„Diese Top-Bilanz ist ein starkes und wichtiges Zeichen gerade in unserer enorm fordernden Zeit“, so Auktionator Robert Ketterer. „Wurden kürzlich noch leicht schwächelnde Märkte in London und New York beobachtet, so hat sich an diesem Wochenende gezeigt: Kunst ist gefragter denn je.“ Der Firmenchef von Ketterer Kunst erklärt weiter: „Diesen Erfolg verdanken wir in erster Linie unseren Kunden. Gut, dass wir wissen, wie wir sie am besten erreichen, was sie wollen und wie wir sie unterstützen können. Schlüsselfaktoren sind beste Qualität und Provenienzen sowie eine zielgerichtete Digitalisierung.“
Nachdem die Abteilung Wertvolle Bücher bereits Ende November einen würdevollen Auftakt für das zweite Halbjahr lieferte, setzt nun die Kunst des 19.-21. Jahrhunderts mit dem Ergebnis von gut € 27 Millionen* einen überzeugenden Schlussakkord für die Herbstsaison. Dabei erzielt allein der Evening Sale, dessen Werke zu 92% abgesetzt wurden, mit rund € 18 Millionen*, etwa 2 Millionen mehr als im Frühjahr.
Mit der Auktionsriege vom 11./12. Dezember wurde erstmals ein regiegeführter Livestream zum Einsatz gebracht, der die spannende Atmosphäre vor Ort direkt in die Wohnzimmer der Zuschauer trug. So konnte man bequem am Bildschirm mitfiebern, als der Spitzenreiter der Abendauktion zum Aufruf kam: Ernst Ludwig Kirchners farbgewaltiges Ölgemälde „Unser Haus“ (Los 236). Die einzige Darstellung des Wohnhauses des Künstlers „In den Lärchen“ wurde erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten und ließ vor allem in Deutschland und der Schweiz große Begehrlichkeiten entstehen. Die mit € 480.000 aufgerufene Arbeit schraubte sich schnell in die Höhe, überwand mit Leichtigkeit die Millionengrenze und konnte schließlich mit dem Erlös von € 1.687.500* einem im Saal anwesenden Herren zugesprochen werden, der mit seinem Auftrag den lebendigen Wettbewerb vor Ort und an den Telefonen zum Erliegen brachte.
Mit „Sitzende mit großem Hut, Emy Frisch / Szene im Atelier (Fränzi (Marzella) und Artistin)“ (Los 228) und „Frau mit Ziege“ (Los 2019) kamen zwei weitere spannende Arbeiten des genialen Expressionisten zum Aufruf. Während die beidseitige bemalte Papierarbeit für den Erlös von € 487.500* (Aufruf € 210.000) die Sammlung eines sich vor allem gegen deutsche Mitbewerber telefonisch durchsetzenden Schweizers bereichert, tritt die online zugeschlagene „Frau mit Ziege“ (Los 2019) die Reise nach in Zypern an. Für eine Überraschung gut war Kirchners mit € 90.000 aufgerufener „Bauernwagen mit Pferd“ (Los 474), den sich ein Onlinebieter für € 587.500* sicherte.
In Süddeutschland verblieb dagegen Tony Craggs titellose Edelstahlskulptur (Los 248) um die neben den Auftragsbuch auch ein halbes Dutzend Telefone wetteiferten. Es bedurfte jedoch eines beherzten Gebotes von € 662.500* um den Sieg davonzutragen und die Konkurrenz aus dem Rest Deutschlands, aus Österreich, Spanien und den USA leer ausgehen zu lassen. Eine tragende Rolle spielte auch Gabriele Münter. Allein die Abendauktion wartete mit fünf Werken auf, die alle hervorragende Resultate erfuhren, allen voran Los 249 „Blick aufs Murnauer Moos (Blaue Berge)“. Die herausragende Komposition aus der besten Schaffenszeit der Künstlerin wandert nun für € 500.000* nach Nordrhein-Westfalen - gegen den Willen von Sammlern aus Bayern und Schleswig- Holstein.
