Neu ist die Kontaktdatenerfassung der Besucher:innen je nach Wunsch in Papierform oder digital mittels Luca-App sowie die Notwendigkeit des Tragens eines qualifizierten Mundschutzes (OP- oder FFP2-Maske). Auch müssen fürs Erste alle Angebote entfallen, bei denen größere Gruppen zusammenkommen. Dennoch sei das Wichtigste, ein analoger Besuch der Häuser, nun vorerst wieder möglich, um die Ausstellungen in Ruhe und mit allen Sinnen zu genießen. Dies sei mit den digitalen Angeboten nicht zu ersetzen, auch wenn diese in den vergangenen Monaten eine gute Alternative darstellten und auch in Zukunft den analogen Museumsbesuch ergänzen sollen.
Wißkirchen und Schröder gehen davon aus, dass die Menschen sich nach all den Wochen in den heimischen Wänden nach Kultur, nach Schöngeistigem und Zerstreuung in Echtzeit sehnen. Größere Reisen und Ausflüge seien nach wie vor kaum möglich, doch genau hier könne der Museumsbesuch ansetzen: „In unseren Häusern kann man eintauchen in eine Welt von Bildern und Gegenständen, die uns die Welt da draußen wieder näherbringt. All das tröstet, baut auf und schafft neue Perspektiven.“
Zumindest geistig auf Reisen begeben kann man sich beispielsweise im Günter Grass-Haus, wo die am 6. Oktober eröffnete, aber bislang kaum besuchbare Ausstellung zu den Fotografien Orhan Pamuks noch bis 31. Mai in die Welt Istanbuls entführt. Das Museum Behnhaus Drägerhaus erprobt zur Vorbereitung seiner Ausstellung zur Moderne im Norden im September anlässlich seines 100. Geburtstages in zwei Räumen eine neue Hängung: Gemalte Landschaften laden zu einer Augenreise von Süden nach Norden ein. Gesehen durch die Augen vieler verschiedener Künstler verweilt man an der slowenischen Küste, in Venedig und reist immer südlicher über Rom bis nach Neapel. Von der regionalen Landschaft Schleswig-Holsteins reist man weiter in den Norden nach Kopenhagen, besichtigt dort eine Werft und gelangt dann in dänische Wälder. In die Welt zeitgenössischer Kunst aus Lübeck kann man dagegen in der Kunsthalle St. Annen eintauchen, wo die Jahresschau der Lübecker Künstlerinnen und Künstler 2020 noch bis 18. April verlängert wurde, um endlich für einen analogen Besuch zur Verfügung zu stehen.
Der biologischen Vielfalt von Tieren und Pflanzen vor der eigenen Haustür auf naturkundlicher Ebene annähern kann man sich im Museum für Natur und Umwelt. So macht der Besuch der Naturerlebnisausstellung „Von Flüssen und Meer“ über die verschiedenen Lebensräume von Wakenitz, Trave und der nahen Ostsee Lust auf Frühlingsausflüge zu den dort vorgestellten Zielen in Lübecks Natur. Gleichzeitig lassen sich beim Rundgang eigene Natur-Touren nacherleben und Beobachtungen „nachbereiten“. Auch kann man sonst Verborgenes wie die mikroskopisch kleinen Lebewesen in einem natürlichen Gewässer entdecken. Zudem sind die zwei Europäischen Sumpfschildkröten des Museums aus ihrem Kälteschlaf erwacht und wieder in ihr inzwischen neu gestaltetes Terrarium in der Ausstellung eingezogen. Zusammen mit den Ringelnattern und mehreren Arten heimischer Fische warten sie nun auf Publikum.
Die Völkerkundesammlung schließlich entführt in der neuen Ausstellung „Sex und Vorurteil“ in den Räumen des St. Annen-Museums nach Asien und Afrika. Erste Exponate ihrer neu erworbenen Sammlung afrikanischer Kunst werden bereits im Foyer des Museumsquartiers St. Annen vorab gezeigt.
Eine Reise in vergangene Zeiten können Besucher:innen dagegen im St. Annen-Museum, der Katharinenkirche, dem Museum Holstentor oder in der Interimsausstellung „Buddenbrooks im Behnhaus“ erleben. Letztere präsentiert während des Umbaus des Buddenbrookhauses stilecht in den Räumen des klassizistischen Stadtpalais Behnhaus Wissenswertes rund um die Familie Mann und die Lübeckromane „Buddenbrooks“ und „Professor Unrat“. Die jüngst erworbenen neuen Schätze des St. Annen-Museums, darunter Werke von Lucas Cranach und seinem Zeitgenossen, dem Lübecker Maler Hans Kemmer, können nun in aller Ruhe studiert werden. Außerdem wartet auf die Besucher:innen im ersten Obergeschoss die bunte Vielfalt des Alltags von Bürger:innen und Kaufleuten aus vergangenen Jahrhunderten. Von der typischen Lübecker Diele über den gedeckten Tisch bis hin zur Liebe zur Musik können die Museumsgäste hautnah miterleben, wie sich das Leben der Hansestadt in früheren Zeiten angefühlt haben mag. Auch in Lübecks berühmtem Wahrzeichen, dem Holstentor, wird Lübecks Stadtgeschichte lebendig. Auf eine Zeitreise ins Mittelalter lädt zudem die imposante Katharinenkirche ein, die einst das nördliche Zentrum des Franziskanerordens war und mit „Der Erweckung des Lazarus“ (1576) des venezianischen Malers Tintoretto einen der größten Schätze der Stadt birgt.
Um die jüngere Vergangenheit geht es schließlich im Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk, wo die am 25. Oktober eröffnete Sonderausstellung „Not macht erfinderisch“ über Konversionsgegenständen aus der Zeit während und nach des II. Weltkriegs auch im Lockdown mit so vielen telefonischen Nachfragen bedacht wurde, dass sie bis zum 30. Mai verlängert wurde. Vielleicht trifft die Botschaft, dass die Menschen in der BRD auch in höchster Not das Beste aus ihrer Lage gemacht haben und aus übriggebliebenen Militärmaterialien schöne Dinge wie beispielweise Deko oder Kinderspielzeug hergestellt haben, den aktuellen Zeitgeist, sich nicht unterkriegen zu lassen und es sich trotz allem „zu Hause nett zu machen“.
Die nächsten Sonderausstellungen der LÜBECKER MUSEEN werden „Angst kommt vor dem Schrei“ ab sofort im Museum Behnhaus Drägerhaus, „Sex und Vorurteil“ der Lübecker Völkerkundesammlung in den Räumen des St. Annen-Museums ab dem 26. März sowie die Ausstellung der Kunsthalle St. Annen anlässlich des 90. Geburtstages von Armin Mueller-Stahl mit seinen Gemälden in direkter Gegenüberstellung mit Filmsequenzen und Szenenfotos voraussichtlich ab dem 16. Mai sein. Davor wartet dort noch die Jahresschau der Lübecker Künstlerinnen und Künstler bis 18. April auf Gäste.
BUDDENBROOKS AM MARKTINFOCENTER UND MUSEUMSSHOPMarkt 15, 23552 LübeckT.: 0451 122 4190Öffnungszeiten:Mo.-Sa. 11.00 - 17.00 Uhr
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