Der Blick in die „Kunstwerkstatt“ ist bewegend und spannend zugleich: Rund um einen großen Tisch versammelt sitzen sechs Kinder im Werkkittel an ihren Tonklumpen. Konzentriert und mit Körpereinsatz bearbeiten Sie die Masse, formen Gegenstände, Tiere oder auch Fantasiegebilde, mit denen sie sich danach ausgiebig beschäftigen werden. Deutlich lebhafter geht es in der Gruppe der Ausdrucksmalerei zu: Beide Hände voller Farbe, malen die Kinder hier eine riesige Wand großflächig an, Kind und Bild werden förmlich zur Einheit ... „Es kommt richtig von innen heraus“, erzählt Annika Matthias vom Kinderschutzbund Stuttgart, der die Kunsttherapie für Kinder derzeit in seiner „Kunstwerkstatt“ anbietet. Bei Aquarell- und Ausdrucksmalen sowie beim Arbeiten mit Ton können 3- bis 10-jährige Kinder aus Trennungs- und Scheidungsfamilien hier im kreativen Prozess ihren Gefühlen Ausdruck geben. Eine Kunsttherapeutin begleitet die Kleinen dabei. „Meist sind es Trauer, Angst und Wut, die sich im Kind angestaut haben und die hier nicht bewusst, sondern im künstlerischen Agieren intensiv bearbeitet werden“, berichtet Annika Matthias. Die kleinen Künstler, so erzählen ihr die Eltern, sind danach wesentlich ruhiger und ausgeglichener – das Formen, Gestalten und Malen tut der Kinderseele gut. Kein Wunder also, dass das Angebot des Kinderschutzbundes in der Schwabenmetropole sehr begehrt ist. Das einzige Problem: Die Kunsttherapie ist eine kostspielige Sache.

Was liegt hier also näher als die Hilfe von großen für die kleinen Künstler? Das dachte sich die Messe Sindelfingen, die im kommenden Januar mit der ARTe 2016 die erste eigenständige Messe für zeitgenössische Kunst in der Metropolregion Stuttgart etablieren wird. „Art4Kids“ heißt das im Kontext der ARTe ins Leben gerufene Charity-Projekt, ein "Fundraising" für einen wohltätigen, möglichst kunsttherapeutischen Zweck für Kinder. Im Startjahr 2016 wird der Stuttgarter Kinderschutzbund von den Erlösen aus „Art4Kids“ profitieren. Das Prinzip: Galerien, Künstler und andere Aussteller auf der ARTe spenden ein Kunstwerk im Wert von bis zu 500 Euro, das am „Art4Kids“-Stand auf der ARTe ausgestellt wird. Für jedes dort verkaufte Bild erhält der Kinderschutzbund mindestens die Hälfte des Erlöses für sein kunsttherapeutisches Angebot.

Die Macher der ARTe registrieren schon jetzt eine hohe Spendefreudigkeit bei den Ausstellern: Eine ganze Reihe an Künstlern und Galerien haben bereits Bilder und Skulpturen für das Projekt zur Verfügung gestellt. Jetzt hofft man auf einen regen Verkauf: „Wir wollen, dass durch „Art4Kids“ möglichst viele kleine Künstler von möglichst vielen großen Künstlern dabei unterstützt werden, sich mit Hilfe der Kunst in einer schwierigen Lebenssituation selbst zu helfen“, sagt Andreas Kerstan, Galerist aus Backnang, der mit der Organisation der ARTe betraut ist und die Idee zu „Art4Kids“ entwickelt hat. „Art4Kids“, so Kerstan, ist hier also in doppelter Hinsicht zu verstehen: Die verkaufte Kunst und die selbst ausgeübte Kunst – beides zusammen soll den Kindern helfen.