Die erste Zeichnung in der Geschichte der Menschheit war der Abdruck der Hand, die mit dem Ruß beschmutzt war — die Wand der Höhle hat es aufbewahrt und durch die Jahrhunderten getragen, als der Beweis der Anwesenheit des Menschen, der auf dem glatten Stein imprägniert war. Seit dieser Zeit ist viel geschehen, die Tendenzen und Technologien änderten sich, der Mensch lernte, seine Realität auf den Bildern, Fotos, im Kino darzustellen, die Gestalten von der instabilen Welt entreißend, um die zu speichern. Aber außer diesen gerichteten, bewussten Versuchen gibt es eine Menge von anderen, die unbemerkt und unterschätzt bleiben.Haben Sie jemals die Steinstufen des altertümlichen Tempels gesehen, die abgenutzt und unter den Füßen von tausenden Pilger gebogen sind? Bestimmt. Die Empfindlichkeit des Steines ist mit der Empfindlichkeit des Fotofilmes nicht vergleichbar, doch konnte auch Stein die zum Tempel kommenden Menschen abbilden. Auf seine eigene Weise. Es war nur eine Frage der Zeit — das «Bild» kam in hunderten Jahren heraus. Alle Objekte um uns herum, sogar alltägliche Sachen — sind im Prinzip auch Fotografien, die tragen unsere Abdrücke nicht nur im direkten Sinn. Sie nehmen unsere Anwesenheit auf, unsere Gewohnheiten, unsere Schicksale. Und bei der richtigen Entwicklungsmethode könnten diese aufgenommene «Bilder» gesehen werden.
Alex Schilow weiß um dieses Geheimnis. Er ist in der Lage einige Gegenstände in einem anderen, aussergewoehnlichen Winkel zu beobachten und schließlich ihren "Negativfilm" zu finden. Mit Hilfe von verschiedenen Grafik-Techniken: Monotypie, Lithographie, Technik «der trockenen Nadel» macht er diese Bilder auch fuer uns sichtbar.
Sorgfältig sind die Gegenstände - die Träger der Information über ihren Besitzern — aussortiert worden. Der Autor hat die Existenz von konkreten Menschen wieder aufleben lassen, Menschen, die zu verschiedener Zeit gelebt haben, in verschiedenen Ländern (Russland und Deutschland) und aus verschiedenen sozialen Schichten, aber ueber gegenständlichen Welt vereinigt sind.
Diese Abbilder, dokumentarische Beweise der Existenz von unbekannten Menschen sind zu einer Grundlage der Ausstellung «Zwei Wohnungen. One Trip» geworden, speziell für die Galerie von Michaela Helfrich «entwicklt».
Der ganze Ausstellungsraum besteht aus zwei Zimmer, in jedem — sind Menschen unsichtbar anwesend, die in familiären Verhaeltnissen zu einander stehen. In erstem Zimmer — wohnt eine russische Familie, die halbvergessenen Nachbarn aus der sowjetischen Kindheit des Autors. In zweitem — eine moderne deutsche Familie, die ihm während seiner Reise durch Deutschland begegnet ist.
Es gibt aber noch einen Aspekt: die Galerie und die Ausstellung ist auch ein Raum, wo sich mehrere Gegenstaende befinden. Zum Schluss der Ausstellung wird die Information sowohl über die Besucher als auch über den Autor von denen gespeichert und aufbewahrt werden. Und genau dieses Effekt ist sehr wichtig fuer den Künstler. Vor allem, hofft er auf diese «Erinnerungen» - es koennte sein letzter Besuch nach Deutschland und, überhaupt, nach Europa sein, weil die Staatgrenzen von Russland, wie vor vielen Jahren, bald geschlossen sein koennen.