Public Design Support Belgrad, Möbel für eine Roma-Familie, Foto: Studio Experimentelles Design Public Design Support Belgrad, Möbel für eine Roma-Familie, Foto: Studio Experimentelles Design - Mit freundlicher Genehmigung von: mkg

Was: Presse

Wann: 06.12.2013

Hamburg, 5. Dezember 2013 – Auf der Ausstellungseröffnung am heutigen Abend um 19 Uhr im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) werden die diesjährigen Preisträger des mit insgesamt 4.000 Euro dotierten HFBK-Designpreises der Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst bekannt gegeben.

Die fünfköpfige Fachjury hat bereits am Vormittag die zwölf von der Hochschule für…

Hamburg, 5. Dezember 2013 – Auf der Ausstellungseröffnung am heutigen Abend um 19 Uhr im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) werden die diesjährigen Preisträger des mit insgesamt 4.000 Euro dotierten HFBK-Designpreises der Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst bekannt gegeben.

Die fünfköpfige Fachjury hat bereits am Vormittag die zwölf von der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) nominierten Projekte begutachtet und nach eingehender Diskussion ihre Entscheidung gefällt: Den Hauptpreis mit 2.000 Euro erhält Enzo Mittelberger für sein Mülltonnen-Sitzmöbel. Außerdem vergibt die Jury je einen Sonderpreis an Magnus Gburek für seine Objektserie (Nyx) zur Trauerarbeit und an die Studierendengruppe Experimentelles Design von der HFBK, die eine flexible Wohnungseinrichtung für eine Roma-Familie in Belgrad entwickelt hat. Die Sonderpreise sind mit je 1.000 Euro dotiert. Die drei prämierten Arbeiten spiegeln mit ihren Ansätzen im poetischen, kritischen und Social Design die Bandbreite der Designrichtungen an der Kunsthochschule in Hamburg wider.

Mülltonnen-Sitzmöbel, Enzo Mittelberger: Man begegnet ihm überall, hört ihn morgens auf der Straße rumpeln und rümpft die Nase, wenn man seinen Deckel hebt: der Müllcontainer auf vier Rädern – ein alltäglicher Gegenstand, der keiner weiteren Beachtung bedarf? Dabei ist seine robuste Gestalt aus dunkelgrauer Plastik zu ungeahnten Metamor-phosen fähig. Man reinige ihn gründlich, forme das Grundmaterial mit thermischer Hilfe um, und schon wird aus dem hässlichen Entlein ein schöner Schwan, genauer gesagt ein gemütliches Sitzmöbel von rustikaler Eleganz. Aufgrund seiner Festigkeit und Wetterbeständigkeit ist es ideal im Außenbereich und insbesondere auch bei Großveranstaltungen einsetzbar; aber auch als intimer Zweisitzer, mit dem man munter durch jede Wohnung rollen kann, bestens geeignet. „In seiner robusten Schlichtheit und der Verschleifung von privatem und öffentlichem Raum überzeugt das Sitzmöbel als eingängiges wie auch humorvolles Symbol für die heutige Wegwerfgesellschaft. Und dabei ist es so bequem“, sagt Kurator Friedrich von Borries. „Es reiht sich nahtlos ein in eine Reihe kritischer Designobjekte wie etwa ‚Consumer’s Rest‘ der Stiletto Studios, Berlin, von 1983 – ein zum Sitzmöbel umgebauter Einkaufswagen.“

