Der ehemals lichtdurchflutete monumentale Raum im Zentrum des 1876 als Schule konzipierten Gebäudes ist zurzeit nur in historischen Fotografien erfahrbar. In den 1950er Jahren wurde der höchste Raum des Hauses durch eine Betondecke geteilt, seitdem ist die Mittelachse verbaut und der großzügige Eindruck der Zweiflügelanlage verloren. Die beiden dadurch entstandenen Ausstellungsebenen sind nicht barrierefrei, der Besucherfluss ist erheblich beeinträchtigt. Durch die Entfernung der Zwischendecke wird dieser attraktive Raum wieder geöffnet und damit ein Beitrag im Sinne einer einladenden, besucherorientierten Nutzung des Hauses geleistet. Dieser abschließende Schritt zur Restrukturierung des MKG wird vom Denkmalschutz unterstützt und empfohlen. Die Sachverständigen bewerten das Gebäude als einzigartiges und ausdruckstarkes Baudenkmal der deutschen Kunstgewerbebewegung des 19. Jahrhunderts und betonen die historische Verbindung von Schule und Museum. Als einziges Museum seiner Art residiert das MKG noch heute in seinem angestammten Haus, dem mit dem Umbau wichtige Impulse für die Zukunft eines aktiven Museums gegeben werden. Mit der für November 2015 geplanten Fertigstellung der Historischen Turnhalle wird die 2009 begonnene Neuausrichtung des MKG abgeschlossen.
Kultursenatorin Prof. Barbara Kisseler: „Das MKG ist nach dem Abschluss der Sanierungsarbeiten in 2012 durch die attraktive Neueinrichtung seiner Dauerausstellungen und interessante wie ambitionierte Sonderausstellungen innerhalb kurzer Zeit wieder an die Spitze der Hamburger Museumslandschaft gerückt. Mit der Wiederherstellung der historischen Turnhalle wird das MKG seinen erfolgreichen Weg der letzten Jahre fortführen und noch stärker zu einem offenen Ort des Austausches werden. Als Kultursenatorin freue ich mich besonders, dass es dem MKG mit der Wiederherstellung der Turnhalle gelingt, sich durch eine bauliche Rückbesinnung auf seine historischen Wurzeln für die Zukunft zu rüsten.“
Dr. Michael Otto, Unternehmer und Aufsichtsratsvorsitzender der Otto Group: „Die historische Turnhalle wird künftig wieder zentraler Ausgangspunkt des Gebäudes werden und dem Museum eine neue Attraktivität verleihen. Meine Frau und ich sind begeistert und freuen uns, dieses Projekt unterstützen zu können.“
Prof. Dr. Sabine Schulze, Direktorin des MKG: „Ein Museum und eine Schule haben viel gemeinsam: Es gibt Orte der Betrachtung, des vertiefenden Lernens, und es gibt Räume für Begegnung und Kommunikation. In diesem Sinne fühlen wir uns dem Auftrag der Gründer – Justus Brinckmann mit vielen engagierten Hamburger Bürgern –, ein publikumsorientiertes Museum zu sein, sehr verpflichtet. Ich freue mich sehr, dass wir nun das Herzstück des Hauses für die heutigen Anforderungen einer lebendigen Museumsarbeit öffnen können.“
Johannes Kahrs, Haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und Berichterstatter für Kultur und Medien im Haushaltsausschuss: „Die Wiederherstellung der alten Turnhalle ist neben der Grundsanierung des Eingangsbereiches ein weiteres Highlight. Ich empfehle den Besuch des Hauses uneingeschränkt.“
Rüdiger Kruse, Hauptberichterstatter für Kultur und Medien im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages:
"Bei diesem Projekt greifen öffentliches und privates Engagement aufs Beste ineinander. So sieht idealtypisch das deutsche Modell der Kulturfinanzierung aus."
Hans Heinrich Bethge, Vorstandvorsitzender der Stiftung Denkmalpflege Hamburg: „Mit dem geplanten Rückbau erfolgt die Wiederherstellung der alten Raumstruktur von 1877, so dass die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes als Schule wieder erfahrbar wird. Zugleich gewinnt das MKG dadurch einen für das gesamte Haus wichtigen zentralen und großzügigen Raum im Herzen des Gebäudes für das Publikum zurück.“
Das MKG hat sich in den letzten Jahren gewandelt, neue Themen und Projekte ziehen auch junges Publikum an, die zeitgemäß präsentierten Sammlungen finden breites Interesse und die offene, großzügige Architektur, die durch die Rückgewinnung historischer Bausubstanz in den vergangenen Jahren erreicht wurde, begeistert. So ist es in den letzten Jahren gelungen, das Haus wirkungsvoll zu modernisieren. Damit erweist es sich als perfekter Ort für die von der Antike bis in die Gegenwart reichenden und kulturenübergreifenden Sammlungen. Die Historische Turnhalle im Zentrum des Gebäudes ist durch Fotografien als helle, monumentale Halle überliefert. Schon Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Raum als Sonderausstellungsfläche genutzt. In Zukunft soll ein prominenter Ort entstehen, der den Besucher empfängt und vorbereitet auf die Themen und Schwerpunkte der Sammlungen und Ausstellungsprojekte.
