Bei Wendl brannte die Luft. Nicht nur aufgrund der hochsommerlichen Temperaturen, sondern auch bei so manchem Bietgefecht der dreitägigen Sommerauktion (20.–22. Juni 2019). Das aus anhaltinischem Privatbesitz eingelieferte qualitätvolle Silber-Kernstück, entworfen von Josef Hoffmann für die Wiener Werkstätte, kletterte nach langem Kampf zwischen Internet- und Telefonbietern von 5.500 € auf stolze 47.350 €*.Schon der Auktionsstart mit der Kategorie "Asiatika" war verheißungsvoll und temporeich. Katalognummer 1, ein chinesischer Wandteller mit Tier- und Blumenmalerei, kletterte von 60 € auf 850 €. Ähnlich ging es weiter. Los 20, ein Email-Teekännchen, wurde für 1.570 € (Limit 60 €) versteigert oder Los 33, ein großer chinesischer Teller vom Ende des 19. Jh. mit goldenen Drachen auf tiefblauem Fond, verzehnfachte seinen Aufrufpreis und erbrachte 2.910 €. Bei den Bronzen stand ein lebensgroßes Schwanenküken des Tier-Bildhauers August Gaul besonders im Fokus und konnte von 550 auf 5.585 € gesteigert werden. Zwei stilisierte Figurengruppen der Künstlerin Eleonore Gerber-Sporleder – "Großer Akt einer Wasserträgerin" und "Sitzende" – kletterten auf 2.300 und 1.820 € (Limite 750 und 280 €).Die Kategorie "Kleinodien" lockte mit einem 5 x 6,5 cm kleinem und äußerst feinem Mikromosaik, auf dem die Tauben des Plinius dargestellt sind. Der Hammer fiel hier bei 1.580 € (Limit 330 €).
Dass der Spielzeugmarkt brach liegt, konnte man beim Zuschlag des seltenen Charakterjungen von Franz Schmidt & Co. nicht behaupten. In rasender Schnelle boten sich Internet- und Telefonbieter gegenseitig hoch, bis bei 13.360 € der Zuschlag erteilt wurde (Limit 390 €). Dass erzgebirgische Volkskunst kein Saisonartikel ist, zeigte der Zuschlag der dort hergestellten Deckenspinne (Limit 390 €, Zuschlag 2.430 €). Zwei eher unscheinbare barocke englische Stoffpüppchen kletterten von 240 € auf 850 €, eine Puppe aus dem Haus Jules Steiner stieg von 500 € auf 1.700 €. Fast alle Objekte dieser Kategorie wurden verkauft."Viel Teppich für sein Geld" erwarb der Ersteigerer des außergewöhnlich großen persischen Medaillonteppichs, der für 2.670 € (Limit 1.200 €) das Haus verlies. Sieben Personen wurden benötigt, um das ca. 36 m²-messende, handgeknüpfte Stück zu tragen.
Ein gefüllter Auktionssaal und sehr aktive Internetbieter erfreuten die Auktionatorinnen Anke und Julia Wendl bei der wie immer starken Kategorie Porzellan am dritten Versteigerungstag. Die Gothaer Ansichtentasse mit dem Porträt des Herzogs August von Sachsen-Gotha-Altenburg errang nach hartem Kampf ein im Saal anwesender Privatsammler für 3.400 € (Limit 390 €). Bei Los 2908, einer KPM-Tasse im etruskischen Stil aus dem frühen 19. Jh., konnte die Auktionatorin anfangs nicht so schnell zählen, wie sich die Internetbieter in die Höhe klickten. Auch hier fiel erst bei 3.400 € der Hammer (Limit 240 €). Sehr gute Zuschläge erhielten durchweg die hochwertigen Porzellane aus dem Nachlass des 2012 verstorbenen Wirtschaftswissenschaftlers Professors Dr. Klaus von Wysocki. Auf Teil II dieser Sammlung darf man sich im Oktober freuen.
"Und ewig lockt das Weib". Wie zum Beweis dafür stehen zwei Porzellangemälde der KPM Berlin: "Psyche" (Limit 600 €, Zuschlag 4.000 €) sowie ein sinnlicher Frauenakt (Limit 650 €, Zuschlag 2.670 €). Auch bei den Gemälden erregten die Darstellungen schöner Frauen die Bietergemüter.Für stolze 12.140 € wurde die Gerhard von Kügelgen zugeschriebene "Medea mit ihren zwei Söhnen" (Limit 3.900 €) versteigert. Für das Mädchenbildnis eines unbekannten Nazareners fiel bei 10.930 € der Hammer (Limit 1.800 €). In vielerlei Hinsicht ungewöhnlich ist die barocke Darstellung der Kleopatra. Unerwartet hoch kletterte das mit 6.000 € limitierte Gemälde. Es wurde für 13.360 € verkauft.Ebenso reizte anderes "scharfes Gemüse" die sonnigen Gemüter. Für einen 93 Jahre alten Kohlrabi, den Max Feldbauer im Jahr 1926 malte, wurden 1.940 € geboten (Limit 800 €). Nicht weniger begehrt waren zeitlose Landschaften, darunter "Die Sternbrücke und die Kegelbrücke bei Weimar", die um 1885 vom Weimarer Maler Christian Rohlfs auf die Leinwand gebracht wurde (Limit 550 €, Zuschlag 3.640 €) oder Alexander von Szpingers "Heuwagen", ein Maler, der ebenfalls der Weimarer Malerschule zuzuordnen ist (Limit 460 €, Zuschlag 2.670 €). Die dem Maler Gustave Loiseau zugeschriebene "Bretagne-Küstenlandschaft" wurde für 7.290 € verkauft.
*Zuschläge sind inkl. Aufgeld (18% + MWSt) und auf volle 10 Euro-Schritte gerundet angegeben.
Auktionshaus Wendl