Bisheriges Rekordjahr 2006 (150. Geburtstag Freuds) übertroffenWIEN. Insgesamt 84.293 Personen besichtigten 2014 das Sigmund Freud Museum in der Wiener Berggasse 19, so viele wie noch nie in der mehr als vierzigjährigen Geschichte des Museums. Gegenüber 2013 mit knapp 75.000 Gästen ist dies ein Anstieg von 12,3%. Monika Pessler, seit 1. Jänner 2014 Direktorin: „Die Bedeutung von Sigmund Freuds Werk und Leben ist bis heute ungebrochen. Im In- und Ausland steigt das Interesse an Freuds Wirkungsgeschichte kontinuierlich an. Entsprechend fanden die Sonderausstellungen ‚Freuds Reisen‘ und ‚Brandt Junceau-VANDAL‘, die unseren BesucherInnen 2014 tiefere und neue Einblicke in ausgewählte Themenbereiche der Psychoanalyse eröffneten, große Beachtung. Darüber hinaus sorgte Freuds 75. Todestag am 23. September für zusätzliche Aufmerksamkeit“. Bisheriges Rekordjahr war 2006, mit Freuds 150. Geburtstag und 80.787 Museumsgästen.„Hervorzuheben ist der Umstand, dass diese Frequenz auf einer Ausstellungsfläche von nur 280 Quadratmetern erreicht wurde“, so Peter Nömaier, kaufmännischer Leiter des Museums. „In Stoßzeiten musste der Einlass daher erstmals reglementiert werden, um die Räume nicht komplett zu überfüllen. Wirtschaftlich betrachtet sind diese hohen Umsätze überlebenswichtig, aber sie gehen auf Kosten der Infrastruktur.“ Das Museum in der Berggasse wird von der unabhängigen Sigmund Freud Privatstiftung geführt und ist daher in hohem Maße von den Eintrittsgeldern und Umsätzen des Museumsshops abhängig.
„Die vielen BesucherInnen, die damit einhergehenden museologischen Herausforderungen und vor allem auch die Belastungen der Infrastruktur machen eine Renovierung des Hauses und Adaption der Museumsräume, eine überschaubare Vergrößerung der Ausstellungsflächen, notwendig“, erläutert Pessler. Um das Wiener Sigmund Freud Museum auf einen adäquaten und international vertretbaren Museumsstandard zu bringen, wurden bereits erste Konzepte und Pläne erarbeitet und den zuständigen öffentlichen Stellen sowie privaten Sponsoren vermittelt. Die derzeitige Museumsgestaltung aus den 1980er Jahren bedarf einer Neukonzeption, darüber hinaus sollen weitere Flächen in Freuds Privaträumen museal zugänglich gemacht werden. Dort ist derzeit Europas größte Fachbibliothek zur Psychoanalyse untergebracht. Zusammen mit dem Archiv soll diese in Zukunft in einem eigenen Stockwerk des Hauses untergebracht werden, um die Benutzerfreundlichkeit und Lagermöglichkeit der 38.000 Bände umfassenden, laufend erweiterten Sammlung zu verbessern. „Diese Maßnahmen würden die Ausstellungsfläche des Museums von 280 auf 400 Quadratmeter erweitern und zugleich die Aufstellung und Nutzbarkeit der Bibliothek und des Archiv maßgeblich verbessern“, so Pessler. „Dazu bedarf es allerdings der Unterstützung durch die öffentliche Hand ebenso dringend wie der Hilfe von privaten Förderern.“
Das Sigmund Freud MuseumSeit 1971 befindet sich in der Berggasse 19 in Wiens neuntem Bezirk das Sigmund Freud Museum. Hier lebte und arbeitete Sigmund Freud 47 Jahre lang, ehe er 1938 in die Emigration getrieben wurde. Mittlerweile zählt die Adresse zu den bekanntesten der Welt, im Haus Berggasse 19 entstanden nahezu alle Schriften des Begründers der Psychoanalyse.
Das Museum zeigt in den ehemaligen Praxis- und privaten Wohnräumen Sigmund Freuds eine Dokumentation zu Leben und Werk des Begründers der Psychoanalyse. In einem Videoraum ist einzigartiges privates Filmmaterial der Familie Freud aus den dreißiger Jahren zu sehen, originale Gegenstände aus dem Besitz Freuds, das Wartezimmer seiner Praxis und Teile seiner umfangreichen Antikensammlung lassen das Umfeld, in dem die Patienten analysiert wurden und eine neue Wissenschaft entstand, spüren. Eine Sammlung zeitgenössischer Kunst zeigt den Einfluss der Psychoanalyse auf das künstlerische Schaffen und tägliche Leben der Neuzeit, wechselnde Sonderausstellungen präsentieren Hintergründe der Psychoanalyse, den geschichtlichen Kontext oder Beispiele der Rezeptionsgeschichte dieser Wissenschaft.