Die nominierten DesignprojekteSebastian Auray: About a Lamp Der Entwurf zeichnet leichthin das Bild einer Stehleuchte: Der Lampenschirm ist an der Wand fixiert und das herunterhängende Kabel funktioniert nur optisch als Fuß. Die gesamte Leuchte kommt ohne Verschraubungen oder Verklebungen aus, sie ist jederzeit einfach demontierbar und das einzelne Element austauschbar. Es bedarf lediglich einer Bohrung in die Wand für eine magnetische Schraube, die der Leuchte den nötigen Halt bietet. Ein Zustand der Schwebe. Michael Bernard, Alexander Joly und Oliver Schau: Niebuhr-Hochhaus-Gemeinschaft Bewohner des 1971 erbauten Niebuhr-Hochhauses im Hamburger Stadtteil St. Pauli kamen auf die Design-Studenten des Büros für Öffentliche Gestaltungsberatung mit dem Wunsch zu, einen Gemeinschaftsraum in dem 16-Geschosser einrichten zu wollen. Schnell wurde klar, dass es weniger um das Finden und die konkrete Ausgestaltung eines geeigneten Raumes, denn um den Impuls für gemeinschaftsbildende Prozesse gehen muss. So wurde ein Hochhausflur unter Zuhilfenahme von eigens hierfür entwickelten mobilen Stehtischen und Tresen zu einem dynamischen Empfangsraum transformiert und mit einem Punschabend belebt, bei dem sich die Bewohner untereinander kennenlernen konnten. Die Folgeveranstaltung, ein Frühschoppen, wurde bereits vom Haus selbst organisiert. Die Gestaltungsarbeit war damit erfolgreich abgeschlossen, aber die Idee der temporären Umnutzung halböffentlicher Räume für gemeinschaftsfördernde Aktivitäten lässt sich weiter entwickeln.Charlotte Dieckmann und Alexander Joly: Gegenplanung Esso-Häuser Die 1959 im Hamburger Stadtteil St. Pauli erbauten Esso-Häuser bieten heute eine kieztypische Mischung aus Sozialwohnungen, einer Gewerbezeile mit Clubs, Kneipen, einem Sex-Shop und einer Esso-Tankstelle. Gegen Abriss- und Neubaupläne entstand eine Bewohnerinitiative, die Unterstützung bei dem von Professor Jesko Fezer mit Studierenden gegründeten Büro für Öffentliche Gestaltungsberatung suchte: Um einen alternativen Entwurf für den Erhalt der Häuser entwickeln zu können, mussten die Wünsche der Mieter gesammelt und dokumentiert werden.
Die Projektbearbeiter entwarfen hierfür einen Faltbogen der Esso-Häuser, der als Einladung zur Selbstgestaltung an jede Wohnungstür geheftet wurde, sowie ein im öffentlichen Raum platziertes Gebäudemodell aus Ytongsteinen, an dem die Ideen veranschaulicht werden konnten. Ein Film über diesen Gestaltungsprozess wurde auf dem Hamburger Architektursommer präsentiert. Das Modell verblieb vor Ort und kann als Sitzbank oder Grillplatz dienen.
Ruben Faber: AL99Keine technisch wirkenden Kühlrippen, keine Strangprofile oder Gehäuse aus massivem Metall – stattdessen ist ein leichter Körper mit einer organisch anmutenden Struktur zu sehen. Diese garantiert gleichwohl die Stabilität von » AL99 « bei verhältnismäßig geringem Materialeinsatz. Das umlaufende, farbige Kabel zeichnet das Schaltbild der LED-Leuchtmittel nach und bestimmt den klaren geometrischen Aufbau der Leuchte, wodurch die Schaumstruktur in den Vordergrund rückt: So kann sich » AL99 « unaufdringlich in die verschiedensten Umgebungen einfügen. Der Leuchtenkörper aus offenporigem Aluminiumschaum ist dabei für die vier warmweißen LED-Leuchtmittel Kühlelement und Blendschutz zugleich.
Markus Hüppauf:
Lastenfahrrad-Netzwerk Güter transportieren, ohne ein Auto einsetzen zu müssen – das ist das Ziel des auf der Elbinsel Wilhelmsburg in Hamburg realisierten Workshop-Projekts. In Zusammenarbeit mit lokalen Institutionen und Nutzern werden aus alten Fahrrädern Transporträder gebaut und in ein kostenloses Verleihsystem eingebunden. So entsteht ein nachhaltiges Transportnetzwerk, das zugleich infrastrukturellen Mängeln entgegenwirkt. Das Projekt wächst bottom up, soll also durch seine Nutzer getragen und erweitert werden. Dabei ist es zugleich Teil einer international wachsenden Gemeinschaft von Initiativen, die sich der Förderung von Pedalkraft verschrieben haben.
Markus Hüppauf:
Lastenfahrrad-Netzwerk Güter transportieren, ohne ein Auto einsetzen zu müssen – das ist das Ziel des auf der Elbinsel Wilhelmsburg in Hamburg realisierten Workshop-Projekts. In Zusammenarbeit mit lokalen Institutionen und Nutzern werden aus alten Fahrrädern Transporträder gebaut und in ein kostenloses Verleihsystem eingebunden. So entsteht ein nachhaltiges Transportnetzwerk, das zugleich infrastrukturellen Mängeln entgegenwirkt. Das Projekt wächst bottom up, soll also durch seine Nutzer getragen und erweitert werden. Dabei ist es zugleich Teil einer international wachsenden Gemeinschaft von Initiativen, die sich der Förderung von Pedalkraft verschrieben haben.
