Peter Schmidt schenkt dem Museum über die Stiftung der Hamburger Kunstsammlungen als Ausdruck seiner langjährigen Verbundenheit wertvolle Objekte der buddhistischen Skulptur und Malerei. Sie stellen eine große Bereicherung der bisherigen Sammlung dar und werden nun zum ersten Mal zu sehen sein. Peter Schmidt hat eine enge Beziehung zu Ostasien und im Besonderen zu Japan entwickelt. (Er gestaltete u.a. in Tôkyô das Restaurant „Juchheim“.) Die ästhetische Ausprägung der japanischen Kultur und die dahinter stehenden geistig-philosophischen Vorstellungen, die stark durch den Buddhismus geprägt sind, haben eine tiefe Anziehungskraft auf ihn ausgeübt.
Sammlung BuddhismusMit der Neugestaltung der Buddhismus-Sammlung werden die Objekte aus der Schenkung von Peter Schmidt erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Buddhismus, im MKG als Teil der Ostasien-Sammlung präsentiert, breitete sich von Indien über ganz Ostasien aus und stellt im Gegensatz zum Christentum und Islam keine monotheistische Religion dar. Entsprechend entwickelte sich in der Kunst ein breiter Kanon an Figurentypen.
Raum 1 – Buddha, seiner Jünger und Beschützer: Den Anfang der bildet der historische Buddha Shakyamuni mit dem Kopf einer Buddhaskulptur aus dem 2. Jahrhundert aus Gandhara (Süd-Afghanistan und Pakistan). Er zeigt noch deutlich den Einfluss griechischer Bildhauerkunst, die durch die Eroberung Alexanders des Großen in dieser Region wirksam war. Die ausgestellten chinesischen Buddhadarstellungen des 6. und 12. Jahrhunderts hingegen verraten in ihrer Massigkeit und Fülle noch zentralasiatische und indische Vorbilder. Mit dem leiblichen Tod errang der historische Buddha Shakyamuni den Zustand der vollkommenen Auslöschung. Dieser Moment ist in einem großen beeindruckenden Bild festgehalten, das aus der Sammlung von Peter Schmidt stammt. Der Buddhismus hat im Laufe seiner Geschichte und Wanderung zahlreiche Schulrichtungen ausgebildet. So stellt eine stehende Holzfigur den Buddha Amida (sanskrit Amitabha) dar, der in Ostasien zu den am meisten verehrten Buddhas zählt. Die Buddhagestalten zeigen als Wesen höchster Erkenntnis und Weisheit einen Zustand nach innen gekehrter Ruhe und zeitloser Heiterkeit. Lebensnaher und bewegter sind die Wesen niederer Erkenntnisstufen dargestellt wie es eine chinesische Luohan-Figur, ein Jünger des Buddha, aus der Ming-Zeit (spätes 15. bis frühes 17. Jh.) zeigt, der ebenfalls von Peter Schmidt stammt. Eine dramatische Überhöhung hingegen erfährt die Holzskulptur eines Fudô myôô, ein König des geheimen Wissens aus der esoterischen Lehrrichtung des Buddhismus, der mit Schwert und Lasso die Gläubigen beschützt.
