Für die Neueindeckung der Dächer über Chor und Sakristeien der Kirche St. Johann Baptist in Neu-Ulm stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank der Lotterie GlücksSpirale, deren Destinatär sie ist, 50.000 Euro zur Verfügung. Der Fördervertrag erreicht Dekan Markus Mattes dieser Tage.Die dem Täufer Johannes geweihte Kirche am bayerischen Donauufer entstand 1857 zunächst als einschiffiger neuromanischer Bau, genutzt als katholische Garnisons- und Pfarrkirche. Von 1922 bis 1927 erweiterte sie Dominikus Böhm, der Reformer des katholischen Kirchenbaus, als expressionistisches dreischiffiges Bauwerk. Damit zählt St. Johann Baptist zu den bedeutendsten deutschen Kirchenbauten des 20. Jahrhunderts.
Die aus Jurakalkstein, Ziegel und Biberschwanzresten – Material aus abgebrochenen Befestigungsanlagen – errichteten mächtigen Außenmauern und Türme kontrastieren bewusst mit dem weißen, mystisch anmutenden Innenraum, den der Architekt – wie bei den beiden Seitenkapellen – mit effektvollem Lichteinsatz gestaltete. Die wirkungsvolle Raumschöpfung im Inneren erreichte Böhm nicht zuletzt durch die eigenwilligen Gewölbe. Es handelt sich um eine Rabitzkonstruktion, eine schalungslos erstellte Eisenbetonkonstruktionen aus weitmaschigem Eisengeflecht und Ziegelgewebe als Putzträger. Böhm konnte bei dieser Kirche seine Ideen zur Dynamisierung des Raums und zur Lichtführung in sakralen Räumen überzeugend vorführen.
Die schweren Bombenschäden erzwangen nach dem Krieg einen Wiederaufbau, den ebenfalls Dominikus Böhm verantwortete. Er nutzte dabei die Möglichkeit, bestimmte Details zu revidieren und etwa eine von der Gemeinde gewünschte direkte Belichtung des Innenraums zu schaffen. „Neu-Ulm hat mich berühmt“ gemacht, sagte Dominikus Böhm später über St. Johann Baptist. Die Stadt hatte ihre Absicht umgesetzt, ein modernes Pendant zum Ulmer Münster zu besitzen, das eigenen Ruhm beanspruchen kann.
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