Am 15. Januar endet die im Kunsthaus Zürich zu sehende Präsentation von 250 Werken Alberto Giacomettis. Viele Leihgaben aus privatem Besitz sowie 75 kostbaren Gipse aus dem Nachlass des Künstlers, die am Kunsthaus restauriert wurden, sind wegen ihrer Zerbrechlichkeit nur noch selten zu sehen. Im Frühjahr eröffnet die Neueinrichtung ausgewählter Werke in der Sammlung.Nur noch bis 15. Januar beleuchtet «Alberto Giacometti – Material und Vision. Die Meisterwerke in Gips, Stein, Ton und Bronze» auf einmalige Weise grundlegende Aspekte des Schaffens und Arbeitsprozesses des weltbedeutenden Schweizer Plastikers. Die Ausstellung, die täglich über 600 Besucher verzeichnet, gibt Antwort auf wichtige Fragen: Was bedeuteten Giacometti seine Gipse? In welchem Verhältnis stehen sie zum Gesamtwerk? Und welches ist der spezifische Charakter der anderen, vom Künstler eigenhändig bearbeiteten Schöpfungen in Stein, Ton, Bronze, Holz und Plastilin?
SELTEN ZU SEHENDE LEIHGABENBedeutende Leihgaben, vor allem aus der nicht öffentlichen Fondation Alberto et Annette Giacometti in Paris und der weltweit umfangreichsten und bedeutendsten Sammlung der Alberto Giacometti-Stiftung im Kunsthaus Zürich repräsentieren noch für kurze Zeit den «ganzen» Giacometti: Über 250 Werke eines Jahrhundertkünstlers, dessen experimentierfreudiger Umgang mit Materialien faszinierend ist. Im Mittelpunkt stehen die Werke, die der Künstler selber bearbeitete und in Händen hatte: Werke aus Ton, Plastilin, Gips, Holz und Stein. Aussergewöhnlich ist die erstmalige Zusammenführung verschiedener Fassungen einiger Werke in gebranntem Ton, Gips, Marmor und Bronze und in unterschiedlichen Restaurierungszuständen. Werke aus Stein, die aus Privatbesitz stammen, waren seit Jahrzehnten nicht öffentlich ausgestellt. In einem kunsttechnologischen Teil werden Ergebnisse des vierjährigen Forschungs- und Restaurierungsprozesses am Kunsthaus anschaulich präsentiert. Als Material war Gips für Alberto Giacometti weit mehr als eine Zwischenstufe zwischen Tonmodell und Bronzeguss. Gips erlaubte ihm, seine Objekte auf vielfältige Weise zu bemalen oder zu bearbeiten. Nicht wenige Skulpturen existieren nur in einer Gipsversion. Und Gipse, die er nachträglich veränderte, wurden zu kostbaren Unikaten. Sie offenbaren anderes als die Bronzen.
Mit Unterstützung der Credit Suisse – Partner Kunsthaus Zürich und Ars Rhenia, Stiftung zur überregionalen Förderung von Kunst und Kultur.
LESUNG UND LETZTE FÜHRUNGENDie Schauspielerin Isabelle Menke liest aus Yves Bonnefoys Monografie über Alberto Giacometti sowie ausgewählte Gedichte aus den 1950er- und 1960er-Jahren. Auf Deutsch und Französisch. Donnerstag, 12. Januar, 18.45 Uhr. Eintritt im Ausstellungsticket inbegriffen.
Öffentliche Führungen: Mittwochs und donnerstags um 18 Uhr, freitags um 15 Uhr und sonntags um 11 Uhr. Private Führungen auf Anfrage.
DIE ZUKUNFT DER GIACOMETTI-SAMMLUNG IM KUNSTHAUS ZÜRICHWer diese Ausstellung verpasst, wird bis zur Eröffnung der Kunsthaus-Erweiterung im Jahr 2020 mit weniger Giacometti vorliebnehmen müssen. Bis dahin zieht Giacometti um: aus dem Erdgeschoss des Moser-Gebäudes von 1910 in den 1976 eröffneten Trakt. Dort gibt Sammlungskonservator Philippe Büttner dem Werk einen neuen Auftritt: Die offenen, hellen und hohen Räume erlauben einen ganz andere Blick auf das Schaffen des bedeutendsten Schweizer Plastikers des 20. Jahrhunderts. Der ab Mitte Februar präsentierte repräsentative Ausschnitt umfasst wichtige Plastiken und Gemälde, zu denen mittelfristig auch ein Ensemble von Zeichnungen stösst. Der Besuch wird im Eintrittspreis zur Sammlung inbegriffen sein. Wer jedoch den ganzen Giacometti sehen will, muss zukünftig weit reisen oder sich bis zum 15. Januar in die exklusiv und einmalig stattfindende Ausstellung im Kunsthaus Zürich begeben.