Raum 2 – Bodhisattva Figuren: Bodhisattvas haben bereits die Erleuchtung erlangt, verbleiben aber in dieser Welt, um den Gläubigen auf ihrem Heilsweg zu helfen. Sie vermögen es, Wünsche für Gesundheit, Wohlstand und Kinder zu erfüllen. Dazu zählt die beeindruckende chinesische Holzskulptur einer Wasser-Mond-Guanyin aus dem 15. Jahrhundert. Sie zeigt einen Bodhisattva-Typ, der in China erfunden wurde, und führt in der königlich-lässigen Sitzhaltung sakrale wie weltliche Merkmale zusammen. Ganz anders erscheint der Bodhisattva Jizô in einer japanischen Holzskulptur um 1400. Er nimmt die Gestalt eines Bettelmöchs an. Im japanischen Volksglauben gilt er bis heute als Verkörperung des Mitleids und des Helfers in der Not. Die Ausstellung thematisiert außerdem die tolerante Natur des Buddhismus und seine Verschmelzung mit anderen ostasiatischen Religionen zu Mischformen. So ist in der Präsentation als eines von zwei Beispielen eine seltene shintôistische Holzskulptur des Gottes Hachiman in Gestalt eines Mönchs aus dem 13. Jahrhundert zu sehen. Eine Malerei zeigt außerdem, wie Unsterbliche eine Brücke in das daoistische Paradies überqueren. Sie sollen den Gläubigen das Ideal der daoistischen Religion vorführen. Fordern Christentum und Islam, keinen anderen Gott zu verehren, verlangt der Buddhismus keine ausschließliche Gefolgschaft. So konnten in Ostasien buddhistische und einheimische Religionen eine Symbiose eingehen. Einen weiteren Höhepunkt bildet ein sechsteiliges Stellschirmpaar, bemalt in Tusche und Gold auf Papier, wie sie in den Wohnungen der buddhistischen Äbte standen. Die Stellschirme zeigen Vögel in einer Winterlandschaft. Der Maler Kanô Naonobu (1607-1650) stammte aus dem Imperium der Kanô-Maler, die in Japan ausschließlich für die Shogunfamilie arbeiteten. Dieses Stellschirmpaar aus der Sammlung Peter Schmidt ist ein meisterhaftes Beispiel für den skizzenhaften Malstil.
Sammlung SamuraiDas Museum für Kunst und Gewerbe besitzt die bedeutendste Sammlung an Schwertschmuck außerhalb Japans, der in der Neupräsentation erstmals Rechnung getragen wird. Der Sammlungsbereich Samurai bringt den Besuchern die Kultur der Krieger (bushi) nahebringen, die bis heute auf Erwachsene wie Kinder in Japan eine ungebrochene Faszination ausübt. Sie beruht auf zwei Besonderheiten: auf den hohen ethischen Verhaltensregeln der Samurai und auf der außerordentlichen Meisterschaft des Handwerks in allen Dingen, die für den Samurai lebenswichtig waren. Die fast 2000 Objekte umfassende Sammlung an Schwertschmuck des MKG stammt aus dem 15. bis 19. Jahrhundert und wurde komplett im späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts vom Gründungsdirekter Justus Brinckmann erworben. Die in Umfang und Qualität ungewöhnlichen Ankäufe von Schwertschmuck wurden allein durch besondere historische Umstände möglich: 1876 wurde in Japan der Stand der Samurai aufgelöst und das Tragen eines Schwertes verboten. Daher gelangten Schwerter und Zubehör in großer Zahl in den Handel und so auch ins MKG.
Das japanische Schwert ist legendär. Es bricht nicht, verbiegt sich nicht, und die Schärfe seiner Klinge ist unübertroffen. Das Schwert besaß mehr Bedeutung und Wertschätzung als Landbesitz, Gold oder Kunstschätze. Für das Schmieden der Klinge wie für die gesamte Montierung mit ihrem vielfältigen Schwertschmuck aus Metall wurde ein unvorstellbarer technischer und künstlerischer Aufwand betrieben. Die Ausstellung zeigt Beispiele der verschiedenen Schwerttypen Zu sehen sind die Klingen wie die kostbaren Montierungen. Die ausgestellten Schwertstichblätter, auf Japanisch tsuba, reichen von den frühen rustikal-einfachen bis zu den eleganten Arbeiten des 17. bis 19. Jahrhunderts. Sie zeigen die hohe Metallkunst und Phantasie in der Gestaltung. Um die technische Raffinesse für den Besucher auch nachvollziehbar zu machen, werden an Beispielen die Arbeitsschritte für wichtige Dekortechniken zu sehen sein. In der Neupräsentation sind auch Gegenstände der Ausrüstung für den Kampf ausgestellt. Dazu zählen prachtvolle Helme, aufwendig mit Lack dekorierte Objekte wie Sattel, Kommandofächer oder Schwertköcher. Die Helme waren Teil der Rüstung und sind Meisterwerke der Handwerkskunst. Die Schale ist aus Eisenplatten gefertigt, die mit Nägeln kunstvoll zusammengenietet sind. Sie werden oft von auffälligen Zierteilen gekrönt. Die Gestalt des Helms sollte dem Träger Kraft verleihen, aber auch den Gegner verunsichern und ängstigen. Das Museum konnte einige solcher spektakulären Helme für die Ausstellung neu erwerben.
Copyright © 2024 findART.cc - All rights reserved