Das groß angelegte Forschungsprojekt wird durch die Dorit & Alexander Otto Stiftung ermöglicht.Die Hamburger Kunsthalle untersucht, inventarisiert, restauriert und digitalisiert erstmalig ihren umfangreichen Sammlungsbestand von etwa 8.000 Münzen, Me- daillen und Plaketten in einem auf mehrere Jahre angelegten Forschungsprojekt. Damit werden die teils seit 150 Jahren im Museum ruhenden und über Jahrzehnte unbetreuten Schätze erstmals systematisch erschlossen. Sie stammen aus allen wesentlichen Kunstepochen von der Antike bis in die Moderne. Ermöglicht wird diese wertvolle Grundlagenarbeit durch die Dorit & Alexander Otto Stiftung, die sich nach der großzügigen Spende zur Modernisierung der Kunsthalle im Jahr 2016 damit erneut als wichtige Förderpartnerin für das Museum erweist. Der Arbeitstitel des Forschungsprojektes »Von der zweiten zur dritten Dimension« verweist auf die ästhetisch wie medial spannenden Zwischenräume, die sich im Flach-, Halb- oder Hoch-Relief der Objekte und ihren Übergängen zu den anderen Sammlungsbereichen eröffnen. Die modellierten, geschlagenen, geprägten oder gegossenen Oberflächen changieren zwischen den Dimensionen und eröffnen einen überraschenden Bilderreichtum aus über 2.500 Jahren Kunstgeschichte.
Die 8.000 Kleinreliefs spiegeln Geschichte und Kunst gleichermaßen wider: Schwerpunkte innerhalb der für ein Kunstmuseum außergewöhnlichen Sammlung bilden Münzen der griechischen und römischen Antike sowie herausragende Künstlermedaillen des 19. Jahrhunderts. Unter den Münzen finden sich ebenso byzantinische, mittelalterliche und neuzeitliche sowie Hamburgische Kleinodien. Die Medaillenkunst ist mit Beständen der Renaissance, des Barock und Klassizis- mus bis hin zu Schwerpunkten im Jugendstil und dem Impressionismus einzig- artig vertreten.
Die von Alfred Lichtwark als »Sculptures en miniatures« bezeichneten Objekte galten dem ersten Direktor des Hauses als Grundlage und entscheidender Teil der historischen Skulpturensammlung. Daher wurden die Münzen, Medaillen und Pla- ketten seit den Anfangsjahren der Kunsthalle und bis in die 1970er Jahre unter rein künstlerischen Fragestellungen gesammelt. Die bildprächtigen Kunstmedaillen und Plaketten des späten 19. Jahrhunderts feierte er als moderne »Gemäldegalerie« (Lichtwark, 1897), die Sammlung galt international schnell als die bedeutendste ihrer Art.
Ein dokumentarischer Kurzfilm gibt erste Einblicke in die Forschungsarbeit hinter den Kulissen. Er beglei- tet die Prozesse von der Entdeckung, Ordnung und Grundreinigung über die Inventarisierung bis hin zur Digitalisierung und münzkundlichen, kunst- sowie sammlungshistorischen Kontextforschung. Damit veran- schaulicht er die Kernarbeit eines Museums, das Sammeln, Bewahren und Erforschen. Der Film steht ab sofort auf der Website der Hamburger Kunsthalle zur Verfügung.
Ab Ende 2025 werden erste Ergebnisse der Digitalisierung online veröffentlicht. Außerdem wird dann der gehobene Schatz und die erforschten Kontexte zu allen Sammlungsbereichen in einer großen Sammlungs- präsentation erlebbar gemacht.
Projekt- und Sammlungsleitung: Dr. Annabelle Görgen-Lammers Projektassistenz und wissenschaftliche Mitarbeit: Ann-Kathrin Hubrich Wissenschaftliche numismatische Mitarbeit: Dr. Martin Ziegert und Dr. Sylvia Karges (bis 10/2023) Metallrestaurierung: Anne-Christin Batzilla-Kempf und Corinna Krömer Film: Experimentalsystem