Begehrte Bechers und SchuleDas Künstlerpaar Bernd und Hilla Becher und ihre Schüler Thomas Struth und Andreas Gursky dominierten am Freitagnachmittag die Photographie-Versteigerung bei Van Ham Kunstauktionen. Die Düsseldorfer sind zurzeit die herausragenden Vertreter der deutschen Fotografie und auf dem Auktionsmarkt heiß begehrt.Die Typologie „Industriebauten“ von Bernd und Hilla Becher war das Highlight der Auktion. Die zehn Vintages entstanden 1968 in einer Edition des Städtischen Museums Mönchengladbach, wo sie damals für 15 DM verkauft wurden. Jetzt erzielte die Typologie den stolzen Preis von 43.750 Euro.
Der dokumentarische Stil der Bechers ist auch in den Arbeiten der Becher-Schüler deutlich erkennbar. Die beiden angebotenen amerikanischen Straßenansichten Thomas Struths entstanden jeweils in einer niedrigen Auflage von zehn Exemplaren. Die sehr frühe Arbeit „58th Street at 7th Avenue“ in Midtown New York von 1978 wechselte den Besitzer für 16.250 Euro. Die „Wabash Avenue / The Loop“ von 1990 wurde für 10.000 Euro abgegeben. Andreas Gurskys Arbeit „Zoobrücke“ von 1988 ist das elfte von zwölf Exemplaren. Es wurde für 10.000 Euro verkauft, während sein C-Print „Centre Pompidou“ von 1995 ein Ergebnis von 6.250 Euro erzielte.
Luigi Ghirri revolutionierte die italienische Photographie und machte sich dadurch zu einem der bekanntesten zeitgenössischen Photographen des Landes. Der Preis für seine Arbeit "Atelier Giorgio Morandi" stieg auf 10.000 Euro. Auch die zweite angebotene Photographie erweckte das Interesse der Bieter. Der C-Print „Ferrara“ aus „Da Topografia - Iconografia“ entstand 1979 und wurde für 6.250 Euro verkauft.
Die amerikanische Photographie wurde unter anderem von Diane Arbus und Lee Friedlander vertreten. Das „Baseball Game, Central Park“ von Arbus ging für 5.625 an den neuen Besitzer. Bei Lee Friedlanders Porträt „Baltimore, Maryland“ stieg der letzte Bieter erst bei 6.250 Euro aus.
Weitere herausragende Ergebnisse wurden auch für die Arbeiten von Horst P. Horst, Kurt Kranz und Li Wei erzielt. Horsts attraktiver Eyecatcher „Round the clock“ von 1987 brachte 7.500 Euro. Kranz‘ 16-teilige Reihe „Augen“ aus der Werkgruppe der Gerstenbilder gingen für 8.750 Euro an den neuen Besitzer. Für die Arbeit „Freedegree over 25th Story“ des chinesischen Photographen Li Wei war ein Bieter aus Italien bereit 9.375 Euro zu zahlen.
Ein weiteres Highlight war August Sanders Publikation „Antlitz der Zeit“ von 1929. Es handelt sich um die erste wichtige Publikation Sanders und bildet die Vorauswahl für sein großes Werk „Menschen des 20. Jahrhunderts“. Die Originalausgabe ist eine Rarität auf dem Kunstmarkt. Der gute Zustand, sowie der ursprüngliche Einband, Schutzumschlag und Schuber, versehen mit den originären Werbeblättern, überzeugte einen Liebhaber, der dafür 8.125 Euro gewährte.
Van Ham Kunstauktionen, gegründet 1959, ist ein Familienunternehmen, das in zweiter Generation von Markus Eisenbeis als persönlich haftender Gesellschafter geleitet wird. Jährlich finden circa zwölf international beachtete Auktionen in den Bereichen Alte Kunst, Europäisches Kunstgewerbe, Schmuck und Uhren, Moderne Kunst, Zeitgenössische Kunst, Photographie, Teppiche und Dekorative Kunst statt. Durch regelmäßig erzielte Auktionsrekorde gehört Van Ham zu den führenden Auktionshäusern in Deutschland mit Spitzenpositionen im Schmuck und den Gemälden des 19. Jahrhunderts.