Bildhauerei: Definition und Geschichte

Die Bildhauerei ist eine der ältesten und vielfältigsten Kunstformen, bei der dreidimensionale Werke aus Materialien wie Stein, Holz, Metall oder Ton geschaffen werden. Bildhauer arbeiten mit unterschiedlichen Techniken wie Meißeln, Modellieren, Gießen und Schnitzen, um ihre künstlerischen Visionen zu verwirklichen.

Entstehung und Geschichte

Die Geschichte der Bildhauerei reicht bis in die frühesten Zivilisationen zurück. Bereits in der prähistorischen Zeit schufen Menschen einfache Skulpturen, wie die Venus von Willendorf aus der Altsteinzeit. In den antiken Hochkulturen wie Ägypten, Griechenland und Rom erreichte die Bildhauerei ein hohes Maß an Raffinesse und technischer Meisterschaft.

Antikes Ägypten: Die ägyptische Bildhauerei war stark von religiösen und symbolischen Motiven geprägt. Monumentale Skulpturen wie die Sphinx von Gizeh und die Statuen der Pharaonen zeugen von der Bedeutung der Bildhauerei in der ägyptischen Kultur.

Antikes Griechenland: Die Griechen entwickelten die Bildhauerei weiter, indem sie die menschliche Anatomie und Bewegung naturgetreu darstellten. Berühmte Werke wie die „Venus von Milo“ und der „Diskuswerfer“ von Myron sind herausragende Beispiele der klassischen griechischen Bildhauerei.

Römisches Reich: Die Römer übernahmen viele Techniken und Stile der griechischen Bildhauerei, erweiterten jedoch das Spektrum durch realistische Porträts und monumentale Triumphbögen.

Mittelalter: Die mittelalterliche Bildhauerei war hauptsächlich religiös motiviert, mit aufwendigen Reliefs und Skulpturen, die Kirchen und Kathedralen schmückten. Ein Beispiel ist das Tympanon der Kathedrale von Chartres.

Renaissance: Die Renaissance brachte eine Wiederbelebung der antiken Techniken und eine Hinwendung zu Humanismus und Realismus. Meisterwerke wie Michelangelos „David“ und „Pietà“ sind Höhepunkte dieser Epoche.

Barock und Klassizismus: Der Barockstil zeichnete sich durch dynamische Bewegungen und dramatische Ausdruckskraft aus, während der Klassizismus eine Rückkehr zu den Idealen der Antike anstrebte. Berninis „Apollo und Daphne“ und Canovas „Paolina Borghese als Venus Victrix“ sind herausragende Beispiele.

Moderne und zeitgenössische Bildhauerei: Künstler wie Auguste Rodin, Constantin Brâncuși und Henry Moore brachten neue Techniken und Stile in die Bildhauerei ein, während zeitgenössische Bildhauer wie Anish Kapoor und Louise Bourgeois weiterhin die Grenzen des Mediums erweitern.

Bekannte Werke

  • Michelangelo: „David“ (1501-1504), „Pietà“ (1498-1499)
  • Auguste Rodin: „Der Denker“ (1880), „Das Höllentor“ (1880-1917)
  • Constantin Brâncuși: „Der Kuss“ (1907-1908), „Die endlose Säule“ (1938)
  • Henry Moore: „Reclining Figure“ (1938), „Large Two Forms“ (1966-1969)

Auktionen und Preise

Bildhauerarbeiten erzielen regelmäßig hohe Preise bei Auktionen. Werke von Henry Moore und Alberto Giacometti gehören zu den teuersten. Giacomettis „L'Homme au doigt“ wurde 2015 bei Christie's für 141,3 Millionen US-Dollar verkauft, was es zu einem der teuersten Skulpturen der Geschichte macht.

Museen und Galerien

Viele der bedeutendsten Werke der Bildhauerei sind in renommierten Museen und Galerien weltweit ausgestellt:

  • Louvre, Paris: Heimat der „Venus von Milo“ und Michelangelos „Sterbender Sklave“.
  • Uffizien, Florenz: Enthält zahlreiche Skulpturen der Renaissance.
  • Rodin Museum, Paris: Widmet sich den Werken von Auguste Rodin.
  • Tate Modern, London: Präsentiert moderne und zeitgenössische Skulpturen.
  • MoMA, New York: Sammlung bedeutender Werke des 20. und 21. Jahrhunderts.

Zitat

Ein bekanntes Zitat von Michelangelo lautet: „Ich sah den Engel im Marmor und meißelte, bis ich ihn befreit hatte.“ Dieses Zitat spiegelt die kreative Vision und das handwerkliche Können wider, das in der Bildhauerei erforderlich ist.

Fazit

Die Bildhauerei bleibt eine zentrale Kunstform, die durch die Jahrhunderte hinweg eine breite Palette von Stilen und Techniken hervorgebracht hat. Von den antiken Meistern bis zu den zeitgenössischen Künstlern hat die Bildhauerei stets die menschliche Vorstellungskraft und handwerkliche Fähigkeiten herausgefordert und inspiriert. Durch die Werke, die in bedeutenden Museen und Galerien weltweit ausgestellt sind, und die hohen Preise, die sie auf Auktionen erzielen, lebt das Erbe der Bildhauerei weiter und inspiriert weiterhin Künstler und Kunstliebhaber auf der ganzen Welt.

Käthe Kollwitz, Biergarten I, 1888/89, Öl auf Malpappe, 162 × 263 mm, Käthe Kollwitz Museum Köln
Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff im Berliner Atelier 1985. Foto: Fotoarchiv Matschinsky-Denninghoff
Georg Baselitz, The Bridge Ghost´s Supper, 2006 gelbe Personen auf dem Kopf vor schwarzem Hintergrund
Fotos: Stadtmuseum Dresden, Sophie Arlet  links im Foto: Dr. Gisbert Porstmann, Direktor der Museen der Stadt Dresden, rechts im Foto: Matthias Waurick, Geschäftsführer der Dresdner Bäder GmbH Foto: Stadtarchiv Dresden“ (historisches Bild)
Hunt Slonem (c) Brandon Schulman Photography
Ausstellungsansicht Ethos und Pathos. Die Berliner Bildhauerschule 1786-1914 im Hamburger Bahnhof, 1990 © Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv / Foto: Reinhard Friedrich
Josef Fischnaller, "Faun", Gouache, 70,5 x 50 cm, 1966
Rago T. Ebeling, Joseph Beuys mit Charlotte Moorman in der Video-Objekt-Komposition von Nam June Paik „TV-Bra for Living Sculpture“, 1969
Plakat sommer.frische.kunst. und art:badgastein 2023
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Alberto Giacometti, Selbstportrait, 1920 Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler © Succession Alberto Giacometti/ 2023, Pro Litteris, Zürich
Erika Giovanna Klien, Kinetische Figur, 1927, Öl auf Leinwand, Privatsammlung, Wien
Amedeo Modigliani, Auf der Seite liegender Frauenakt, 1917, Nahmad Collection, © Nahmad Collection
Keyvisual der Virtual Reality Anwendung „Die Blechtrommel“, Copyright Günter Grass-Haus