Lange war die Zukunft des Otto-Dix-Hauses in Hemmenhofen am Bodensee ungewiss. Jetzt hat Stuttgarts Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster bei einer Pressekonferenz am Mittwoch, 31. März, im Kunstmuseum Stuttgart im Beisein aller Beteiligten ein umfassendes Sanierungs- und Betriebskonzept vorgestellt: Danach soll das sanierungsbedürftige Gebäude aus dem Jahr 1936 in Kürze von einer gemeinnützigen Stiftung erworben werden. Den Betrieb des ehemaligen Atelier- und Wohnhauses des berühmten Malers übernimmt künftig das Kunstmuseum Stuttgart, das über die weltweit bedeutendste Otto Dix-Sammlung verfügt und sich durch seine Ausstellungstätigkeit und intensive Auseinandersetzung mit dem Werk des Künstlers zu einem kunsthistorischen Forschungszentrum entwickelt hat.»Das Engagement Stuttgarts für die Erhaltung des Otto-Dix-Hauses ist eine gute Gelegenheit zu zeigen, dass die Landeshauptstadt den Begriff der Kulturregion ernst nimmt,« erklärte Oberbürgermeister Wolfgang Schuster vor der Presse. »Außerdem erfährt das Kunstmuseum Stuttgart als zentraler Ort für die Pflege des künstlerischen Werkes von Otto Dix damit eine wichtige Bereicherung.« Von 1936 bis zu seinem Tod im Jahr 1969 hatte Otto Dix, der international als einer der wichtigsten deutschen Künstler gilt, in dem von ihm selbst errichteten Gebäude in Gaienhofen-Hemmenhofen gelebt und gearbeitet. Heute ist dieses Anwesen im Besitz von Bettina Pfefferkorn, der Enkelin des Malers, und wurde - vom Otto-Dix-Haus-Förderverein ehrenamtlich als Museum betrieben - zu einem wichtigen Anlaufpunkt für viele Kunstinteressierte.
Um das seit Jahren sanierungsbedürftige Haus zu retten und dauerhaft als Ausstellungs- und Dokumentationsstätte erhalten zu können, sind jedoch erhebliche Umbauten erforderlich, die der überwiegend aus Mitgliedsbeiträgen finanzierte Förderverein nicht aufbringen kann. In den vergangenen Monaten kamen daher Stuttgarts Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster, Landrat Frank Hämmerle, Gaienhofens Bürgermeister Uwe Eisch, die Stuttgarter Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und Sport, Dr. Susanne Eisenmann, Dr. Marion Ackermann, Direktorin des Kunstmuseum Stuttgart, Bettina und Rainer Pfefferkorn sowie der Berliner Unternehmer Kurt-Josef Michels zu Gesprächen zusammen. Das daraus hervorgegangene Konzept sieht vor, dass noch in diesem Jahr eine gemeinnützige »Stiftung Otto-Dix-Haus« mit Sitz in Gaienhofen gegründet wird, an der sich die Landeshauptstadt Stuttgart mit einer Einlage in Höhe von 250.000 Euro (unter Gremienvorbehalt) und der Landkreis Konstanz mit einem Betrag in Höhe von 50.000 Euro (unter Gremienvorbehalt) beteiligt. Die Gemeinde Gaienhofen tritt voraussichtlich mit 150.000 Euro und der private Stifter Kurt-Josef Michels, Öhningen (Landkreis Konstanz), mit 100.000 Euro der Stiftung bei. Weitere Stifter und Sponsoren sollen noch für das Projekt gewonnen werden.
Landrat Frank Hämmerle begrüßte bei der Pressekonferenz die vereinten Bemühungen von Landeshauptstadt, Landkreis und Kommune, lobte aber ausdrücklich auch das private Engagement des seit Jahren verdienstvoll agierenden Fördervereins sowie den großzügigen Einsatz des privaten Stifters: »Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind wir auf die private Initiative unserer Bürger angewiesen. Nur so können wir das flächendeckende kulturelle Angebot aufrecht erhalten und unsere Region auch weiterhin für Besucher attraktiv gestalten.« Bettina Pfefferkorn und ihr Ehemann und Präsident der Otto-Dix-Stiftung, Rainer Pfefferkorn, erklärten sich ihrerseits bereit, das Otto-Dix-Haus der zu gründenden »Stiftung Otto- Dix-Haus« zu überlassen und sodann zum halben Wert der bereits erstellten Gutachten zu verkaufen. Zudem wird die Otto-Dix-Stiftung künftig die Kosten für einen Stipendiaten übernehmen, der vor Ort zu Otto Dix forschen und arbeiten kann. Gaienhofens Bürgermeister Uwe Eisch sieht in der gemeinsamen Anstrengung die notwendige Anerkennung für diesen kulturhistorisch wichtigen Standort: »Die Erhaltung und Förderung des Otto-Dix- Hauses bietet für Gaienhofen eine Chance, sich weiterhin kulturell zu profilieren. Ich erwarte mir von dem Projekt eine nachhaltige Belebung für unsere Gemeinde.«
Gebäude und Außenanlagen werden durch die »Stiftung Otto-Dix-Haus« ab Herbst 2009, Fertigstellung im Sommer 2010, denkmalgerecht saniert und danach an die Landeshauptstadt Stuttgart bzw. an die Stiftung Kunstmuseum Stuttgart gGmbH vermietet. Das Kunstmuseum wird von da an das Haus kuratorisch, restauratorisch, technisch und administrativ betreuen, wobei die Mitglieder des ortsansässigen Fördervereins weiterhin aktiv einbezogen werden sollen. Zudem übernimmt das Kunstmuseum Stuttgart die für Betrieb und Bespielung des Hauses erforderlichen Ausgaben und damit das wirtschaftliche Risiko. Dafür erhält das Kunstmuseum die Eintrittsgelder sowie etwaige Einnahmen aus Museumskiosk oder Cafeteria.
Museumsdirektorin Dr. Marion Ackermann zeigte sich froh, dass dieser lange gehegte Wunsch noch während ihrer Amtszeit in Stuttgart Wirklichkeit wird: »Etwas kühn könnte man sagen, dass jetzt zusammenwächst, was zusammen gehört. Schließlich hatte Otto Dix selbst noch zu Lebzeiten bestimmt, dass Stuttgart zum Hort seines künstlerischen Nachlasses werden sollte. Mit der Angliederung des Otto-Dix-Hauses in Hemmenhofen sind wir diesem Wunsch erneut ein Stück näher gekommen.«
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