
In der Regel sind Zeichnungen von Bildhauern von besonderem Interesse, weil sie die erste Idee auf dem Weg zur dreidimensionalen Formfindung darstellen. Alberto Giacometti jedoch machte keine formal vorbereitenden Skizzen für seine Plastiken, vielmehr schuf er viele Zeichnungen nach den Plastiken in seinem Atelier. Die drei Motive sind also sehr typisch für Giacomettis Schaffen, halten sie doch einerseits seinen oft porträtierten Bruder Diego im Atelier fest – umgeben von Plastiken und Gemälden –, wie sie auch zwei plastische Werke selbst zeigen: Die für Giacomettis Schaffen beinahe als Markenzeichen stehende Büste mit dem schmal-hohen Kopf "Diego" (AGD 1269) und in weiterer Atelierszenerie der auf einem Modellierpodest stehende Tonbozzetto für "Le Chien" (Lot 225, 200/230.000).
Pablo Picasso ist u.a. mit zwei zahlreich ausgestellten Papierarbeiten aus dem Jahr 1905 (der Zeit der sog. ‚Rosa Periode‘) vertreten: mit Jeune Fille und verso: Étude pour Saltimbanque. Die Darstellungen befanden sich jeweils rechts auf der Doppelseite eines Skizzenbuches. Das ursprüngliche Carnet aus dem Nachlass Picassos und dem Besitz seiner Tochter Marina, ein „Taschenheft“, das nach einer Notiz auf einem der Blätter auf „3 de Mayo 1905“ datiert werden kann, umfasste ursprünglich 51 Seiten. Es wurde auseinandergenommen, eine Doppelseite daraus liegt hier vor. Faszinierend sind die Skizzen und Einträge dieses frühen Carnets von 1905 in Bezug auf das Thema der „Saltimbanques“ mit den Motiven aus der Welt des Zirkus und der Gaukler (Lot 231, 150/160.000). Ferner werden ein Original-Farblinolschnitt Picassos von 1959 für 45/55.000 und die bekannte Original-Lithographie Françoise aus dem Jahr 1946 für 30/35.000 offeriert (Lots 230/232).
Amedeo Modigliani ist mit zwei Papierarbeiten präsent, darunter die aquarellierte Odalisque blu von 1917/1918. Das vielfach ausgestellte signierte Blatt zeigt einen weiblichen Halbakt in der für den Künstler so charakteristischen Eleganz (Lot 236, 130/140.000). Ein vermutlich vor 1917 entstandenes Portrait von Conrad Moricand liegt bei 20/25.000 (Lot 236). Von Max Liebermann liegen zwei Gemälde mit badenden Knaben aus dem Jahr 1899 vor. Die in schnellem Pinselduktus ausgeführten Arbeiten sind mit 110/120.000 und 90/110.000 bewertet (Lots 201/202). 1912 malte Karl Hofer wohl in Paris Indisches Paar unter Bäumen. Das u.a. 1919 bei Paul Cassirer in Berlin ausgestellte Gemälde geht auf Hofers jeweils sechs Monate währende Reisen nach Indien in den Jahren 1909 und 1911 zurück (Lot 214, 80/100.000). Lesser Urys Abendstimmung am Grunewaldsee, eine Leinwand aus den 1910er Jahren liegt gei 80/100.000. Dieses Landschaftsgemälde zeigt eindrucksvoll, dass der Künstler ein Maler des Lichts war (Lot 200).
Emil Nolde ist mit zwei um und nach 1950 entstandenen Aquarellen für 100/120.000 und 50/70.000 präsent (Lots 215/216). Von Heinrich Campendonk liegt eine Rarität vor: Ein 16-teiliges Glasfenster mit der Geburt Christi, das 1943 im Auftrag des Pfarrers für St. Kolumba in Köln geschaffen worden ist (Lot 229, 80/90.000). Ein weiteres Hinterglasbild stammt von Walter Dexel; die abstrakte Arbeit von 1924 liegt bei 28/32.000 (Lot 228). Auf 60/80.000 kommt eine 1930 auf Leinwand gemalte Landschaft im Nahetal von Erich Heckel (Lot 221a). Zwei Stillleben von Georg Schrimpf aus dem Jahr 1925 und von Franz Raziwill aus dem Jahr 1932 liegen bei bis zu 45.000 (Lots 223/223a). 1909 schuf Louis Valtat – einer der Wegbereiter des Fauvismus – mit La Maison eine mit kraftvollen Farben bemalte Leinwand, die sich einst im Besitz des berühmten Kunsthändlers Ambroise Vollard befand (Lot 203, 80/120.000). Maria Mela Muters um 1930 entstandene Zigeunerfamilie ist auf Holz gemalt und mit 70/90.000 bewertet (Lot 213).
Franz Marcs in roter Tusche und Gouache gearbeitetes Blatt Zwei rote Jünglingsakte auf Schwarz von 1912 stammt aus einem Skizzenbuch und ist bemerkenswert vollständig ausgeführt (Lot 209, 50/60.000); eine Kreidezeichnung mit zwei liegenden weiblichen Akten kommt auf 35/40.000 (Lot 210) und eine Landschaft bei Meran auf 28/32.000 (Lot 211). Weitere expressionistische Papierarbeiten liegen vor von Pechstein (25/28.000), eine Tempera und eine Original-Lithographie von Otto Mueller aus den früheren 1920er Jahren (25/30.000 und 28/32.000), und Arbeiten von Erich Heckel, Max Beckmann und George Grosz, dessen Mappenwerk Ecce Homo von 1922/1923 mit 22/25.000 bewertet ist (Lot 204).
Spitzenlos der Skulpturen ist Der Singende Mann aus dem Jahr 1928 von Ernst Barlach. Barlach gelingt es, den Menschen und seinen Gesang in eine zeitlos-expressive Form zu bannen und das transzendierende Moment der Musik in seiner bildenden Kunst erfahrbar zu machen. Dies erklärt auch die immense Popularität der Plastik, die schon bald nach Erscheinen der Edition bei Flechtheim vergriffen war und nach dem Krieg bis in die 1970er Jahre hinein neu aufgelegt worden ist (Lot 218, 100/120.000). Der ebenfalls offerierte Flötenbläser Barlachs von 1936 ist mit einer Taxe von 50/60.000 versehen (Lot 224); Die Flamme, eine Bronze von 1934, liegt bei 35/45.000 (Lot 227). Fritz Klimsch ist mit In Wind und Sonne, einer Plastik von 1936 vertreten (Lot 222, 40/50.000).
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