Dachbodenfund wird zur SensationDas starke Angebot von Gemälden des 19. Jahrhunderts prägte die Auktion der Alten Kunst. Das Ergebnis der neueren Meister lag 10 Prozent über der Gesamttaxe, im Bereich der Arbeiten auf Papier sogar stolze 30 Prozent. Am Gesamtergebnis von rund 2,5 Millionen Euro waren unter anderem russische und amerikanische Bieter beteiligt, die sich in diesem Herbst als besonders kauffreudig erwiesen, sowie die erfolgreiche Versteigerung von Werken aus der Sammlung F. Victor Rolff.Alte MeisterDie in einem Sonderkatalog präsentierte Sammlung von F. Victor Rolff aus der Burg Gladbach setzte einen Höhepunkt in der Auktion der Alten Kunst, vor allem unter den Gemälden der alten Meister: Jan van Goyens gewaltiges Gemälde einer „Alten Wettereiche“ erreichte ein Ergebnis von 85.000 Euro, während Jakob Isaackszoon van Ruisdaels „Wasserfall in Burg Bentheim“ für 87.500 Euro den Besitzer wechselte. Geheimer Favorit bei den Gemälden des
19. Jahrhunderts aus der Sammlung Rolff war Johann Geyers kleine, charmante Ballonfahrt (25,5 x 21,5 cm), deren Preis unerwartet schnell und in luftige Höhen auf stolze 27.500 Euro stieg. Damit stellte Van Ham den internationalen Auktionsrekord für diesen Künstler auf.
Im weiteren Feld der Altmeister-Gemälde stach ein kleines Bildnis eines jungen Mannes hervor, dessen Gesicht im Halbschatten liegt. Die Arbeit eines Malers der Leidener Schule des 18. Jahrhunderts hat sich ein französischer Kunstfreund für 35.000 Euro gesichert. John Woottons Antikendarstellung von „Pyramus und Thisbe“ entsprach den Erwartungen und wurde für 25.000 Euro verkauft.
Gemälde des 19. JahrhundertsDer höchste Zuschlag des Tages ging an einen sprichwörtlichen Dachbodenfund: Das Gemälde des russischen Malers Konstantin Alekseevich Korovin wurde Van Ham ohne größere Erwartungen eingeliefert und entpuppte sich schnell als Auktionshighlight. Die „junge Dame mit Rosenstrauß“ ging nach langem Bietergefecht an mehreren international besetzten Telefonen an einen amerikanischen Kunstfreund, der auf den Preis von 375.000 Euro einging. Auf dem Gemälde von Pimen Nikititsch Orlow steht eine junge Dame, wohl Natalie Baggavut, auf einem Balkon, von dem man den Blick auf den Vesuv genießen kann. Das Porträt geht für 92.500 Euro nach Moskau.
Auch weitere russische Meister begeisterten das Publikum und wechselten weit über ihrer Taxe den Besitzer: Julius von Klever stimmungsvolle, frühe Malerei des Peipusssees kletterte von geschätzten 20.000 Euro auf ein Ergebnis von 52.500 Euro, während die beiden Gemälde von Iosif Evstaf‘evic Krackovskij, eine Parisansicht und eine Genreszene, von jeweils 8.000 Euro auf 32.500 Euro, bzw. 16.250 Euro stiegen.
Doch nicht nur die russischen Maler zeigten ihr Potenzial: Theodor Grolls Ansicht des Markusplatzes in Venedig lockte zahlreiche Bieter an die Telefone, gegen die sich ein russischer Kunde durchsetzte. Mit einem Ergebnis von 58.750 Euro erzielte Van Ham den internationalen Auktionsrekord für diesen Künstler. Eine weitere Rekordmarke setzte Van Ham erneut für eine Studie von Johann Wilhelm Preyer: Der 2007 erzielte Höchstpreis wurde mit dem Preis von 32.500 Euro für Preyers „Vier blauen Trauben“ eingeholt.
Arbeiten auf PapierBei den Arbeiten auf Papier gab es unerwartete Preissteigerungen: Ernst Ferdinand Oehmes Aquarell „Bergkapelle im Winter“ stieg von der Taxe in Höhe von 3.000 Euro auf unglaubliche 40.000 Euro, auch dies ein internationaler Auktionsrekord für eine Arbeit auf Papier des Künstlers. Anschließend stieg Wilhelm von Kobells Aquarell „Der Künstler bei Freunden im Garten“ von 2.000 Euro auf ein Ergebnis von 35.000 Euro. Auch der Knabenakt von Julius Schnorr von Carolsfeld erfuhr eine ansehnliche Preissteigerung und landete schließlich bei 15.000 Euro. Il‘ja Repins Zeichnung einer Pariser Cafészene von 1874 fand großen Anklang, wohl auch weil sie als erste Idee der Komposition seines berühmten Gemäldes „Pariser Café“ betrachtet werden kann. Die Arbeit geht für 10.630 Euro an einen finnischen Kunden.