Public Design Support, Studio Experimentelles Design: Im Rahmen des vom Goethe Institut initiierten Projekts „Urban Incubator: Belgrade“ entwickelten die 18 Studierenden im Stadtteil Savamala eine Plattform für öffentliche Gestaltungsberatung. Im praktischen Dialog mit der Nachbarschaft und durch Recherchen wurden sie auf eine Roma-Familie und deren improvisierte Hinterhofwohnung aufmerksam. Zum Schlafen, Essen, Kochen, Wohnen und Arbeiten fehlte es an Platz wie auch an Möbeln. In enger Abstimmung mit der Familie wurde innerhalb von drei Tagen mit einfachsten Mitteln eine funktionale, flexible Wohnungseinrichtung entworfen und gebaut. Es entstand ein Set stapelbarer Stühle, ein Schlafsofa für drei Personen, ein Schreibtisch mit Aufbewahrungssystem und ein Sideboard für den Familiencomputer. „Hier nehmen Designer Verantwortung wahr, spüren gesellschaftliche Leerstellen und Konflikte auf und finden konkrete Lösungen für Probleme, die von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen werden“, so Jury-Vorsitzende Claudia Banz. „Das ist überzeugendes Social Design.“

Objektserie „Nyx“ zur Trauerarbeit, Magnus Gburek: Jede Gesellschaft und Epoche hat ihre spezifischen Brauchtumsformen, um auf Verluste zu reagieren. Der ritualisierte Umgang mit Objekten dient in der Trauerkultur als physische Verbindung zur Vergangenheit und Ersatz sinnlicher Nähe zu Verstorbenen. „Nyx“ bezeichnet eine Gruppe von zehn Gegenständen und Servicekonzepten, die Aspekte der Trauer übersetzen, zum Handeln auffordern oder zu Reflexion anregen sollen. Gedacht sind sie als temporäre Begleiter von Hinterbliebenen im individuellen Trauerprozess und als Angebot für Interessierte, sich mit der vielschichtigen Thematik Tod und Verlust auseinanderzusetzen. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit Trauerbegleitern entwickelt. Jurymitglied und Stifterin Eva-Dorothee Leinemann zeigt sich besonders beeindruckt von dem mutigen Schritt Gbureks, ein so sensibles Thema für das Design zu erschließen. Er wagt einen ersten gestalterischen Umgang mit dem Thema Sterben und Tod in all seiner Brisanz.“

Die zwölf erstaunlichen Designprojekte der 39 Nachwuchsgestalter sind vom 6. Dezember 2013 bis zum 5. Januar 2014 im Museum für Kunst und Gewerbe zu entdecken. Die Besucher erwartet bei ihrem Rundgang durch die Ausstellung jedoch keine Präsentation wohlgeformter Produkte, vielmehr leitet alle an der Kunsthochschule entwickelte Projekte die Frage: Wie kann Design die Welt verändern? Ob es nun Sitzmöbel sind, die aus umfunktionierten Gebrauchsmaterialien wie Packbändern oder Mülltonnen bestehen, eine Open-Source-3D-Drucktechnik zum Bau von ökologischen Fahrradrahmen oder aber die Entwicklung eines territorialen Markierungssystems für eine arktische Region – hier geht es um die Gestaltung von Lebenswelt und gemeinschaftlichen Prozessen. Die Schau im MKG lädt dazu ein, sich von dem Enthusiasmus, der Neugier und Experimentierfreude der jungen Studierenden anstecken zu lassen und am Ende vielleicht bei der Überlegung zu ertappen: Könnte ich die Gesellschaft mit ändern?

Nominiert für den Designpreis 2013 sind: Claire Helen Ehrhardt | Magnus Gburek | Till Ihrig | Marcin Jeż | Enzo Mittelberger | Miryam Pippich | Oliver Schau | Simon Schmitz | Studio Design der Lebenswelten Marjetica Potrč | Studio Experimentelles Design Jesko Fezer | Jakob Taranowski | Kathrin Zelger.

Die Mitglieder der Jury 2013 sind: Dr. Claudia Banz, Leiterin der Sammlung Kunst und Design, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg | Prof. Jesko Fezer, Professor für Experimentelles Design, Hochschule für bildende Künste Hamburg | Dr. Eva-Dorothee Leinemann, Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst | Roland Nachtigäller, Künstlerischer Direktor, Marta Herford | Hanno Rauterberg, Redakteur Feuilleton Die Zeit.

