Hamburg, 24. November 2015, (kk) – Mit dem Gesamterlös von über € 1,6 Millionen* erbrachte die zweitägige Auktion Wertvolle Bücher am 23./24. November bei Ketterer Kunst in Hamburg hervorragende Ergebnisse, liegt das Resultat doch rund € 200.000* über dem des Frühjahrs. Besonders begehrt waren drei Pergamenthandschriften des 13.-15. Jahrhunderts, die durchweg mit außergewöhnlichen Steigerungen abgegeben wurden.Die TOP 5€ 150.000* Aufruf: € 80.000 Nr. 003: Horae B.M.V. Stundenbuch. Paris um 1450€ 96.000* Aufruf: € 64.000 Nr. 004: Horae B.M.V. Stundenbuch. Paris 1500-1510€ 91.200* Aufruf: € 50.000 Nr. 002: Biblia latina vulgata Paris ca. 1250-1270€ 55.200* Aufruf: € 16.000 Nr. 019: Albertus Seba Amsterdam 1734-65€ 36.000* Aufruf: € 30.000 Nr. 100: Der Blaue Reiter München, 1912
An der Spitze der Auktion stehen zwei bedeutende, in Paris herausgegebene Stundenbücher, denen man vorausschauend einen eigenen Sonderkatalog gewidmet hatte. Besonders die beeindruckende Fülle und Qualität der Miniaturen dürfte es den zahlreichen Interessenten angetan haben. Das mit Aufträgen gut gefüllte Auktionsbuch, der Andrang im Saal und die telefonisch zugeschalteten Bieter sorgten in beiden Fällen fast für eine Verdoppelung des Aufrufpreises. Am größten war die Nachfrage in Großbritannien und in der Schweiz. Während das 1500-1510 entstandene lateinische Stundenbuch für den Gebrauch von Rom (Los 4) von aufgerufenen € 64.000 bis auf den Erlös von € 96.000* kletterte und an einen Eidgenossen abgegeben wurde, honorierte ein Liebhaber aus England das mit € 80.000 gestartete und um 1450 in Paris entstandene lateinische Stundenbuch (Los 3) mit dem Erlös von € 150.000*.
Nicht weniger starke Begehrlichkeiten weckte die ca. 1250-1270 ebenfalls in Paris herausgegebene und unmittelbar zuvor mit € 50.000 aufgerufene Biblia latina vulgata (Los 2). Die Konkurrenz aus ganz Europa war groß, vor allem Frankreich, England und die Schweiz wollten nicht locker lassen. Am Ende setzte sich jedoch eine Privatsammlung aus Nordrhein-Westfalen durch, die den Bieteifer erst mit dem Erlös von € 91.200* stoppen konnte.
Ebenfalls um das Seelenheil bzw. die Unsterblichkeit der Seele, wenn auch vom philosophischen Standpunkt aus betrachtet, geht es in den berühmten Platon-Editionen von Marsilio Ficino (Los 8), die dieser 1491 vom Griechischen ins Lateinische übersetzte. Die schöne Inkunabel in einem zeitgenössischen Einband aus der Tübinger Buchbinderwerkstatt von Johannes Zoll wurde dem deutschen Handel für den Erlös von € 26.400* zugesprochen.
Einen weiteren Meilenstein der Philosophie, nämlich die erste Ausgabe von Immanuel Kants 1781 in Riga herausgegebener „Critik der reinen Vernunft“ (Los 52) sicherte sich einer der zahlreichen Onlinebieter für den Erlös von € 19.200*. Ebensoviel waren einem weiteren über das Netz bietenden Kunden die „Relations de divers voyages curieus“ (Los 35) des Melchisédec Thevenot wert. Er veranlasste nicht nur mehr als eine Verdreifachung des Aufrufpreises der berühmten Sammlung von Reiseberichten, sondern verwies mit seiner Offerte auch sieben Telefonbieter aus ganz Europa auf die Plätze.
Für Aufsehen sorgte zudem das mit € 16.000 aufgerufene Exemplar von Albertus Sebas „Locupletissimi rerum naturalium thesauri accurata descriptio“, dessen Veröffentlichung über 30 Jahre in Anspruch nahm und das erstmals den Artenreichtum der Erde in so umfassender Weise beschreibt. Hier überboten sich allein an den Telefonen ein halbes Dutzend Interessenten aus ganz Europa. Das hitzige Gefecht beendete erst ein Händler aus Großbritannien, der sich das berühmte Tafelwerk, das seinerzeit sogar der russische Zar Peter I. in des Autors Amsterdamer Wohnräumen besichtigt hatte, mit dem Erlös von € 55.200* sicherte.
Eine grandiose Steigerung, nämlich fast das 80-fache der Schätzung von € 400 erfuhr das Programm-Blatt der Galerie Dada zur sechsten, Hans Heuser gewidmeten Soirée mit Original-Zeichnungen und eigenhändigem Text des rumänischen Schriftstellers Tristan Tzara (Los 968). Auftragsbuch und diverse Telefonbieter aus England, Deutschland und den USA kämpften hier recht ausdauernd, am Ende jedoch machten zwei im Saal anwesende Sammler aus Hamburg und Berlin das Rennen unter sich aus. Die Arbeit verblieb schließlich für den Erlös von € 31.200* in der Hansestadt.
Furore machte auch eines von 15 nummerierten Exemplaren der absoluten Vorzugsausgabe von Dante Alighieris „La divine comédie“ mit Illustrationen von Salvador Dalí (Los 994). Bei einem Aufruf von € 7.000 engagierten sich heimische und internationale Interessenten gleichermaßen. Am Ende konnte jedoch ein telefonisch zugeschalteter Händler aus Kalifornien den Sieg verbuchen, indem er sich mit dem Erlös von € 21.600* letztlich auch gegen einen besonders ausdauernden norddeutschen Konkurrenten im Saal durchsetzte.