„Wer kennt den Kemmer?“ lautete der Titel eines Beitrags im Connoisseur Circle, einem Wiener Reisemagazin. Nach der hochkarätigen Schau im St. Annen-Museum lautet die Antwort nun erfreulicherweise: Sehr viel mehr Menschen als noch vergangenen Sommer. 7.149 Besucher:innen aus dem In- und Ausland, vornehmlich aus dem norddeutschen Raum, konnte das St. Annen-Museum in der hochkarätigen Sonderausstellung „Cranach – Kemmer – Lübeck. Meistermaler zwischen Renaissance und Reformation“ (Laufzeit: 24. Oktober 2021 bis 6. Februar 2022) verbuchen. Damit hat die Schau alle Erwartungen übertroffen, da das Museum mehr Gäste hatte als bei Ausstellungen vergangener Jahre im gleichen Zeitraum ohne Pandemie. Dabei lag das Interesse der Besucher:innen nicht nur auf den Gemälden des weltbekannten Malers und Lehrmeisters der Renaissancezeit Lukas Cranach d.Ä., die als Leihgaben aus verschiedenen Museen aus der ganzen Welt gewonnen werden konnten, sondern der bis dato nahezu in Vergessenheit geratene Lübecker Maler Hans Kemmer mutierte in kürzester Zeit zum „Hidden Champion“. Sein Werk wurde in der Ausstellung erstmals nahezu vollständig präsentiert und den Gemälden seines bekannten Lehrmeisters gegenübergestellt. Die ausgestellten Werke hatten einen Versicherungswert von rund 45 Millionen Euro.Die Berichterstattung im In- und Ausland war dementsprechend vielfältig: Neben einschlägigen Kunstmagazinen und den großen deutschen Zeitungen wie Süddeutsche, FAZ, WELT, Die Zeit und Der Spiegel berichteten auch der Courrier International, die Neue Zürcher Zeitung, die Wiener Zeitung oder der Connoisseur Circle. Der Fokus der Berichterstattung lag ganz klar auf der Wiederentdeckung des Lübecker Meistermalers Hans Kemmer, was anhand von Schlagzeilen wie „Der Cranach von Lübeck“ (Münchner Merkur; Domradio; Bunte), „Cranachs Meisterschüler rückt ins Rampenlicht“ (Rhein-Neckar-Zeitung), „Cranachs Geselle“ (Süddeutsche Zeitung), „Das unbekannte Genie“ (Kirchenbote Osnabrück) oder „Lübeck entdeckt seinen Sohn“ (Evangelische Zeitung Schleswig-Holstein) deutlich wurde. Im Zuge dessen wurde die Hansestadt Lübeck gesamt als Kemmers Umfeld und Wirkungsstätte hervorgehoben und als lohnenswertes touristisches Ziel empfohlen. Die Einbettung seines Werks in die authentische Atmosphäre des um 1500 als Kloster erbauten St. Annen-Museums rundete den Gesamteindruck harmonisch ab. „Lübeck hat einmal mehr bewiesen, dass es sich im bundesweiten Vergleich nicht zu verstecken braucht und unsere Museen reich an einzigartigen kulturellen Schätzen sind. Wir punkten mit Qualität!“, betont Prof. Dr. Hans Wißkirchen, Leitender Direktor der LÜBECKER MUSEEN.
Kuratorin der Ausstellung war die Leiterin des St. Annen-Museums Dr. Dagmar Täube. Sie freut sich, dass in der Ausstellung mithilfe der Infrarotkamera des St. Annen-Museums und in Diskussionen mit internationalen Fachkolleg:innen neue kunsthistorische Erkenntnisse gewonnen werden konnten. „Die Auswahl der Referenzwerke von Cranach in Gegenüberstellung mit den Kemmerwerken hat sehr deutlich gezeigt, wie souverän Kemmer Kompositionen, Motive und Malweise der Cranachwerkstatt beherrschte und in der engen Zusammenarbeit mit dem Cranach Digital Archive konnte erstmals die individuelle und künstlerisch frei gestaltende Hand bei den Unterzeichnungen Hans Kemmers auch in Werken der Cranachwerkstatt nachgewiesen werden. Auch in der Zuschreibung der Werke an Hans Kemmer wird Bewegung zu erwarten sein, nachdem in dieser Ausstellung erstmals der größte Teil der ihm zugeschriebenen Werke Seite an Seite zu sehen war. Insgesamt wird deutlich, dass Kemmer ein erfolgreicher und solider Maler war, der in Lübeck sein Repertoire aus der Cranachwerkstatt nutzte und auf die Bedürfnisse seiner Auftraggeber hier genau anpasste.“, so Täube.
Schirmherr der Ausstellung war der Bundespräsident a.D. Joachim Gauck, der am 9. November das St. Annen-Museum besuchte und sich von Museumsleiterin und Kuratorin Dr. Dagmar Täube durch die Schau führen ließ. „Ein absolutes Highlight“, wie Täube erklärt. Sie hat auch darüber hinaus gute Neuigkeiten: „Wir verhandeln derzeit mit einem Privatsammler aus Übersee, ob ein weiteres Werk Hans Kemmers für unser St. Annen-Museum angekauft werden kann.“