Die nominierten Designprojekte

Claire Helen Ehrhardt (Prof. Jesko Fezer): Nachhaltiger SesselAllein über ihr äußeres Erscheinungsbild definiert, verlieren Dinge immer schneller ihre Popularität bei den Nutzern, so dass der Aspekt der Nachhaltigkeit ausgehebelt wird. Wie würde es sich anfühlen, wenn die uns umgebenden Gegenstände aufgrund einer beständigeren Substanz länger existieren würden, als wir dieses wünschen? Wenn wir den Produktzerfall oder die -abnutzung nicht mehr als Strategie benutzen könnten, uns von dem Alten zu trennen, um das Neue zu erleben? Die Arbeit „Nachhaltiger Sessel“ will den Betrachter mit seiner eigentlichen Konsummotivation konfrontieren und den auf der Empfindungsebene angesiedelten Konflikt zwischen Nachhaltigkeit und Obsoleszenz sichtbar machen.

Magnus Gburek (Prof. Ralph Sommer): NyxJede Gesellschaft und Epoche hat ihre spezifischen Brauchtumsformen, um auf Verluste zu reagieren. Der ritualisierte Umgang mit Objekten dient in der Trauerkultur als physische Verbindung zur Vergangenheit und Ersatz sinnlicher Nähe zu Verstorbenen. „Nyx“ bezeichnet eine Gruppe von zehn Gegenständen und Servicekonzepten, die Aspekte der Trauer übersetzen, zum Handeln auffordern oder zu Reflexion anregen sollen. Gedacht sind sie als temporäre Begleiter von Hinterbliebenen im individuellen Trauerprozess und als Angebot für Interessierte, sich mit der vielschichtigen Thematik Tod und Verlust auseinanderzusetzen. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit Trauerbegleitern entwickelt.

Till Ihrig (Prof. Julia Lohmann): VogelhütteDavon ausgehend, dass urbaner Raum mit Blick auf Fauna und Flora häufig ein toter Raum ist, bietet die Installation „Vogelhütte“ einen Ansatz, um Stadtraum als Biotop für verdrängte Tier-arten zurück zu gewinnen und dies mit einem Nutzen für den Menschen zu verbinden. So ist etwa für eine gesunde Population von Vögeln das Nahrungsangebot entscheidend. Bei vielen mitteleuro-päischen Sperlingsarten, die in den Metropolen kaum mehr zu finden sind, gehören Fluginsekten und Spinnen dazu. Paradoxerweise treten in modernen Neubausiedlungen wie der Hafencity Hamburg häufig Spinnenplagen auf. Einer der Gründe hierfür ist das Fehlen eines Fressfeindes. Denn durch die glatten Fassaden finden Sperlinge, die in der Natur vorzugsweise an Felswänden nisten, dort keine Möglichkeit zum Nestbau. Die „Vogelhütte“ als Selbstbausatz bietet hier Abhilfe, kann sie doch von jedermann flexibel an Straßenschildern in der Stadt platziert werden.

Marcin Jeż (Prof. Ralph Sommer): 3D-Drucker, PLADas Projekt beschäftigt sich mit einer technologischen Umgebung, die den Aufbau eines Fahrrad-rahmens aus einem ökologischen Material ermöglichen soll. Ein System, bestehend aus Rohrsätzen und druckbaren Steck-Muffen, soll die Aufgabe bewältigen. Ausgangspunkt ist ein selbstgebauter 3D-Drucker. Dieser produziert die notwendigen Teile, um eine Rohrsatzmaschine wie auch die Innenstruktur der Rohrsätze aufzubauen. Die so produzierte Rohrsatzmaschine bezieht dann die Innenstruktur mit einer Art Beschichtung, die die Konstruktion durch Kreuzun-gen von PLA-Fasern festigt. Die Oberschicht wird dadurch gleichzeitig stabil und mit dem Kern verschweißt. Nachdem die Rohrsätze präpariert sind, werden sie mit einem 3D-geprinteten Muffensystem zusammengebaut. Die Tubing-Maschine stellt die erste Phase des umfangreichen Projekts dar. Die neugeschaffene Umgebung soll dazu dienen, selbständig aus dem Rohrsatz-Halbzeug konzipieren und bauen zu können. Das Verfahren ermöglicht die gezielte Gestaltung der Innenstruktur und somit die optimale Steuerung der Kräfteverteilung und Materialbean-spruchung. Die Technik ist überall anwendbar, günstig und bedient sich des ökologischen Materials PLA, einem abbaubaren Roh-Biokunststoff. Das Projekt entstand in Kooperation mit Nathaniel Lok-Hey Wichmann, der den G-Code-Generator programmiert hat.

