65 Aussteller auf der 85. Kunst & Antiquitäten München - 22. bis 30. Oktober 2011 Die Kunst & Antiquitäten München, Süddeutschlands größte Regionalmesse ihrer Art, bleibt ihrem Ruf als Ort der Entdeckungen und als Messe im Spannungsfeld von Hochkarätigem und Liebhaberstück auch im Herbst 2011 treu. Seit mehr als vier Jahrzehnten existiert die traditionsreiche Messe. Und mit etwa 65 Ausstellern und einem Spektrum von Barock bis Bauhaus bezieht sie ihre überregionale Attraktivität wie stets aus ihrer besonderen Mischung international gefragter Sammlerstücke und Antiquitäten mit Bezug zur bayerischen Geschichte und München - wie beispielsweise die 1817 von Carl Cogels gemalte Ansicht des Münchner „Scheibling und Fischerturm“ auf dem heutigen Areal des Viktualienmarktes.
Viktualienmarktes. Glanzstück unter den Möbeln ist ein schwarzes Augsburger Kabinett aus der Zeit um 1700 bei Christian Steeb aus Graz. Als höfisches Münchner Möbel von 1750 konnte Christina Haubs eine weiß gefasste, zweischübige Kommode bestimmen. Vergleichbare Stücke existieren in Schloss Nymphenburg, der Sommerresidenz bayerischer Kurfürsten. Dass man gut 250 Jahre später an der Isar nicht nur den Werkbundgedanken pflegte, zeigt Kunsthandel Nüdling mit einem mondänen Paar roter chinoiser Stühle der Münchner Möbelfirma Kohlbecker & Sohn aus dem Jahr 1905. Eine andere Art des Exotismus dieser Zeit reflektiert der auf Fantasie- Möbel spezialisierte Maximilian Fritz mit einer Kollektion orientalisierender Möbel aus der Zeit um 1880. Klassischer hingegen ist das Repertoire von Biedermeierspezialist Axel Schlapka, der eine große Bibliothek von 1830 aus Schloss Büding bei Frankfurt präsentiert, sowie das Angebot der Galerie Keul & Sohn, aus deren Angebot an hochwertigen deutschen Barockmöbeln eine vorn und seitlich geschweifte Nußbaum-Kommode von 1755/60 aus der Kunstschreinerhochbug Mainz hervorsticht. Ältestes Möbel ist zweifellos eine Mechelner Renaissance-Schatulle aus der Zeit um 1600 (bei Schmidt-Felderhoff), die durch kontrastreich gestaltete Architekturfassaden besticht.
Seit Jahren ist auf dem Kunstmarkt ein verstärktes Interesse an Malerei zu beobachten. Auch auf dem Nockherberg ist die Zahl der Gemäldehändler gewachsen. Ein Messehöhepunkt ist die Sonderschau „Landschaften der Seele“ der Galerie Fichter, die unter diesem Motte etwa 35 ausgewählte Gemälden des 19. Jahrhunderts anbietet, darunter das bestechende „Selbstbildnis an der Staffelei“ von Felix Schadow sowie die blau-dunstige „Arktische Landschaft“ von Richard Friese , die 1911 während einer Nordmeerexpedition entstanden ist.
Während die Galerie Weiss mit hervorragenden Gemälden der sogenannten Münchner Schule vertreten ist, offeriert die Kunsthandlung Nieder eine Kupfertafel „Madonna im Blumenkranz“ von Jan Brueghel d. J., Mitte 17. Jahrhundert, sowie Gemälde von Franz von Lenbach. Seit mehr als 30 Jahren war Philipp Sporrers monumentales Gemälde „Der Schmied von Kochel“ von 1856 nicht mehr auf den Markt. Das Paradestück Münchner Historienmalerei gehört zum Angebot der Galerie Decker, die ihr Profil zudem mit einem duftig impressionistischen Gemälde „Bei der Brauttoilette“ (1895) von Alexander Koester unterstreicht, das einst zum Bestand der Bayerischen Staatsgemäldesammlung gehörte. Eine grafische Seltenheit aus der Zeit um 1830 präsentiert das Kunstkabinett Strehler mit einer Sammlung von Blumenaquarellen Anna Louisa Lavaters, der Tochter des Schweizer Philosophen und Physiognomie-Theoretikers Johann Caspar Lavater. Garten- und Landschaftsdarstellungen zeitgenössischer Künstler wie etwa Vladimir Pajevic und Pierluigi Isola bilden einen Schwerpunkt der Galerie Laue.
Das Spektrum der Sammelgebiete ist breit gefächert. Die Silbersuite Baaten bietet ein Paar Moskauer Salieren von 1900 in Form von Elefanten an und Peter Wall, dessen Interesse dem Kunsthandwerk von 1900 bis 1950 gilt, das Keramikunikat „Poseidon und Amphritite“, 1929, von Max Laeuger. Uhrenspezialist Heinz Grundner hält eine Rosenholz-Standuhr, um 1770 von dem Pariser Uhrmacher Stollenverk signiert, bereit. Als Adresse für Nymphenburger Porzellan erweist sich wiederum Peter Fink, der eine Kratervase von 1830 mit der Ansicht „Brautwerbung am Schliersee“ mitbringt. Als Raritäten dürften eine Silberdose des Schweizer Medailleurs Johann Melchior Mörikofer , deren Deckel den Preußenkönig Friedrich den Großen zeigt (bei Dr. Birbaumer &Eberhard), sowie eine von G. Nardi signierte, venezianische Morettibrosche von 1930 bei Schmuckexpertin Sabine Füchter gelten. Qualitätvolles Jugendstilhandwerk offerieren die Galerie Zeisner mit der Lötzvase „Cytisus“ von 1902 sowie Galerie Brigantine mit einer Glas-Messing-Tischlampe der US- amerikanischen Handel Company. Modeschmuck der 1930er und 40er Jahre sowie Fächer gehören zum Programm von Ursula Dukek, die zum ersten Mal auf dem Nockherberg ausstellt. Eine gut 100 Jahre alte Senneh-Satteldecke mit ausgesprochen schöner Musterung ist das Aushängeschild des Teppichspezialisten Wartan Chandjian.
Die Asiatische Kunst ist vertreten bei Tibetikahändler Karl-Heinz Schlotter, bei Galerie Darya sowie Galerie Sandvoss, zu deren hervorragenden Stücken eine beschnitzte, chinesischen Jadekumme aus dem 18. Jahrhundert zählt. Japanische Farbholzschnitte prägen das Profil der Galerie von Shigeko Yoneda. Ihr Highlight ist Utagawa Hiroshiges „Darstellung des verschneiten Benzaiten-Schrein am Inokashira-Teich“ aus der Zeit um 1840. Doch der „Nockherberg“ wäre nicht der „Nockherberg“ ohne Tölzer Bauernschränke, Grödner Schnitzfiguren und Hinterglasgemälde aus dem Voralpenland – zu finden bei Hans-Jörg Sievert, Roderich Pachmann oder Karl- Heinz Hiermeier. Den Charme ländlicher Keramik kann man bei Herold Neupert nachvollziehen, der neben gotischen und barocken Figuren auch die wegen ihrer kräftigen Farben begehrte Kröninger Keramik aus dem Landshuter Raum anbietet.
(85. Kunst & Antiquitäten München, 22. bis 30. Oktober 2011, Festsaal des Paulaner am Nockherberg, München, Hochstraße 77. Tägl. geöffnet von 11 bis 19 Uhr, Mittwoch bis 21 Uhr. Eintritt: 9 Euro, erm. 6 Euro,