Ist ein Bild fertig gemalt, eine Skulptur gemeisselt, der Bleistift aus der Hand gelegt, beginnt jene Geschichte, mit der sich die Provenienzforschung befasst. Wer hat das Kunstwerk von der Künstlerin, dem Künstler gekauft? In welcher Villa hing es, in welchem Keller war es verstaut und auf welchen Auktionen wurde es ersteigert?In den letzten Jahren tauchten die Begriffe Raub- und Fluchtkunst regelmässig in den Medien auf. Was mit der Kunst und ihren Besitzerinnen und Besitzern im Zweiten Weltkrieg geschah ist von allgemeinem Interesse. Während des Dritten Reiches enteignete das NS-Regime zahlreiche Kunstwerke von ihren diskriminierten und verfolgten Besitzern unrechtmässig und verkaufte sie gewinnbringend für Devisen. Gerade für diese Zeitspanne gibt es in der Herkunftsgeschichte zahlreicher Werke Lücken. Diese zu schliessen, ist unabdingbar, wenn wir mit der Vergangen- heit gerechter umgehen wollen.
Das Kunstmuseum Luzern hat es sich zur Aufgabe gemacht, seine Sammlung auf Handwechsel in den prekären Jahren von 1933 bis 1945 zu untersuchen. Dabei stehen für einmal nicht ästhetische oder inhaltliche Aspekte im Fokus, sondern die Geschichte des Werks als Handelsgut und Machtobjekt. Zum verantwortungsvollen Umgang mit der Sammlung gehört eine aufwändige, vertiefte Auseinandersetzung mit der Herkunftsgeschichte der Werke. Das Kunstmuseum Lu- zern kann die Provenienzforschung dank der finanziellen Unterstützung durch den Bund, den Kanton und die Stadt Luzern sowie die Stiftung für Suchende intensiv angehen. Vor kurzem hat das Kunstmuseum Luzern alle Werke, deren Herkunft im Rahmen des Provenienzforschungsprojekts untersucht wird, auf seiner Sammlung online zugänglich gemacht: http://sammlungonline.kunstmuseumluzern.ch. Damit erfüllt das Kunstmuseum Luzern die Forderung des Bundes, die zu erforschenden Werke zu publizieren. Diese sind nun einer breiten Öffentlichkeit zugänglich und die Erkenntnisse der Recherche werden laufend aktualisiert.
Um einen Einblick in die Forschung und ihre Ergebnisse zu vermitteln, stellen wir die Nachforschungen zu vier Gemälden vor, die zeigen, welche unterschiedlichen Wege Werke und Forschung nehmen können. Wir freuen uns, dass unsere Recherche bislang weder in den aufge- führten noch in den anderen bearbeiteten Fällen eine problematische Provenienz ergeben hat.