Enzo Mittelberger (Prof. Glen Oliver Löw): MülltonnensitzmöbelMan begegnet ihm überall, hört ihn morgens auf der Straße rumpeln und rümpft die Nase, wenn man seinen Deckel hebt: der Müllcontainer auf vier Rädern – ein alltäglicher Gegenstand, der keiner weiteren Beachtung bedarf? Dabei ist seine robuste Gestalt aus dunkelgrauer Plastik zu ungeahnten Metamorphosen fähig. Man reinige ihn gründlich, forme das Grundmaterial mit thermischer Hilfe um, und schon wird aus dem hässlichen Entlein ein schöner Schwan, genauer gesagt ein gemütliches Sitzmöbel von rustikaler Eleganz. Aufgrund seiner Festigkeit und Wetterbeständigkeit ist es ideal im Außenbereich und insbesondere auch bei Großveranstaltungen einsetzbar; aber auch als intimer Zweisitzer, mit dem man munter durch jede Wohnung rollen kann, bestens geeignet.

Miryam Pippich (Prof. Julia Lohmann): over bloemenFolie aus der Massenproduktion, die zum Schutz von Blumen dienen soll, verschmilzt schlierenartig mit industriell hergestellten, teilweise bruchstückhaften Objekten zu einem halbtransparenten Ganzen, das an eine Vase erinnert, sich deren Funktionalität aber verweigert. Dem für Produktdesign typischen Streben nach Transparenz, Effizienz und Perfektion werden mit der Serie „ over bloemen“ bewusst andere Kategorien wie die der Deformation und Unvoll-kommenheit entgegengesetzt. Kombinationen aus Porzellan- oder Schlauchresten einerseits und problematischen Materialien anderseits führen zu ästhetisch ansprechenden Vasenobjekten, die sich in ihrer Fragilität autonom behaupten. Ihr Verweigerungsgestus gilt der künstlichen Schönheit jeder Art von Schnittblume, die als Erzeugnis einer gigantischen emissionslastigen Gewächshausindustrie den Markt dominiert.

Oliver Schau (Prof. Jesko Fezer): Tärnö 7 – KlappstuhlinstallationIm Rahmen einer Ausstellungskooperation zwischen der Hochschule für bildende Künste Hamburg und der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland ist die Klappstuhlinstallation „Tärnö 7“ auf dem Museumsvorplatz in Bonn entstanden. Mehrere Klappstühle wurden mit einem Zugmechanismus an den vorhandenen Laternenpfählen befestigt, so dass sie von Besuchern zum Sitzen herangezogen und beliebig positioniert werden konnten. Nach dem Gebrauch rutschten sie selbstständig wieder zurück und klappten zusammen. Durch die Benutzung der Installation wurde die klare Ordnung des öffentlichen Platzes gebrochen, ein dynamischer Raum bildete sich innerhalb der vorgegebenen rigiden Struktur, in die sich die Stühle nach dem Gebrauch jedoch automatisch wieder integrierten.

