Für die Erneuerung eines Transformators und des Gleichrichters der Extertalbahn stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank zahlreicher Spenden sowie der Erträge der Lotterie GlücksSpirale 80.000 Euro zur Verfügung. Den dazugehörigen symbolischen Fördervertrag überbringt Frank Budde, Ortskurator Detmold der DSD, bei einem Pressetermin vor Ort in der Bahnhofstraße 1 in Bösingfeld am Donnerstag, den 10. Juli 2025 um 17.00 Uhr im Beisein von Holger Brokemper von WestLotto an Raphael Kahlert vom Historischen Verein zur Erhaltung der Eisenbahnen in Lippe e.V. Die Extertalbahn gehört nunmehr zu den über 880 Projekten, die die private DSD, die in diesem Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum feiert, dank Spenden und Mittel von WestLotto aus der Lotterie GlücksSpirale allein in Nordrhein-Westfalen fördern konnte.Zwischen Alverdissen und Barntrup verkehrt heute die Extertalbahn als Museumsbahn auf einem Teilstück der einstigen Extertalbahnstrecke. Die Region im lippischen Nordosten war vor dem Ersten Weltkrieg wirtschaftlich unterentwickelt. Daher plante man eine Anbindung an die Eisenbahnlinie Lage-Lemgo-Hameln. Dies wurde ab 1923 umgesetzt, als sich das Elektrizitätswerk "Wesertal GmbH" aus Hameln als Mitbegründer der neuen Extertal Aktiengesellschaft (EAG) für den Bau der elektrisch angetriebenen Kleinbahn engagierte.
Zum Objekt:Die 1929 fertiggestellte Strecke war 28 Kilometer lang und führte von der Landesgrenze bei Bögerhof durch das Extertal nach Barntrup. Die Topographie der Strecke bestimmte die technologische Innovation. Anders als herkömmliche Dampfloks überwanden die mit 1.500 Volt Gleichstrom betriebenen E-Loks die vielen Steigungen mühelos, sodass der Streckenbau auf aufwändige Erdbewegungen verzichten konnte. Die Topographie der Strecke bestimmte die technologische Innovation. Dazu wurde im Bahnstromunterwerk die aus dem Überlandnetz kommenden 30kV, 3 Phasen Wechselspannung durch einen Transformator auf 1.700 V, 6 Phasen transformiert. Diese Wechselspannung wird auf die historischen Quecksilberdampfgleichrichter gegeben. In dem Quecksilbergefäß herrscht dabei ein Hochvakuum. Durch elektrische Prozesse wie das Zünden und Erlöschen des Quecksilberdampfes in der richtigen Reihenfolge wird der Wechselstrom gleichgerichtet und auf die Fahrleitung gegeben.
Diese Form der Gleichrichtertechnik war vor 100 Jahren hochmodern, wurde seit der Nachkriegszeit jedoch nicht mehr neu verbaut, sondern man nutzte stattdessen optimierte Halbleitertechnik. Die Transformatorentechnik in Bösingfeld zählt zu den wenigen erhaltenen Exemplaren.
Die Bahn entwickelte sich zu einem wirtschaftlich effektiven regionalen Massentransportmittel und unterstützte durch den Gütertransport der EAG Ende der 1950er Jahre den Wirtschaftsaufschwung des Extertals. Ab 1960 erlangte die Bahn auch besonderen Wert für den steigenden Fremdenverkehr der Region. 2001 wurde die Strecke eingestellt und der Verein Landeseisenbahn Lippe e.V. übernahm den Unterhalt und die Nutzung der Bahn als Museumsbahn.
Die Kleineisenbahnstrecke besitzt besondere technische Bedeutung, da die Gleisanlagen mit Holzschwellen, die Brückenbauwerke und die von der AEG gelieferten Kettenoberleitungen mit den Strommasten weitgehend bauzeitlich erhalten sind. Die Stromversorgung erfolgt noch immer in der Schaltzentrale mit originalen Quecksilberdampfgleichrichtern. Die E-Lok 22 zählt zu den ältesten Elektrolokomotiven Deutschlands. Erhalten haben sich auch zwei 1927 gebaute Gütertriebwagen.