Dahm Lee:
Quadrat Das Quadrat dient in dem Entwurf als grafisches Objekt. Ausgangspunkt waren alltägliche Wohnräume, in denen viele Dinge eine quadratische Form aufweisen: Bücherregale, Betten, Tische, Fenster, Türen. Das inspirierte die Designerin dazu, mit dieser gängigen Form zu spielen, sie mittels eines Hexaeders und Pentagons zu verdrehen und zu verbiegen. Der Einsatz von farbigen Gummiseilen, die auf verschiedene Arten gewickelt wurden, macht die grafische Dimension des Quadrats augenfällig. So wie die Form sich nicht einfach definieren lässt, ist die Funktion auch nicht vorgegeben. Die Benutzer bestimmen selbst darüber, wie sie mit dem Objekt interagieren wollen.
Michael Leßmöllmann und Philipp Lorenz Schott: Fogger Der » Fogger « ist eine hocheffiziente, vertikale Bepflanzungseinheit. Man nehme vorgekeimte Gemüsepflanzen seiner Wahl, setze sie mit Hilfe der Neoprenstopfen in die Säule ein, fülle den Tank mit Wasser und dem mitgelieferten Dünger, und der vollautomatische Eigenanbau kann beginnen! Flüssigkeit und Nährstoffe werden den Pflanzen bis zu sechs Wochen autark mittels fog-ponischer Anbauweise zugeführt: Umströmt von Nährstoffnebel, der durch einen Ultraschallkopf erzeugt wird, wachsen die Wurzeln frei in die geschlossene Säule. Die Nebelatmosphäre sorgt für eine maximale Sauerstoffzufuhr, so dass das Wachstumspotential der Pflanze voll ausgeschöpft werden kann.
Ina-Marie von Mohl:Denk mal Büroarbeit findet heutzutage vermehrt in Großraumbüros statt. Neue Formen der Arbeitsplatzteilung wie coworking spaces, in denen Selbstständige sich flexibel einen Schreibtisch mieten können, sind zunehmend verbreitet. Häufig fehlen jedoch Rückzugsorte oder akustische Abschirmmaßnahmen, so dass die Arbeitsmotivation wie auch die Arbeitsumgebung beeinträchtigt wird. Der schallabsorbierende Schirm » Denk mal « schafft einen Raum im Raum, indem er flexibel – je nach Aufhängehöhe – für alle zur Verbesserung der Raumakustik oder für den Einzelnen zur Abschottung von der Umgebung sowohl akustisch als auch visuell beiträgt.
Mario Pitsch:Die Dreistigkeit des Objekts 1 Technische Innovation ist ein wichtiger Antrieb für das Design. Daneben bleiben jedoch poetische, semantische und interaktive Entwicklungen zu wenig berücksichtigt. »Die Dreistigkeit des Objekts 1« ist als Gegenbeispiel zu den vielen Objekten gedacht, die die Funktion des Dimmens zwar technisch lösen, das Erlebnis der Funktion jedoch aus der Wahrnehmung verdrängen und vom Objekt trennen. Die Objektserie verbindet Echtzeit-Interaktion mit Zeit zum Reflektieren, indem das Erlebnis nachvollziehbar und zeitraubend gestaltet wird. So ist der Mensch und nicht die Technik zentraler und aktiver Teil des Prozesses.
Johannes Schlüter:rot Holz gehört zu den in der Möbelindustrie am häufigsten verwendeten Materialien. Ein wesentlicher Teil des Baumes bleibt dabei jedoch fast immer unbeachtet: die Wurzel. Das Sofa »rot« ist eine Sitzgelegenheit, die aus einer einzigen Rotbuchenwurzel gefertigt wurde. Wesentlich ist dabei der Kontrast zwischen naturbelassenem und bearbeitetem Material. Der dunkle Ton der Rinde und die hellen, geschliffenen Schnitte verstärken diesen Eindruck. Die Formgebung des Zweisitzers wurde bewusst in Grenzen gehalten, damit der Ursprung des Objekts erkennbar bleibt.
Andreas Schöller:Rodot Der Name deutet auf das hin, was das Gerät tut: Rotieren um einen Punkt. Hauptbestandteil ist ein computerge- steuerter Roboterarm, der ausgestattet mit Sensorik und Mechanik in einem großen Aktionsradius agieren kann. Je nach eingesetztem Werkzeug sprüht oder summt oder kleckst er. Nüchtern ausgedrückt ist der „Rodot“. ein Drucker für die Wand. Und doch ist er viel mehr: ein interaktives Experiment im Zwischenraum von Kunst und Design etwa; ein Akteur, der jede und jeden Anwesenden auffordert, an seiner Performance mitzuwirken. Man muss nur die Einladung dazu verstehen und sich darauf einlassen.
Studio Prof. Marjetica Potrč:Gerichte auf Tischen Im Rahmen des Kunstfestivals Regionale12 entwickelte Marjetica Potrč mit ihren Studierenden ein ortsbezogenes Projekt für St. Lambrecht in Österreich. Ausgangspunkt war eine Recherche in der mit 1500 Einwohnern ländlich geprägten Marktgemeinde, die sich im Schrumpfungsprozess und, als Folge, in einer gesellschaftlichen Umstrukturierung befindet. Auf deren Basis entwickelten die Studierenden eine soziale Skulptur: Sie platzierten hundert selbst gebaute Tische samt Bänke auf dem Marktplatz von St. Lambrecht und bereiteten zusammen mit den Einheimischen ein gemeinschaftliches Mahl vor, bei dem über die zukünftige Entwicklung des Ortes diskutiert wurde. Nach dem Essen konnten die Tische und Bänke zur freien Verwendung mit nach Hause genommen werden.
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