Simon Schmitz (Prof. Glen Oliver Löw): SM. 13Der Entwurf versucht das Gefühl des „hängenden Sitzens” in einem eigenständigen Sitzmöbel wiederzugeben. Ziel war es, das aufwendige Befestigen an einer Zimmerdecke und somit die Standortgebundenheit eines solchen Möbel zu vermeiden. Hierfür wurde die Sitzfläche aus Segeltuch gefertigt und separat an vier Aufnahmepunkten auf ein Stahlgestell aufgelascht. Sie ist daher in zwei Richtungen frei beweglich und ermöglicht die erwünschte Schwingbewegung. Für die Festigkeit sorgen zwei Spannelemente unter der Sitzfläche und auf der Höhe der Hüfte. Dabei kann die Spannung für den individuellen Sitzkomfort stufenlos eingestellt werden.

Studio Design der Lebenswelten (Prof. Marjetica Potrč): Tromsø – A City as a GardenDas Projekt des Studios von Marjetica Potrč entstand im Kontext eines Treffens des Netzwerks „UnigrowCity“ in Tromsø, Norwegen. Gefragt waren Perspektiven und Ideen für eine arktische Region, die von den Folgen der Erderwärmung in besonderem Maße betroffen ist. Nach einem Zukunftsszenario wird sich Tromsø zunehmend aus vielen dezentralen Einheiten zusammen-setzen, die die Idee einer partizipatorischen und ökologischen Nutzung von Ressourcen umsetzen und in einen sich selbst erhaltenden Kreislauf von Produktion und Konsum leben müssen. Die Studierenden entwickelten eine Serie von „relational objects“, Objekte die Beziehungen zwischen Produkt, Material und Benutzern herstellen und symbolisch für einen kulturellen Wandel stehen: Maschinen zur Filzerzeugung, eine Jurte, ein Ofen aus einem Ölfass, ein territoriales Markierungs-System sowie Schaubilder zu „Land und Wasser“, „Selbstkonstruktion“ und „Nahrung“, die vor Ort recherchierte Ergebnisse anschaulich machten. Performative Aktionen ergänzten die Serie: So wurden verwertbare Nahrungsmittel aus dem Abfallsystem des örtlichen Supermarkts gerettet und zu gemeinsamen Mahlzeiten verarbeitet. Bei einer Markierungs-Aktion wurden das Verhältnis von Wasser und Land sowie unterschiedlich nutzbare territoriale Abschnitte sichtbar gemacht. Schließlich gab es eine Ofen-Performance und eine Aktion, bei der gemeinschaftlich Filz hergestellt wurde. | Studio Design der Lebenswelten sind: Albin Andersson, Basak Gøl, Lisa Kästner, Johan Romme, Amalia Ruiz-Larrea, William Schwartz, Mai Shirato, Julia Suwalski, Nuriye Tohermes; Gäste: Valentina Karga (Universität der Künste Berlin), Johanna Padge (Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle)

Studio Experimentelles Design (Prof. Jesko Fezer): Podrška Za Javni Dizajn / Public Design Support Savamala, BelgradIm Rahmen des vom Goethe Institut initiierten Projekts „Urban Incubator: Belgrade“ wurde das Studio Jesko Fezers eingeladen, eine Idee für den Stadtteil Savamala zu entwickeln. Anknüpfend an die vorherigen Erfahrungen mit dem Angebot einer Öffentlichen Gestaltungsberatung in Hamburg-St. Pauli konzipierten die Studenten ein Vor-Ort-Büro in Form eines Gewächshauses für „Public Design Support“ in Savamala, um auch dort mit Anwohnern aktiv nach Lösungen für gestalterische Probleme zu suchen und so in einen offenen, praktischen Dialog mit der Nachbar-schaft zu treten. Während ihrer Recherchen, Rundgänge und Gespräche in dem Belgrader Stadtteil wurden die Studierenden auf eine Roma-Familie und deren improvisierte Hinterhofwohnung aufmerksam. Zum Schlafen, Essen, Kochen, Wohnen und Arbeiten fehlte es an Platz wie auch an Möbeln. In enger Abstimmung mit der Familie wurde innerhalb von drei Tagen mit einfachen Mitteln eine funktionale, flexible Wohnungseinrichtung entworfen und gebaut. Es entstand ein Set stapelbarer Stühle, ein Schlafsofa für drei Personen, ein Schreibtisch mit Aufbewahrungssystem und ein Sideboard für den Familiencomputer. | Studio Experimentelles Design sind: Burak Bedenlier, Frieder Johann Bohaumilitzky, Hanna Bruchmüller, Anna Finja Delz, Charlotte Dieckmann, Nora Marie Geißler, Anja Gerin, Fynn-Morten Heyer, Philipp-Emanuel Mauthe, Marko Mijatovic, Lisa Müller, Daniel Pietschmann, Jeppe Noerholm Rohde, Benedikt Matthias Schich, Johannes Schlüter, Rados Vujaklija, Maximilian Weydringer, Friederike Wolf

