Mit der offiziellen Rückgabe des geraubten Reliquienkästchensdes heiligen Mamas, dem zypriotischen Schutzpatron des Klosters von Morfou (auch Güzelyurt), konnte Hargesheimer Kunstauktionen Düsseldorf am Dienstag, den 14. Mai 2019 einen kleinen Beitrag zur Rückführung verlorener Kunstschätze leisten. Frank und Susanne Hargesheimer, Geschäftsführer des gleichnamigenAuktionshauses, ist es ein wichtiges Anliegen ein Zeichen zu setzen, damit auch in Zukunft ganz besonders kultur- und identitätsstiftende Kunstobjekte an die rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben werden. Dieser Meinung waren selbstverständlich auch die geladenen Gäste Archimandrit Fotios Ioakeim, in Vertretung des Metropoliten Neophythos von Morfou, die Byzantinistk-Expertin Maria Paphiti sowie eine Gesandte der zypriotischenBotschaft aus Berlin.Das auf das Jahr 1835 datierte Reliquiar ist in Form eines Buches gestaltet und zeigt auf der Innenseite des Deckels den heiligen Mamas auf einem Löwen reitend, umgeben von vier Heiligen. In diesem Kästchen befindet sich eine aufklappbare Metallplatte, die an eine Buchseite erinnert und in die die Gebeine des heiligen Mamas eingelassen wurden. Die Überlieferungen zur Vita des heiligen Mamas sind so zahlreich wie widersprüchlich. Laut einiger früheren Fassungen lebte Mamas zur Zeit der Römer als Hirte und bekennender Christ,der in den Bergen vor wilden Tieren predigte. Im Mittelalterwurde das Leben und Wirken des Heiligen nach Zypern verlegt.Demnach soll Mamas nahe der Stadt Morfous das Leben eines Eremiten und Hirten geführt haben. Als er sich weigerte Steuernzu zahlen und verhaftet werden sollte, trat er auf einem Löwen reitend vor den Statthalter. Von diesem Anblick tief beeindruckt, erließ der Statthalter dem Heiligen auf Lebenszeit die Steuern. Aufgrund dieser wundersamen Geschichte wird der heilige Mamas als Schutzpatron der Steuerberater, Finanzbeamtenund Steuersündern verehrt wird.
Fast wäre das Reliquienbehältnis mit den Gebeinen des heiligen Mamas im April 2019 in der Auktion „Russischen Kunst | Russische und Griechische Ikonen“ zur Versteigerung gekommen. Dasgroße globale Interesse an diesem Reliquienkästchen rief fastein Dutzend Bieter auf den Plan. Dank der Expertin für byzantinische Kunst Maria Paphiti, die sich während der Auktion schriftlich an das Auktionshaus wandte, konnte der Verkauf nurwenige Minuten vor dem Aufruf noch zurückgezogen werden. Die Geschichte, wie es überhaupt zu dieser Rettung in letzterMinute kam, beginnt in Zypern. Unabhängig voneinander wurdender Archimandrit Symeon und der Archäologe Riginos Aristotelosauf das Reliquiar aufmerksam, welches in einem Bericht von 1912 beschrieben wurde. Selbst Zeitzeugen soll es noch geben, die das kostbare Reliquienkästchen aus dem Kloster von Morfou gesehen haben wollen. Daraufhin wurden Anstrengungen unternommen den Verkauf des Objektes mit Hilfe der Behörden zu verhindern. Als schon fast alles verloren schien, wendete sich der Metropolit von Morfou an Frau Paphiti, die schließlich die Versteigerung des Objekts abwenden konnte.
Während der türkischen Besetzung des nördlichen Teils Zypern im Sommer 1974 wurde das Reliquienkästchen aus dem Kloster von Morfou geraubt und ins Ausland veräußert. Wie es Jahrzehntespäter in den Besitz einer norddeutschen Privatsammlung gelangte und dann in den Kunsthandel, ist aufgrund des verstorbenen Kunst- und Ikonensammlers nicht mehr nachzuvollziehen. Ein glückliches Ende nahm die Reise des Reliquiars dennoch, da Hargesheimer Kunstauktionen die Erbin entschädigen konnte und der Metropolis von Morfou stiften konnte. Als Dank und Honorierung für diese Geste schenkte der Archimandrit Foto Ioakeim Susanne Hargesheimer eine eigens für diesen Tag angefertigte Ikone mit dem heiligen Mamas auf einem Löwen reitend, obwohl ihr die Begeisterung und Freude der zypriotischen Gesandtschaft über die Rückgabe der Reliquien Dank genug wären. Man möchte fast von einer göttlichen Fügung sprechen, als derArchimandrit Ioakeim berichtete, dass die Klostergemeinde von Morfou noch wenige Monate zuvor erfolglos Versuche unternommen hatte Reliquien des heiligen Mamas zu erwerben.
Auch wenn das Reliquienkästchen nicht zu seinem ursprünglichen Aufstellungsort im Kloster von Morfou, das im 18. Jahrhundert über dem Grab des Heiligen errichtet wurde und sich im türkisch besetzten Teil Zyperns befindet, zurückgebracht werden kann, konnten zumindest der Klostergemeinde Morfous die Gebeine ihres Schutzpatrons Mamas zurückgegeben werden.