Fantastische Erfolge feierten die Offerten der Sammlung Deutsche Bank und der Sammlung Haniel. Beide wirkten wie Magneten, die zahlreiche Spitzenergebnisse und extreme Steigerungen - teils bis fast zum Sechzigfachen des Aufrufs - verbuchen konnten. Es war ein grandioser Auftakt für die erste Charge ausgewählter Werke aus der Sammlung Deutsche Bank, aus der noch ein weiteres Kontingent demnächst bei Ketterer Kunst versteigert wird. Der Spitzenplatz gebührt Karl Hofers Ölgemälde „Arbeitslose“ (Los 223). Sammler aus Deutschland und den USA wussten den eindringlichen malerischen Kommentar zur politischen und gesellschaftlichen Situation Deutschlands in den frühen 1930er Jahren zu würdigen. Ein beharrlicher Bieter aus V gewährte schließlich telefonisch den Erlös von € 825.000** für das museale Hauptwerk des Künstlers. Damit sorgte er gleichzeitig für einen neuen Weltrekord**. Neben Otto Pienes mit € 150.000 aufgerufenem „Rasterbild“ (Los 259), das sich ein Sammler aus Bayern für den Erlös von € 325.000* sicherte und damit Interessenten aus dem Rest Deutschlands, Belgien und den USA hinter sich ließ, war auch Ernst Wilhelm Nays „Blau bewegt“ (Los 217) heiß umkämpft. Ein telefonisch bietender Sammler aus den USA gewann die farbharmonische Arbeit aus der wichtigen Werkserie der „Scheibenbilder“ mit dem Erlös von € 750.000* für sich und verwies damit die starke Konkurrenz aus ganz Deutschland auf die Plätze.
Ein neuer Weltrekord** gelang Emil Schumachers documenta 1959-Beitrag „Für Berlin“ (Los 246). Ein Sammler aus Hessen würdigte die großformatige Komposition des Informel-Protagonisten mit seinem Gebot von € 562.500*. Mitbewerber aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz hatten das Nachsehen. An mehr als einem Dutzend Telefonleitungen war die ganze Republik sowie Interessenten aus Europa und den USA zugeschaltet, als Renée Sintenis‘ graziler Ausdruck anmutiger Weiblichkeit zu Anfang des Evening Sales mit der Losnummer 201 zum Aufruf gelangte. Den Lebzeitguss „Große Daphne“, der neben dem Berliner Bären mit einer Höhe von 145 cm die größte Bronze der Künstlerin ist, erarbeitete sich ein beharrlicher Sammler aus Bayern für den Erlös von € 462.500*. Damit setzte auch er eine neue Weltrekordmarke**.
Ausnahmslos abgesetzt wurden die 30 Arbeiten der Sammlung Haniel in der Saalauktion, an deren Spitze einer der wichtigsten Künstler der österreichischen Avantgarde nach 1945 steht: Arnulf Rainers 1955/56 entstandenes Ölgemälde „Schwarze Übermalung auf Braun“ (Los 262) erzielte fast eine Verdoppelung des bisherigen Weltrekords**, der erst wenige Tage zuvor aufgestellt wurde. Das Gros des Interesses kam aus der österreichischen Heimat des Künstlers. Doch auch Bieter aus Deutschland und Frankreich schürten den Wettbewerb, der am Ende in einer Versechsfachung des Aufrufs von € 100.000 gipfelte. Eine Sammlung aus Nordrhein-Westfalen honorierte die charakteristische, fast die ganze Leinwand bedeckende schwarze Monochromie Rainers mit dem Erlös von € 750.000*.
Ähnliches gelang auch Hermann Nitschs äußerst seltenem und nicht nur wegen seines Formats von 187 x 296 cm monumentalen Schüttbild (Los 229) aus dem Jahr 196, denn es stellte mit dem Erlös von € 600.000* ebenfalls einen neuen Weltrekord** auf. Allein über ein Dutzend Telefonbieter, vor allem aus Österreich, aber auch aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz konkurrierten rund 15 Minuten lang mit dem Internet und einem gut gefüllten Auktionsbuch, vornehmlich mit zwei sehr potenten schriftlichen Geboten aus der Heimat des Künstlers. Am Ende trug ein telefonisch zugeschalteter Österreicher, der den Aufruf von € 54.000 entspannt verelffachte, den wohlverdienten Sieg davon.
