Fünf Jahre lang wurde die von Gottfried Bader, Johann Jacob John und Johann Patroclus Möller geschaffene Barockorgel in Borgentreich fernab ihres Aufstellungsortes restauriert. Im Februar letzten Jahres kehrte das kostbare Instrument in die Kirche St. Johannes-Baptist zurück. Die 3002 Orgelpfeifen folgten im August und wurden von zwei Intonateuren an die originale Klanggebung angepasst. Nun findet am 29. Mai 2011 ein Förderer- und Patenschaftsnachmittag anlässlich der Orgelweihe statt. Ab diesem Sonntag ist die Orgel wieder mit ihrem vollen Klang zu hören. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die sich mit 150.000 Euro an der Restaurierung des historischen Klangkörpers beteiligt hat, ist durch ihren Ortskurator Paderborn, Johann Behringer, vertreten. Die neugotische Pfarrkirche St. Johannes-Baptist entstand von 1833 bis 1836 vermutlich nach Plänen des Baukondukteurs Gockel aus Höxter. Man verwendete dabei erneut die alten Rundpfeiler der Vorgängerkirche. An dem Gebäude ergänzte man 1853 die Ostsakristei, ein frühgotischer Westturm vervollständigt das Außenbild. Während das Spitzbogenportal und die Schallöffnungen mit Vierpassmaßwerk an die Erbauungszeit erinnern, wurde die Haube Ende des 17. Jahrhunderts in barocken Formen ergänzt.
Besonders bedeutend ist die barocke Springladenorgel, die weltweit als die größte ihrer Art gilt. Die Orgel in Borgentreich wurde in ihrem ältesten Teil ursprünglich für die Klosterkirche der Augustiner in Dalheim erbaut. Danach folgten wenigstens zwei weitere Bauabschnitte, Rückpositiv und Pedal lassen sich auf die Zeit um 1700 datieren, das Brustwerk kam wohl um 1730 hinzu. Nach der Aufhebung des Klosters kaufte der Borgentreicher Bürgermeister die Orgel für die heimische Pfarrkirche an. Dort musste das Instrument, als die Kirche 1831 baufällig war, abgebaut und im Turm eingelagert werden. Erst zwischen 1836 und 1838 konnte man sie wieder aufstellen, wobei man das Hauptgehäuse dem Zeitgeschmack anpasste, das Rückpositiv ganz entfernte und das Werk hinter die Orgel verlegte.
1872 und 1924 nahm man Reparaturen an der Orgel vor, 1953 wurde sie umfangreich restauriert. Hierbei versetzte man das Rückpositiv mit einem neuem Gehäuse wieder an seinen alten Platz und stellte die damals vermutete alte Disposition wieder her. Trotz des zuletzt schlechten baulichen Zustands des Instruments war sein Klang unerwartet gut. Probleme und Möglichkeiten einer Re-Restaurierung beriet man bereits auf einem Symposium 1998. 2004 liefen die Restaurierungsarbeiten an, um die erheblichen technischen Mängel wie Bleifraß, Materialermüdung, Korrosion der Pfeifen, Gehäuseschäden, undichte Windladen und windführende Teile zu beheben.
Die Orgel in St. Johannes-Baptist war der Grundstock des 1980 im Rathaus der Ortschaft eröffneten Borgentreicher Orgelmuseums, das als erstes Orgelmuseum in Deutschland Einblicke in die Geschichte dieses Instruments, seiner Funktion und kunsthandwerklichen Fertigung gewährt. Sie ist auch eines von über 250 Projekten, die die 1985 gegründete Bonner Denkmalschutz-Stiftung dank privater Spenden und Mitteln der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Nordrhein-Westfalen fördern konnte, so die Erlöserkirche in Bochum, die Schöpfemühle in Bad Driburg und Schloss Barntrup.
Bonn, den 26. Mai 2011/Schi