Begründung der Jury:Die monumentale Fünfzehnhundert-Seiten-Studie ist ein eindrucksvolles Unternehmen des umfassenden Sammelns, der „autoptischen“ Kenner- schaft und der präzisen wissenschaftlichen Durchdringung. Die beiden Herausgeber (und die hinzugezogenen anderen Autoren einzelner Aufsätze) haben im Sinne einer allgemeinen „Bildwissenschaft“ einen buchhistorischen Kontinent vermessen, der an vielen Stellen noch wenig bekannt war und erst in der nun dargelegten Gesamtheit und Vielfalt seine ganze Bedeutung zeigt: die Kulturgeschichte des deutschsprachigen Fotobuches in seinen ersten Jahrzehnten.
Das Werk zeigt, wie Fotobücher die Wahrnehmung einer Epoche mitge- prägt haben. Mit der Vergabe an Manfred Heiting und Roland Jaeger wird zum ersten Mal in der Chronik des Antiquaria-Preises die immer noch wachsende Bedeutung der Fotografie im Buchwesen gewürdigt: für den Sammler, den Buchhistoriker und für jene Wissenschaften, die sich mit dem Ineinander von Ästhetik und Politik zu befassen haben.
Die PreisträgerManfred Heiting, geboren 1943, ist Designer, Kurator, Herausgeber und Sammler. Er war beruflich u.a. für Polaroid International und American Express International tätig. 1984 war er Mitbegründer des Fotografie Forums Frankfurt, 1999 Gründer des Fotomuseums Amsterdam (FOAM) und 2000 Projektdirektor des Deutschen Centrums für Photographie der Staatlichen Museen zu Berlin. Heiting ist Gründungsmitglied des Getty Museum Photographs Council, Los Angeles.Seit 1972 hat er 50 Foto-Ausstellungen kuratiert sowie über 40 Bücher und Kataloge gestaltet und herausgegeben (neben Autopsie u.a. Deutschland im Fotobuch und zuletzt The Soviet Photobook). Seine enzyklopädische Samm- lung von 4.000 Fotografien übertrug er 2002 dem Museum of Fine Arts, Hou- ston. Dort wird auch seine Fotobuch-Sammlung von über 30.000 Titeln öffent- lich zugänglich sein. Er initiierte und unterstützt verschiedene Stipendien im Bereich der Foto(buch)forschung. Er lebt in Malibu und Brüssel.
Dr. Roland Jaeger, geboren 1955, studierte Kunst- geschichte und Literaturwissenschaft in Hamburg. Zunächst trat er durch Publikationen zur Kunst- und Kulturgeschichte der Hansestadt hervor, daneben war er Geschäftsführer einer Aus- stellungs- und Messebaufirma. Seit 1992 forscht und veröffentlicht er zu Themen der Kunst, Archi- tektur und Fotografie, zum Buch- und Verlagswe- sen vor allem der 1920er Jahre sowie zum deutschsprachigen Exil in den USA. Jaeger hat eine Bibliographie über Architekturbücher, Monographien und Nachdrucke einschlägiger Werke herausgebracht. Seit 2005 beschäftigt er sich auch mit Fotobüchern. Er ist Mitglied der Historischen Kommission des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und Beiträger zur Zeitschrift Aus dem Antiquariat. Neben seiner wissenschaftlichen und fachpublizistischen Tätigkeit hat er bis 2010 ein internationales Antiquariat für Architekturbücher betrieben. Er lebt als Kunsthistoriker in Hamburg und Berlin.
Der PreisDie AusstellerInnen der ANTIQUARIA - der Antiquariatsmesse Ludwigsburg - gründeten 1994 den Verein Buchkultur e.V. Sie vergeben seitdem jedes Jahr am Abend des ersten Messetages den mit € 8.000 dotierten "Antiquaria-Preis für Buchkultur", seit 1997 ist die Stadt Ludwigsburg Mitstifterin des Preises. Mit dem Preis sollen Beiträge u.a. aus dem Verlagswesen, der Buchwissen- schaft, der Drucktechnik sowie der Buchkunst und Schriftgraphik ausgezeich- net werden. Eine unabhängige Jury wählt den Preisträger / die Preisträgerin aus.
