Sulzburg bei Freiburg im Breisgau. Schon seit Jahren ist der Kampf um Nachlässe von Franz Kafka so spannend – und oft bizarr – wie seine Romane selbst. Zwischen drei Ländern, privaten Sammlern und zahlreichen Einrichtungen spannen sich die Drähte, die immer wieder rot glühen, wenn eines der gesuchten Objekte des namhaftesten Autors des 20. Jahrhunderts zum Verkauf angeboten wird. Im Mittelpunkt dieses Geflechts stand diesmal nicht London oder New York, sondern ein kleiner Ort in Süddeutschland – so unscheinbar, dass manche große Pressenachricht aus Sulzburg ein «Salzburg» machte. Dass dieser kleine Löwe aber sehr wohl brüllen kann, bewies das Auktionshaus Kaupp schon im Vorjahr mit einer ausgezeichneten Sammlung von Zero-Kunst – und ging jetzt erneut durch die Internationale Presse, weil es neben anderen seltenen Büchern und Autographen auch einen bedeutenden Brief von Franz Kafka an Max Brod anbot, in dem Kafka seine Angst vor Mäusen wie in einer Kurzgeschichte lebendig werden lässt.Die Angst, dass auch dieser literarische Schatz rasch wieder in einer privaten Sammlung verschwinden könne, brachte Prof. Dr. Ulrich Raulff vom Deutschen Literaturarchiv Marbach schnell finanzstarke Unterstützung ein für den Versuch, den Brief für diese Literaturinstitution zu sichern... während die internationale Berichterstattung das Interesse für den Autographen auf den Siedepunkt brachte.
«Es war ein Bietgefecht, wie wir es hier selten erlebt haben», sagt Karlheinz Kaupp, der Inhaber des Sulzburger Auktionshauses, «und bei aller Neutralität, die man als Auktionator haben muss, will man natürlich immer, dass ein solcher Schatz in gute Hände kommt.» Das dürfte jetzt gelungen sein: denn der Brief ging für insgesamt 123.417 € an den Berliner Kunstsammler Heiner Bastian, der den Brief für das deutsche Literaturarchiv in Marbach ersteigert hat, um ihn zusammen mit weiteren Mäzenen für Marbach zu sichern und der selbst einen substanziellen Betrag des Kaufpreises dem Archiv stiftet.
«Das ist ein schönes Ergebnis für alle, eine klare Win-Win-Situation», so Kaupp. Das Auktionshaus konnte für den Verkäufer des Briefes ein um mehr als hundert Prozent über dem Einstiegsangebot liegendes Ergebnis erzielen – und zugleich dürfen sich Ulrich Raulff und seine Förderer freuen, für das Archiv und Museum in Marbach einen wirklichen Literaturschatz in Deutschland gesichert zu haben, der jetzt nach Jahrzehnten in Privatbesitz für die Forschung und Öffentlichkeit zugänglich geworden ist. Bereits im April des kommenden Jahres wird der Brief zusammen mit anderen Handschriften des Autors in einer Ausstellung «Kafkas Mäuse» zu sehen sein.
KURZ: Win-Win: Kafkas Mäuse wandern nach MarbachSulzburg bei Freiburg im Breisgau. Am 7. Dezember erstand der Berliner Kunstsammler Heiner Bastian in einer Sonderauktion «Bücher und Autographen» des Sulzburger Auktionshauses Kaupp einen bedeutenden Brief von Franz Kafka an seinen engsten Freund Max Brod. Das vierseitige, historisch und literarisch wertvolle Dokument ging für insgesamt 123.417 € an den Mäzen, der es gemeinsam mit anderen Spendern für das deutsche Literaturarchiv in Marbach sicherte und der dabei selbst einen substanziellen Betrag des Kaufpreises dem Archiv stiftet. «Das ist ein schönes Ergebnis für alle, eine klare Win-Win-Situation», so Auktionator Karlheinz Kaupp, der sich nicht nur über ein Ergebnis der Sonderauktion deutlich jenseits der Millionengrenze freuen kann: «Wir haben nicht nur internationale Aufmerksamkeit für dieses Objekt erzeugt und für den Verkäufer einen hohen Gewinn erzielt, sondern vor allem ist der Brief von Sulzburg aus in beste Hände gekommen und somit wieder für Forschung und Öffentlichkeit zugänglich geworden. Mehr kann man sich als Auktionator kaum wünschen.»