Mit dem Tod von Maria Lassnig verlieren wir eine der größten Künstlerinnen, nicht nur in Österreich, sondern überhaupt. Ihre Malerei war wegweisend, wie zuletzt in einer spektakulären Ausstellungstournee zwischen der Neuen Galerie in Graz, den Deichtorhallen in Hamburg, dem Museum Dhondt-Dhaenens im belgischen Deurle und noch bis zum 25. Mai im MOMAPS1 in New York zu sehen war und ist. Ihre Malerei um das Körperbewusstsein hat diesem scheinbar antiquierten Medium neue Wege und Blickweisen ermöglicht, die gerade für die folgenden Generationen und ganz junge Künstlerinnen und Künstler von größter Bedeutung sind. So wuchs im letzten Jahrzehnt die weltweite Rezeption ihres Werkes, zuletzt vor allem auch mit der New Yorker Ausstellung in Neue Höhen. Mit der Verleihung des Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk bei der Biennale in Venedig durfte sie 2013 nach langen Entbehrungen noch eine zusätzliche wunderbare Krönung ihres Werkes erleben, die sie mit folgenden Worten beschrieb:"In Venedig gibt es so viel Wasser, das macht mir Angst. So viel Wasser ist auch geflossen im Laufe meines Lebens als Künstlerin. Nun bin ich überwältigt. Nach mehr als 70 Jahren mit der Kunst, mit vielen Entbehrungen und Nöten, nach vielen Ausstellungen und Erfolgen, die spät kamen, soll ich jetzt diesen großen Preis entgegennehmen, was mir nun nicht mehr persönlich möglich ist. Ich bin einfach zu schwach, und Venedig mit seinem vielen Wasser ist zu weit entfernt. Gerne denke ich an meine Ausstellung im österreichischen Pavillon zurück - damals."
Im Rahmen der Neuen Galerie Graz hatten wir in den letzten Jahren das Glück, mit ihr besonders eng zusammenarbeiten zu dürfen. Es war auf ihre Anregung hin eine besondere und permanente Präsentation des Werkes im Kontext der Museumssammlungen geplant, die sie leider nicht mehr erleben kann. Am Werkverzeichnis wird unsererseits intensiv gearbeitet. In dieser Form hoffen wir auch in Hinkunft viel zu ihrem Nachruhm beitragen zu können. Zur Bedeutung und Größe ihres Beitrags zur Kunst ist heute das letzte Wort noch nicht gesprochen. Da hat sie uns im wahrsten Sinne ein großes Erbe hinterlassen. Peter Pakesch Universalmuseum Joanneum