Im Safe der Schoellerbank wurde bei einer Archivrevision ein Verwahrstück aus dem Jahr 1926 entdeckt: Eine unbekannte Person hatte in einem Ledereinband zahlreiche Lebensdokumente, Briefe und Fotografien der Familie Vetsera deponiert, darunter Abschiedsbriefe von Mary Vetsera aus dem Jahr 1889, die bislang als vernichtet galten. Diese historisch bedeutsamen Dokumente zur Tragödie von Mayerling kamen nun als Dauerleihgabe an die Österreichische Nationalbibliothek.SensationsfundDie 1833 gegründete Privatbank „Schoellerbank“ hat einen Sensationsfund zu verzeichnen: Ein 1926 deponierter brauner Ledereinband, den die Archivarin der Bank Dr. Sylvia Linc im Zuge einer Revision des Archivs entdeckt hat, enthielt eine Reihe von geschichtsträchtigen Dokumenten, die bis dato als vernichtet galten. Besonders bemerkenswert: die Abschiedsbriefe von Mary Vetsera aus Mayerling an die Mutter Helene, die Schwester Hanna und den Bruder Feri, die sich in einem Originalkuvert mit Siegeln des Kronprinzen Rudolf befanden.
Der Wortlaut dieser Abschiedsbriefe war bisher nur zum Teil aus der Denkschrift ihrer Mutter Helene bekannt. Der Verbleib der Originale war bis zu diesem Fund ungeklärt. Bislang wurde angenommen, die Briefe wären nach dem Tod der Mutter vernichtet worden, da diese ihrer Schwiegertochter das Versprechen abgenommen hatte, alle sich auf die Tragödie von Mayerling beziehenden Schriftstücke zu beseitigen. Den nun aufgetauchten Originalen kommt daher ein ganz besonderer Stellenwert für die historische Forschung zu.
Der Einband enthält neben diesen drei Abschiedsbriefen eine Reihe von weiteren bedeutenden Dokumenten: den Taufschein von Maria Alexandrine Freiin von Vetsera, genannt Mary Vetsera, den Taufregisterauszug für ihre Schwester Johanna (Hanna) Vetsera, der die Hochzeitsdaten der Eltern enthält, den Totenschein in zweifacher Ausfertigung und einen langen, bislang unbekannten Brief von Hermine Tobis, der Klavierlehrerin Mary Vetseras, an Marys Schwester Hanna.
Diese historisch bemerkenswerten Dokumente rund um Mary Vetsera und ihren mysteriösen Tod kamen nun als Dauerleihgabe an die Österreichische Nationalbibliothek, wo sie derzeit konservatorisch versorgt, katalogisiert und digitalisiert werden. Ab August 2015 stehen sie der wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung. In der für 2016 geplanten Ausstellung zum 100. Todestag Kaiser Franz Josephs werden ausgewählte Objekte im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek erstmals öffentlich gezeigt.