Dem Ehepaar Dr. Michael und Christel Otto ist das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg zu besonderem Dank verpflichtet. Mit ihrer überaus großzügigen Spende schließen sie sich dem Reigen der Saalpaten und Förderer an, die dem MKG eine zeitgemäße Neueinrichtung der Sammlungsräume ermöglicht haben.
Die Mitglieder des Bundestags Johannes Kahrs und Rüdiger Kruse haben sich mit hohem persönlichem Engagement dafür eingesetzt, dass das MKG Mittel aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm V der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien erhält. Die Stiftung Denkmalpflege Hamburg hat sich in den letzten Jahren für verschiedene Projekte engagiert, durch die historische Bausubstanz zurückgewonnen und damit das Museum in seiner heutigen Funktion gestärkt werden konnte.
Mit dieser konzertierten Finanzierung kann endlich die Wiederherstellung der zentralen Mittelachse mit einem barrierefreien Zugang zu den Sammlungen in Angriff genommen werden.
Diese für den Charakter des Hauses entscheidende Bauaufgabe wurde von der aktuellen Museumsleitung seit mehreren Jahren verfolgt und vom Stiftungsrat mitgetragen. Die Pläne zur Wiederherstellung der Historischen Turnhalle werden von den Sachverständigen des Denkmalschutzamtes Hamburg und der Stiftung Denkmalpflege Hamburg nachdrücklich unterstützt und begleitet. Die mit der Maßnahme beauftragten Architekten Kleffel Papay Warncke haben eine Expertise für das Thema „Bauen im Bestand“ und für die architektonische Sanierung von Museen. Ihre letzte Referenz ist das im Oktober 2014 wiedereröffnete Hessische Landesmuseum Darmstadt. An diese Erfahrung möchte das MKG mit der Reaktivierung der Historischen Turnhalle anknüpfen.
Das Engagement Hamburger Bürger für das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg hat eine lange Tradition. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die große Schenkung von zehn Millionen DM für Umbaumaßnahmen und Verbesserungsprojekte von Harold Hartog (1910-2007). Mit diesen Mitteln wurde die Erschließung des Mitteltrakts wirkungsvoll begonnen. Zwischen 2000 und 2006 wurden das Souterrain mit Anbindung an den Neubau, die Terrassenanlage zum Spiegelsaal sowie die Direktions- und Verwaltungsräume, Sanitäranlagen und Schließfächer eingerichtet bzw. erschlossen und für den Publikumsverkehr gewonnen. Die heute in Angriff genommenen Maßnahmen verstehen sich als Fortschreibung dieser Maßnahmen, die den heutigen Anforderungen an Barrierefreiheit und verantwortungsvollem Umgang mit Energie Rechnung tragen. Damit steht die
Wiederherstellung der Historischen Turnhalle im Geiste des Mäzens Harold Hartog, dessen erklärter Wunsch es war, dass „das Museum für Kunst und Gewerbe zu den bedeutendsten seiner Art auf der Welt gehört“. Meilensteine auf dem Weg zu diesem Ziel waren schon 2009 die von der Justus Brinckmann Gesellschaft maßgeblich finanzierte Öffnung des Portals zu den Gleisen und 2010 die Erschließung des Hauptfoyers durch die Hermann Reemtsma Stiftung.
Die anstehenden Baumaßnahmen bedeuten auch eine große Chance für die Wissenschaftler am MKG, einen weiteren Sammlungsbereich neu zu konzipieren. Das Museum besitzt eine weltweit beachtete Keramik- und Porzellansammlung, die schon auf den „furor ceramicus“ des Gründungsdirektors Justus Brinckmann (1877-1915) zurückgeht. Diese kostbaren Bestände werden 2016 mit einer kulturübergreifenden Fokussierung an einem prominenten Ort im Haus neu aufgestellt, die sich in den Rahmen der gesamten Neupräsentation der Sammlungen fügt. Ausgehend von der europäischen Keramik soll ein sternförmiger Blick auf Vorläufer und Parallelen gerichtet werden, so dass die Spannweite der hochkarätigen Kollektion von der Antike bis zur Gegenwart gezeigt werden kann. An zentraler Position im Parcours sollen Unterschiede, Gemeinsamkeiten und wechselseitige kulturelle Einflüsse deutlich werden. Damit wird die geplante Neuaufstellung nicht nur Objekte aus Europa, sondern auch aus China und aus dem islamisch geprägten Kulturkreis mit einbeziehen und damit die Vielfalt der Kulturen als besondere Qualität des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg programmatisch spiegeln. Zur Diskussion dieses neuen Konzepts wird die Justus Brinckmann Gesellschaft 2015 zu einem Gespräch einladen.
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