Jakob Taranowski (Prof. Glen Oliver Löw): HängesitzmöbelEine Auseinandersetzung mit bekannten Modellen von an der Decke befestigten, hängenden Sitzmöbeln weckte die Frage, welche Vorzüge sich durch diese Art der Konstruktion und Anwen-dung ergeben. Der daraus resultierende Entwurf nutzt die Befestigung an der Decke auf eine neue Art und Weise. Mit Hilfe eines Seils bewegt sich der Benutzer durch eigene Muskelkraft in der Vertikalen. Im individuell gesteuerten Auf- oder Absteigen gewinnt er durch den Perspektiven-wechsel einen neuen Eindruck der Räumlichkeit, er kann alle anderen Objekte unter sich lassen und hoch oben verweilen – zwischen Rückzug und Überblick, kontemplativen Anlehnen und aktivem Ausschau halten. In jedem Fall ist die Höhe, auf der man sich bewegt, selbst gewählt.

Kathrin Zelger (Prof. Julia Lohmann): EisblumeAusgangspunkt für das Projekt „Eisblume“ war die Beschäftigung mit einem allgegenwärtigen Objekt, der Vase, die sich schrittweise mit dem Anspruch verband, dieses aus heutiger Perspektive neu formulieren zu wollen, ohne in eine Wiederholung des Bisherigen zu verfallen. Bei dem Entwurf fungieren in Wasser eingefrorene Zierblumen als Momentvasen. In Kälte gebunden werden die Blumen durch die Zeit gebracht oder, man könnte auch sagen, ihrer zeitlichen Bedingtheit enthoben. Je nachdem wie die Objekte präsentiert werden, versinnbildlicht die Beständig- wie (potentielle) Flüchtigkeit des Eises die Zeit. Die Änderung des Aggregatzustandes führt zur Auflösung der Vasenform und verstärkt den Eindruck von Wandel und Vergänglichkeit, dem alles Irdische unterliegt – das klassische Vanitas-Motiv: Die Schönheit einer geschnittenen Blume lässt sich für den Augenblick im Eis konservieren, ihr Sterben ist jedoch unaufhaltsam.

Claire Helen Ehrhardt (Prof. Jesko Fezer), Nachhaltiger Sessel, Buchenholz, Hanf, Schafwolle, Federstahl, Baumwollsamt aus Naturfasern, H 90 x B 73 x T 97 cm, Foto: Clair Helen Ehrhard Claire Helen Ehrhardt (Prof. Jesko Fezer), Nachhaltiger Sessel, Buchenholz, Hanf, Schafwolle, Federstahl, Baumwollsamt aus Naturfasern, H 90 x B 73 x T 97 cm, Foto: Clair Helen Ehrhard - Mit freundlicher Genehmigung von: mkg / Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Tags: Design, Hamburg, Kunstpreis, Leinemann-Stiftung

Eröffnung und Preisverleihung: 5. Dez. 2013, 19 Uhr | 6. Dezember 2013 bis 5. Januar 2014