Hamburg, 24. Mai 2016, (kk) – Mit dem Gesamterlös von über € 1,65 Millionen* erbrachte die zweitägige Auktion Wertvolle Bücher am 23./24. Mai bei Ketterer Kunst in Hamburg ganz ausgezeichnete Ergebnisse. Das Resultat liegt rund € 250.000* über dem des selben Zeitraums des vergangenen Jahres sowie leicht über dem Herbstergebnis. Besonders gefragt war vor allem eines der schönsten und seltensten Werke von Kurt Schnitters.Die TOP 5€ 86.000* Aufruf: € 7.000 Nr. 992: Alexei Michailowitsch Remisow Die Siegel des Obezvelvolpal. Paris 1934€ 74.000* Aufruf: € 43.000 Nr. 027: John Hill The vegetable system. London 1761-75€ 36.000* Aufruf: € 4.000 Nr. 096: Kurt Schwitters und Käte Steinitz Hahnepeter. Hannover 1924€ 32.000* Aufruf: € 8.000 Nr. 117: Francis Ponge und Jean Dubuffet Matière et m ́moire ou les lithographes à l'école. Paris 1945€ 30.000* Aufruf: € 20.000 Nr. 036: Louis Renard Atlas de la navigation et du commerce ... Amsterdam 1739
Gemeinsam mit Käte Steinitz schuf Kurt Schwitters 1924 ein außergewöhnliches Kinderbuch und eine der großen Raritäten der Dada-Literatur. Der für € 4.000 aufgerufene „HahnePeter“ (Los 96), der „Kra“ sagt, wenn man ihn kitzelt, zog zahlreiche Kenner und Liebhaber in seinen Bann. Während drei davon im Saal boten, ließen sich fünf telefonisch vertreten und fast ein Dutzend hatten schriftliche Gebote hinterlegt. So kletterte der Preis in kürzester Zeit in den fünfstelligen Eurobereich. Erst bei einem Erlös von € 36.000* fiel der Hammer und es war klar, dass die erste Ausgabe, die in einer Auflage von nur 100 Exemplaren als Merz-Heft Nr. 12 erschien, in deutschen Landen verblieb.
Das Topergebnis der Auktion erzielte Alexei Michailowitsch Remisows eigenhändiges Manuskript „Die Siegel des Obezvelvolpal“, das seine Liebhaber erwartungsgemäß in der Heimat des Autors fand. So wurde das heiße Bietgefecht denn auch von zwei extra angereisten Russen im Saal untereinander ausgemacht. Bei einem Aufruf von € 7.000 kletterte das mit 21 Original-Zeichnungen versehene Buch zügig bis auf € 20.000, von wo es sich in vor Spannung knisternder Atmosphäre und in stetigen 2.000-Euro-Schritten bis auf den Erlös von € 86.400* hochschraubte.
Ebenfalls zu den Spitzenlosen zählte John Hills „The vegetable system“ (Los 27). Das umfangreiche und mit € 43.000 aufgerufene Werk ist eine der aufwändigsten und umfassendsten botanischen Publikationen des 18. Jahrhunderts. Sie wanderte für € 74.400* in den europäischen Handel.
Ganz im Gegensatz zu heute fand Francis Ponges „Matiére et mémoires ou les lithographes à l'école“ (Los 117) zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung im Jahr 1945 nur sehr wenig Begeisterung. Das äußerst seltene, in nur 50 nummerierten Exemplaren für den Handel erschienene und von Jean Dubuffet vortrefflich illustrierte Buch ging mit einem Aufruf von € 8.000 an den Start und schwang sich schnell auf mehr als das Vierfache. Die zahlreichen schriftlichen Gebote aus Deutschland wurden bald überboten und zwei Händler aus England und Frankreich trugen den Wettstreit telefonisch unter sich aus, wobei ersterer mit dem Erlös von € 32.400* schließlich den Sieg davontrug.
Starke Begehrlichkeiten weckte auch der mit € 14.000 aufgerufene prachtvolle Seeatlas von Louis Renard (Los 36). Trotz starken Engagements einiger Privatsammler wurde das wohlerhaltene Exemplar an einen deutscher Händler abgegeben, der sich ultimativ mit dem Erlös von € 30.000* gegen einen englischen Kollegen durchsetzte.
In Wien fand die wunderschöne expressionistische Folge „Van Zantens glückliche Zeit“ (Los 99) des Dresdner Malers Otto Lange ein neues Zuhause. Erst mit seiner Offerte von € 28.800* ergatterte der extra angereiste Sammler die mit € 7.500 aufgerufenen 21 signierten Original-Farbholzschnitte. Heftige Gegenwehr kam neben Auftragsbuch, Saal und Telefonen vor allem von einer Riege online zugeschalteter Interessenten.
Groß war die Konkurrenz auch bei Friedrich Schillers erster Ausgabe seines Schauspiels „Die Räuber“ (Los 56). Ein im Saal anwesender Londoner Händler honorierte das mit € 8.000 aufgerufene Drama, das bereits Ende des 18. Jahrhunderts eines der gesuchtesten Bücher der klassische Literaturepoche war, mit einem Erlös von € 20.400*.
Für Aufsehen sorgte zudem das „Liber Veritatis“ (Los 65) von Claude Lorrain., das mit € 6.000 an den Start ging. Um das gut erhaltene Exemplar der ersten Ausgabe dieses prachtvollen Tafelwerks wetteiferte neben zahlreichen Geboten im Auftragsbuch auch ein telefonisch zugeschalteter Sammler aus Westfalen. Er hatte jedoch das Nachsehen, denn das Werk mit den 300 nummerierten Mezzotinto-Tafeln verblieb für den Erlös von € 16.800* in Hamburg.