Hamburg dekolonisieren - "Initiative zur Aufarbeitung der kolonialen Geschichte" startet jetzt mit Wettbewerb zur Kontextualisierung des Bismarck-Denkmals Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) setzt Projekte zur Dekolonisierung in Kooperation mit der Behörde für Kultur und Medien umHamburg war ein Knotenpunkt der deutschen Kolonialpolitik. Die Stadt hat sich im Jahr 2014 offiziell zu diesem Erbe bekannt und auf den Weg in eine tiefgehende Auseinandersetzung gemacht. Unter dem Arbeitstitel „Initiative zur Aufarbeitung der kolonialen Geschichte“ wird die Stiftung Historische Museen Hamburg in einer Reihe von kulturellen Teilprojekten und diskursiven Formaten die Fragestellungen aktueller Debatten aufgreifen. In Zusammenarbeit mit der Behörde für Kultur und Medien, der Zivilgesellschaft der Stadt und der Freien Kulturszene schafft die Stiftung so ein Forum für Aktivitäten und breiten Austausch. Als erstes Teilprojekt startet jetzt der Wettbewerb zur Kontextualisierung des Bismarck-Denkmals im Alten Elbpark in Hamburg.
Die Gesamtkosten des Dekolonisierungsprojekts, das in den Jahren 2022 und 2023 mit verschiedenen Teilprojekten realisiert werden soll, belaufen sich auf insgesamt eine Million Euro, von denen die Behörde für Kultur und Medien Hamburg sowie die Kulturstiftung des Bundes jeweils eine Summe von 500.000 Euro tragen.
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien:"Mit der Initiative zur Aufarbeitung der kolonialen Geschichte kann der Prozess zur Aufarbeitung unseres kolonialen Erbes nun noch einmal deutlich verstärkt werden. Im Dialog mit der Zivilgesellschaft sind wir bereits wichtige Schritte gegangen. Darauf können jetzt Projekte unter der Leitung der Stiftung Historische Museen Hamburg konkret aufbauen. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, unsere koloniale Vergangenheit aufzuarbeiten. Deshalb wollen wir die Spuren der kolonialen Vergangenheit sichtbar machen und uns kritisch mit ihnen auseinandersetzen. So kann man aus der Geschichte für die Zukunft lernen. Dass der künstlerische Wettbewerb zur Kontextualisierung des Bismarck-Denkmals jetzt startet, ist ein bedeutender Schritt. Mit mehreren Workshops haben wir eine wichtige Grundlage für die dringend notwendige kritische Auseinandersetzung mit dem Denkmal gelegt. Aus dem künstlerischen Wettbewerb sollen konkrete Ideen hervorgehen, wie Bedeutungen und Bezüge des Denkmals sichtbar gemacht werden können."
Prof. Dr. Hans-Jörg Czech, Vorstand und Direktor der Stiftung Historische Museen Hamburg:„Die Museen unserer Stiftung setzen sich schon seit geraumer Zeit mit den vielfältigen Zusammenhängen des Kolonialismus mit der Hamburger Stadtgeschichte auseinander – sei es in Sonderausstellungen, bei der Neukonzeption von Dauerausstellungen oder in Form von Symposien und künstlerischen Kooperationen. Ich freue mich sehr, dass die SHMH dank der Förderung durch die Kulturstiftung des Bundes in engem Zusammenwirken mit der Behörde für Kultur und Medien nunmehr die angestrebte stärkere Verankerung von zivilgesellschaftlichen Prozessen und deren Überführung in eine dekolonisierende Erinnerungskultur mit ihren bisherigen Erfahrungen in erheblich ausgeweiteter Form unterstützen kann. Die Kontextualisierung des Bismarck-Denkmals in Form eines künstlerischen Wettbewerbs ist für die Initiative zur Aufarbeitung von Hamburgs kolonialer Geschichte ein wichtiger Meilenstein, aus dem sich sicherlich viele neue Impulse und Anregungen für die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik ergeben werden.“
Der nun beginnende Ideenwettbewerb zur Kontextualisierung des Bismarck-Denkmals ist zugleich die erste Etappe zur Umsetzung des dekolonialen Erinnerungskonzepts, das auch die Neubewertung von Zeugnissen und Denkmälern mit kolonialen Bezügen zum Ziel hat.
Wettbewerb zur Kontextualisierung des Bismarck-Denkmals Nachdem die Behörde für Kultur und Medien 2021 mehrere Workshops veranstaltet hatte, in denen mit internationalen Expert*innen über Möglichkeiten des Umgangs mit dem Bismarck-Denkmal im Alten Elbpark diskutiert wurde, startet jetzt ein offener internationaler Ideenwettbewerb zur Kontextualisierung des Denkmals. Künstler*innen und Architekt*innen sind aufgerufen, Ideen zu entwickeln, wie die Wahrnehmung des Denkmals gebrochen werden kann und seine komplexen Bezüge zu Kolonialismus, Nationalsozialismus, Diskriminierung und Fragen der sozialen Gerechtigkeit sichtbar gemacht werden können. Ziel des Wettbewerbes ist es, die kritische Auseinandersetzung mit dem Denkmal und seiner Geschichte zu eröffnen.
Das Exposé zur Ausschreibung mit dem Zeitplan finden Sie im Anhang. Die Auslobungsunterlagen sind ab Ende September unter www.luchterhandt.de oder per E-Mail an shmh@luchterhandt.de erhältlich.
Das Wettbewerbsverfahren hat zwei Phasen: Im ersten Schritt des Wettbewerbs können alle interessierten Künstler*innen und Architekt*innen Ideen entwickeln und bis zur 44. KW 2022 ihre Exposés einreichen. Über die Entwürfe wird eine unabhängige Fachjury entscheiden, bestehend aus Expert*innen aus Kunst, Kultur, Architektur und Geschichte, Initiativen, die sich kritisch mit Hamburgs kolonialer Vergangenheit auseinandersetzen, Akteur*innen aus den ehemaligen deutschen Kolonien sowie international tätigen Künstler:innen und Vertreter:innen der Stadtgesellschaft. Ende des Jahres 2022 wird die Jury die Entwürfe auswählen, die im zweiten Teil des Wettbewerbs weiter ausgearbeitet werden. Im März 2023 wird die Jury dann über den Siegerentwurf entscheiden.