Rückblick. Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg blickt Ende 2012 auf ein Jahr erfolgreicher Neueröffnungen zurück. Auf insgesamt 2.000 Quadratmetern werden die zentralen Sammlungsbereiche Antike, Renaissance, Buddhismus und Samurai, Historismus, Moderne und Design mit mehr als 2.000 Objekten in neuen Präsentationen für das Publikum präsentiert. Damit ist das MKG nach sechsjähriger Sanierungszeit wieder vollständig geöffnet. Zusätzlich wurden 700 Quadratmeter Ausstellungsfläche geschaffen, damit umfassen die neuen bespielten Flächen für Dauer- und Sonderausstellung nun insgesamt 10.000 Quadratmeter. Ergänzt durch hochkarätige Schenkungen aus der Sammlung Prof. Peter Schmidt wurde zuletzt Mitte Dezember der Bereich Buddhismus neu eingerichtet. Die neuen Präsentationen und große Sonderausstellung wie „Udo. Die Ausstellung“, „Verlorene Moderne. Der Berliner Skulpturenfund“ oder „Picasso im Fotoporträt“ haben viele Besucher interessiert, über 150.000 kamen 2012 ins MKG. In die Wiedereinrichtungen flossen im vergangenen Jahr über 2 Mio. Den größten Teil, rund 1,2 Millionen Euro, konnte das MKG mit Hilfe großzügiger Sponsoren zusammentragen. Insbesondere die von Direktorin Sabine Schulze initiierten Saalpatenschaften, die die Sponsoren jeweils für einen oder mehrere Räume der neuen Dauerausstellungen übernahmen, erwiesen sich als erfolgreiches Modell. Dass die Sammlungen des MKG wieder in vollem Umfang gezeigt werden können, ist vor allem diesen zahlreichen privaten Förderern zu verdanken. Sie stehen dafür, dass das MKG, 1877 von Bürgern für Bürger gegründet, über Generationen bis heute von dem großen Engagement der Hamburger getragen wird. Die Stadt Hamburg übernahm, verteilt auf alle Sammlungsbereiche, 825.000 Euro. Zu den Höhepunkten 2012 zählen die neuen Period Rooms, die das MKG im letzten Jahr einrichten konnte. Allen voran die SPIEGEL-Kantine, deren Snackbar und orangefarbener Speiseraum nun für die Öffentlichkeit zugänglich ist und auch für Veranstaltungen gemietet werden kann. Die Sammlung Moderne wird ergänzt durch eine historische Frankfurter Küche von 1926, Inbegriff der Idee vom Neuen Wohnen und Vorläufer der heutigen Einbauküche. Alle Neueinrichtungen wurden in Zusammenarbeit mit renommierten Architekten und Gestaltern realisiert. Das Konzept des Architekturbüros neo.studio für die Sammlungen Antike und Renaissance wird im Februar 2013 mit dem if communication design award im Bereich corporate architecture ausgezeichnet. Vor dem Hintergrund der viel diskutierten Frage, wie Design in einem Museum zu präsentieren sei, ging das MKG im Herbst einen völlig neuen Weg der Präsentation. In Zusammenarbeit mit Jesko Fezer, Professor für Experimentelles Design an der HFBK, entstanden fünf Denkräume, die die Bedeutung von Design in spannenden Raumbildern thematisieren: Archiv, Innovation, Ressourcen, Subversion und Kommunikation.VorschauNach der vollständigen Wiedereröffnung des Hauses widmet sich das MKG im Jahr 2013 wieder großen Ausstellungsprojekten, die zentrale Aspekte von Design und Gestaltung thematisieren. Die Ausstellung „Endstation Meer? Das Plastikmüll-Projekt“ widmet sich noch bis Ende März der Kehrseite der Design- und Wegwerfgesellschaft. Galt Plastik lange als unendlich formbares Wundermittel für Designer und Konsumenten, ist das Material längst zum Fluch für die Meere und seine Bewohner geworden. Ein gigantischer Berg aus Plastikmüll in der Ausstellung steht für die 6,4 Millionen Tonnen Plastik, die jährlich in die Meere und am Ende auf den Teller gelangen. Die Ausstellung macht das hochaktuelle Thema sinnlich erfahrbar und bietet umfangreiche Information und ein vielfältiges Begleitprogramm für Kinder, Schüler und Erwachsene.
„PIXAR. 25 Years of Animation“ zeigt ab Ende Januar am Beispiel des Animationsstudios PIXAR, dass die Helden von Toy Story, Findet Nemo, Ratatouille, Cars oder Merida zunächst mit den traditionellen Techniken der angewandte Künste entwickelt werden, bevor sie im Computer in Bewegung gesetzt werden. Mit 500 Exponaten widmet sich die große angelegte Ausstellung dem künstlerischen Prozess der Illustratoren, Grafikdesigner und Modellbauer, die die Charaktere der Filmfiguren mit Zeichnungen, Malerei, Pastellmalerei und Bildhauerei erarbeiten.
Dass Design und die angewandte Kunst auch immer Geschmacksfragen unterworfen sind, vermittelt ab Mai mit vielen abschreckenden Beispielen die Ausstellung „Böse Dinge. Eine Enzyklopädie des Ungeschmacks.“ Sie greift die Idee des Kunsthistorikers und Vordenkers des Deutschen Werkbund Gustav E. Pazaurek auf, der 1909 im Stuttgarter Landesgewerbemuseum mit der "Abteilung der Geschmacksverirrungen" ein Gruselkabinett mit Hunderten von Objekten des schlechten Geschmacks einrichtete. Überzeugt, dass schlechte gestaltete, also böse Dinge, das Handeln des Menschen negativ beeinflussen, wollte er das Publikum abschrecken und aufklären und eine Lanze für das ästhetisch Gute, Wahre und Schöne brechen. Auf der Basis von Pazaureks Systematisierung konfrontiert die Ausstellung die historischen Beispiele mit zeitgenössischen Produkten und fragt, nach welchen Kategorien heute ‚guter’ und ‚schlechter’ verhandelt werden.
Im November beleuchtet eine groß angelegte Ausstellung „Jugendstil. Eine Utopie“ mit internationalen Leihgaben das Streben der Künstler und Gestalter aller Gewerke in dieser Epoche nach Utopie, Neuanfang und der Aufhebung der traditionellen Trennung von Kunst und Leben. Mit über 300 Werken der angewandten Kunst, wie Möbel, Glas, Gerät, Textil, Mode, Schmuck, Malerei, Theater, Film, Musik bis hin zur Gebrauchsgrafik, Plakatkunst und Kunstfotografie lässt die Ausstellung die Zeit des Jugendstil und der tiefgreifenden Umwälzungen im religiösen, naturwissenschaftlichen und politischen Denken um 1900 wieder aufleben. Die Ausstellung stellt außerdem die Frage, inwieweit die Visionen des Gesamtkunstwerks und der Reformbewegung von damals, heute in ökologischen Krisenzeiten mit dem Ruf nach mehr gesellschaftlicher Verantwortung auf aktuelle Probleme anwendbar sein können.