Für drei weitere Weltrekorde** sorgten Henri Michauxs „Peinture mescalinienne“ (Los 55), die für den Erlös von € 412.000* (Aufruf: € 7.200) an eine Sammlung in Nordrhein-Westfalen weitergereicht wurde, sowie die 1960 entstandene Arbeit von Günter Brus „Von unten nach oben“ (Los 79), die der österreichische Handel von aufgerufenen € 4.500 bis auf € 200.000* klettern ließ und Adolf Frohners ebenfalls „Erstes Hackbild“ (Los 95). Eine deutsche Sammlung gewährte hier € 93.750, mehr als das Elffache des Aufrufpreises.
An der Spitze der Abteilung Kunst des 19. Jahrhunderts, die mit einem Jahreserlös von über € 3,7 Millionen* nicht nur das hervorragende Vorjahresergebnis um € 1 Million* übertraf, sondern auch das beste Ergebnis ihrer Geschichte einfuhr. Steht Pierre-Auguste Renoirs mit € 90.000 aufgerufenes “Portrait de femme” (Los 508). Ein Sammler aus Kalifornien bewilligte gegen französichen und texanischen Handel € 246.250* am Telefon. Als nur wenig später die “Rosen” (Los 366) des berühmten Impressionisten an die Reihe kamen, setzte sich ein Franzose mit dem Erlös von € 168.750* erfolgreich gegen ebenfalls telefonisch zugeschaltete Liebhaber aus GB und den USA zur Wehr.
Neben den Weltrekordzuschlägen für Karl Hagemeister im ersten Halbjahr sowie zwei weiteren enormen Steigerungen bis in den sechsstelligen Bereich für „Uferlandschaft mit Kiefern und Seerosen (Schwielowsee) (Los 359) und „Bewegte See mit gischtenden Wellenkämmen“ (Los 360) desselben Künstlers im Dezember, besticht auch Karl Philipp Fohrs “Ruine Frankenstein” (Los 315). Ein europäischer Sammler, der sich gegen hessische Beteiligung am Telefon durchsetzte, verantwortete den Höhenflug bis auf € 150.000*. Das ist nicht nur mehr als das Sechsfache des Aufrufpreises von € 24.000, sondern auch ein neuer Weltrekord**.
Carl Spitzweg, dessen “Nachtwächter bei Mondschein, Hund und Katze” (Los 304) den Aufruf von € 45.000 mit einem Erlös von € 162.500* mehr als verdreifacht und in Spanien ein neues Zuhause gefunden hat, sowie Franz von Stuck, Edward Cucuel, Edward Theodore Compton und Heinrich von Zügel heißen die weiteren Erfolgsgaranten. Sarah Mohr, Abteilungsleiterin der Kunst des 19. Jahrhunderts resümiert: “Das war ein fantastisches Auktionsjahr für die Kunst des 19. Jahrhunderts. Diverse Weltrekorde und allein elf Ergebnisse im sechsstelligen Bereich sowie eine Verkaufsquote von 85% nach Losen kann sich sehen lassen.”
Rund € 4 Millionen* lautet das erfolgreiche Resümee der Abteilung Wertvolle Bücher. Damit liegt man im Pandemie-Jahr auf direkter Augenhöhe mit dem extrem hohen Niveau des Vorjahres. Zudem konnte diese Sparte 76 Ergebnisse im fünfstelligen Bereich verbuchen - soviele wie noch nie. „Das ist ein großartiger Erfolg“, so Christoph Calaminus, Auktionator und Leiter der Abteilung in Hamburg. Er erklärt: „Gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen, ist es extrem wichtig, schnell auf Veränderung zu reagieren. Die Digitalisierung spielt hier eine tragende Rolle. Tatsächlich wurde die Möglichkeit der digitalen Auktionsteilnahme sehr gut angenommen. Insgesamt wurden in diesem Jahr über 20% aller Lose online zugeschlagen. Das ist fast doppelt soviel wie im vergangenen Jahr und sogar dreimal mehr als 2018, ein hervorragendes Ergebnis mit sehr viel Potential für die Zukunft.“
Abgerundet wird die Saisonbilanz von den auf www.ketterer-internet-auktion.de stattfindenden Online Only-Auktionen. Mit einem Gesamterlös von rund € 3 Millionen*, inklusive des prognostizierten Erlöses der am 15. Dezember endenden letzten reinen Internetauktion des Jahres, zeigt sich auch hier, dass Digitalisierung kein Fremdwort mehr ist und immer mehr Menschen die Vorteile des Online-Bietens schätzen.
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