Die JuryIrene Ferchl, Journalistin und Autorin / Dr. Bernhard Fischer, Direktor des Goethe- und Schiller-Archivs Weimar / Renate Geisenheyner, Antiquarin, Münster / Joachim Kalka, Übersetzer und Autor, Leipzig / Dr. Hannsjörg Kowark, Direktor der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart / Rainer Leippold, Johannes-Gutenberg-Schule Stuttgart / Akka von Lucius, Verlegerin, Stuttgart / Petra von Olschowski, Rektorin der Staatl. Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart / Werner Spec, Oberbürgermeister der Stadt Ludwigsburg / Michael Zöllner, Verleger / Daniel Osthoff, Antiquar, Würzburg als Vertreter der ausstellenden AntiquarInnen der 'Antiquaria'.
Die bisherigen PreisträgerInnen1995 - Professor Albert Kapr, Leipzig, für seine Formengeschichte der Fraktur1996 - Büchergilde Gutenberg für ihre jahrzehntelange Arbeit zur Buchkultur1997 - Eckehart SchumacherGebler, für seine Werkstätten und Muse- en der Druckkunst in Leipzig1998 - Dr. Herbert Jacob, Berlin, für seine herausragende bibliographi- sche Arbeit1999 - Josua Reichert für sein graphisches und typographisches Werk als Drucker und Künstler2000 - Verlag Faber & Faber, Leipzig, für die inhaltliche und ästheti- sche Qualität seiner Buchreihen2001 -Wulf D. von Lucius für sein Buch "Bücherlust"2002 - Katharina Wagenbach-Wolff, Friedenauer Presse Berlin, für ihre individuell und einfallsreich gemachten Bücher2003 -Reinhard Öhlberger für seine Bibliographie der Buchhändler-eti- ketten: "Wenn am Buch der Händler klebt"2004 -Dr. Bernhard Fischer, Marbach, für sein Buch "Der Verleger Johann Friedrich Cotta: Chronologische Verlagsbibliographie 1787 – 1832"2005 - Aufgrund der grossen Brandverluste widmet die Jury das Preis- geld der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek, Weimar2006 - Jürgen Holstein für die Publikation seiner Samlung "Blickfang. Bucheinbände und Schutzumschläge Berliner Verlage 1919 bis 19332007 - Das Autorenteam des Kataloges "Geraubte Bücher. Die Öster- reichische Nationalbibliothek stellt sich ihrer NS-Vergangenheit"2008 - Hans Ries für seine Arbeiten zur Illustrationsgeschichte des 19. Jahrhunderts2009 - D.E. Sattler und KD Wolff für ihre historisch-kritische Frankfurter Hölderlinausgabe2010 - Gangolf Ulbrich für seine Arbeit als Papiermacher, Papierkünst- ler und Restaurator2011 - Ines Geipel und Joachim Walther für die Reihe „Die Verschwie- gene Bibliothek“ und der Gründung des Archivs unterdrückter Literatur in der DDR“2012 - Clemens-Tobias Lange, der Gestalter herausragender Künstler- bücher2013 - Deutsches Buch- und Schriftmuseum Leipzig für seine Dauer- ausstellung "Zeichen - Bücher - Netze. Von der Keilschrift zum Binär- code"2014 - Klaus Detjen für die die von ihm gestaltete "Typographische Bi- bliothek"2015 - Lothar Müller für seinen engagierten und klugen Journalismus und sein Buch "Weiße Magie"
Ausserordentliche Ehrungen der Jury an Wendelin Niedlich (1998)/ Hannelore Jouly (2002)/ Freundeskreis Buchkinder e.V., Leipzig (2006)
Die Preisverleihung findet im Rahmen der Antiquariatsmesse Ludwigsburg statt: 28. Januar 2016, 20.15 Uhr, Musikhalle / Podium.Die Laudatio hält der Schriftsteller, Kurator und Publizist Hans-Michael Koetzle, München.
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