Bei der Gesamtinstandsetzung von Haus Kreyenberg in Wittingen ist die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) wieder mit dabei. Die Vertragsunterlagen über insgesamt 59.000 Euro für die Aufarbeitung der Fenster und Arbeiten am Dachgeschoss erreichen Detlef Klein und Horst Müller von der Haus Kreyenberg Stiftung in diesen Tagen.Beim großen Stadtbrand in Wittingen 1640 wurde fast die gesamte Stadt zerstört. In der Langen Straße überstand ein Bau das Feuer, das nach seinem Bauherrn Kornett Kreyenberg benannte Haus Kreyenberg. Es liegt in wichtiger städtebaulicher Lage im Zentrum der Stadt Wittingen an der Ecke Lange Straße/Kleine Wallstraße, direkt vor dem ehemaligen Stadtumgang, dem sogenannten Salzwedler Tor.
Bei dem Gebäude handelt sich um einen zweigeschossigen Fachwerkbau, der in seiner ältesten Bausubstanz zur Rückseite in Ständerbauweise mit Ankerbalken ausgeführt wurde. Die spätere Erweiterung erfolgte in Stockwerkbauweise, vermutlich im frühen und späten 19. Jahrhundert konstruiert. Die Fassade zur Lange Straße hin ist traufständig. Sie wird geprägt durch eine zweizonige, dreigeschossig vorgezogene Utlucht mit Giebeldach und zeigt Schnitzereien im Rähm des Erdgeschosses. Dort findet sich auch ein mehrschichtig farbig gefasstes Schriftband. Weitere Schnitzereien rahmen die Eingangstür und zeigen das Wappen Kreyenbergs, ein Schild mit Krähe, sowie die Jahreszahl 1640. Im Inneren findet sich ein großer Teil der originalen Ausstattung, die teilweise bis in das 17. Jahrhundert zurückreicht, etwa die Beschläge. Nahezu alle Fenster der Obergeschosse sind noch erhalten, datierbar auf das frühe 19. Jahrhundert. Im oberen Bereich des Dachstuhls gibt es die große Speichenradkonstruktion eines Lastenkrans.
Bei Haus Kreyenberg handelt es sich um das älteste erhaltene Haus des Ortes, das bereits seit 1970 unter Denkmalschutz steht. Die Ausbildung der Utlucht ist ein Beleg für das Wohnen des gehobenen Bürgertums, entnommen den Vorbildern der Weserrenaissance. Da in vielen Städten die Fachwerkbauweise bereits im 18. Jahrhundert aus brandschutzrechtlichen Gründen verboten wurden und im Zuge dessen auch Erker und Utluchten zurückgebaut wurden, stellt Haus Kreyenberg eine Besonderheit dar.
Seit den 1980er Jahren war Leerstand zu beklagen. Die Stiftung Haus Kreyenberg sieht zukünftig eine kulturelle Nutzung durch Vereine vor und will das Haus öffentlich zugänglich machen. Durch den Leerstand und mangelnde Bauunterhaltung finden sich Feuchtigkeitsschäden, Setzschäden und Probleme mit dem Fugenmörtel. Holzschäden, eine Asbestdeckung, lose Gefache und falsche Farbschichten ergänzen das Schadensbild. In einem ersten Bauabschnitt konnte 2013 die Herstellung der Standsicherheit erfolgen. Nunmehr steht nach einem ausführlichen Schadensgutachten die Gesamtinstandsetzung an.
Der künftig kulturell genutzte Fachwerkbau gehört zu den über 310 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Niedersachsen fördern konnte. Mit der künftigen Begehbarkeit des Dachgeschosses durch konstruktive Ergänzungen ist auch eine Denkmaldidaktische Inwertsetzung verbunden. Bonn, den 17. Oktober 2014/tkm