Hauptportal der Salzburger Residenz, Aufnahme: Roswitha Juffinger Hauptportal der Salzburger Residenz, Aufnahme: Roswitha Juffinger - Mit freundlicher Genehmigung von: residenzgalerie

Was: Ausstellung

Wann: 18.11.2011 - 05.02.2012

Die Funktion der Salzburger Residenz als Schaltzentrale weltlicher Macht wird an Hand einer Bau-Dokumentation thematisiert, die Beginn und Ende des 18. Jahrhunderts, den Zeitraum zwischen den Erzbischöfe Franz Anton Fürst von Harrach und Hieronymus Graf von Colloredo, umfasst. Die Baumaßnahmen sowie die prunkvolle Ausstattung der Residenz in der Barockzeit prägen bis heute…
Die Funktion der Salzburger Residenz als Schaltzentrale weltlicher Macht wird an Hand einer Bau-Dokumentation thematisiert, die Beginn und Ende des 18. Jahrhunderts, den Zeitraum zwischen den Erzbischöfe Franz Anton Fürst von Harrach und Hieronymus Graf von Colloredo, umfasst. Die Baumaßnahmen sowie die prunkvolle Ausstattung der Residenz in der Barockzeit prägen bis heute das Erscheinungsbild des bedeutendsten Profanbaus der Stadt Salzburg. Eine repräsentative Gemälde-Auswahl barocker bzw. klassizistischer Bestände des Erzstiftes zeigt, dass Salzburg im 18. Jahrhundert ein bemerkenswertes Kunstzentrum Europas war. Erstmals hinterfragt und dokumentiert werden dabei die Interessen von Hieronymus Colloredo, dessen Kunstsinn bislang in der Forschung kaum untersucht worden ist. Erste Ergebnisse zeigen ein ausgewogenes Bild, in dem Ideen der Aufklärung, Antikenbegeisterung und Tendenzen des Zeitgeistes, wie der Raffael-Kult, einander die Waage halten.

Ausstellungsbeginn Raum XV

Die Salzburger Residenz war bis 1803 Regierungs-, Repräsentations- und Wohnsitz eines eigenständigen, durch Kirchenfürsten regierten Staates. Der riesige Gebäudekomplex im Herzen der Stadt war das Zentrum der Macht, von dem aus das politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben des Landes bestimmend gestaltet wurde.

Der Idee eines barocken Gesamtkunstwerkes folgend und dem Zeremoniell des Barock entsprechend, wurde die Bel etage, d.h., die heutigen Prunkräume der Salzburger Residenz, in der Regierungszeit Franz Anton Harrachs ab 1709 baulich und räumlich ausgestaltet. Harrach bediente sich dabei renommierter Künstler, der Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach / Johann Lucas von Hildebrandt & Antonio Beduzzi, der Maler Johann Michael Rottmayr / Martino Altomonte und des Stuckateurs Alberto Camesina. Kostbare Gemälde waren in den Repräsentationsräumen der Residenz eine wesentliches Element barocker Prachtentfaltung.

Ab 1600 kam den eigens errichteten Gemäldegalerien der Residenzen Europas eine besondere Bedeutung zu. Sie dienten vorrangig dem Prestige des Sammlers und es kamen ihnen vielfältigste Funktionen zu: als Ort der Erbauung und der zwanglosen, kultivierten Konversation ebenso wie als diskreter, eleganter Rückzugsraum für politische Gespräche in kleinem Rahmen. Den Gemäldegalerien der Salzburger Residenz ist dieses Ausstellungsprojekt gewidmet.

Die Gemäldegalerie von Max Gandolph Kuenburg (1668 – 1687) Raum XIV

Guidobald Thun verband die Residenz durch die nördlichen und südlichen Dombögen mit dem Dom und diesen mit der „Großen Galerie gegen St. Peter“, die auf Grund seines plötzlich erfolgten Todes 1668 von seinem Nachfolger Max Gandolph Kuenburg fertig gestellt wurde.

Die Hängung der Gemälde muss man sich dabei flächenfüllend, Stoss an Stoss von der Sockelleiste bis zum Gewölbeansatz vorstellen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts befanden sich in dieser Galerie laut Inventar-Verzeichnissen rund 190 Kunstgegenstände: Gemälde, Kleinskulpturen und gerahmte Elfenbeinarbeiten. Der intensive Gedankenaustausch hinsichtlich theologischer Themen zwischen den Salzburger Fürsterzbischöfen und dem Benediktinerkloster St. Peter kann an einer Fragestellung, die bis heute von eminenter Bedeutung ist, jedoch mit dem Beginn des 17. Jahrhunderts ganz Europa beschäftigte, gezeigt werden: Ab 1600 kommt der Verehrung des Mandylion, das durch einen Abdruck des Gesichtes Christi auf einem Tuch entstand, somit dem nicht von Menschenhand verfertigten Christusbild, wieder eine besondere Bedeutung zu. Das Antlitz Christi, sowohl auf jenem Tuch, das Jesus durch den Hl. Judas Thaddäus König Abgar von Edessa sandte (heute befinden sich zwei Versionen dieses Tuches in Genua und im Vatikan), als auch auf dem Tuch der Hl. Veronika (heute im Vierungspfeiler von St. Peter in Rom verwahrt) werden als Reliquien verehrt. In Salzburg haben sich in den fürsterzbischöflichen Sammlungen und in den Kunstsammlungen von St. Peter zu diesem Fragenkomplex Gemälde erhalten, die zeigen, wie sehr die mit Mandylion und Vera Icon verbundene Fragen das von Kirchenfürsten regierte Salzburg bewegten. Gemälde zu religiösen Themen von Gottfried Ortlob sowie Versionen des 17. Jh.s: Mandylion & Vera Icon aus den ehemaligen fürsterzbischöflichen Sammlungen und den Kunstsammlungen der Erzabtei St. Peter

Die Gemäldegalerie von Franz Anton Harrach (1709 – 1727) Raum XIII

Abgesehen von der Neugestaltung der Prunkräume, die Harrach ab 1709 mit großem Aufwand betrieb, errichtete er seine „Schöne Galerie“ mit dem Prunkkamin Antonio Beduzzis, in dem die Bronzefigur des Jünglings vom Magdalensberg integriert war. 70 Gemälde wurden in diesem Raum, analog zur Gemäldegalerie Kuenburgs, Stoß an Stoß von der Sockelleiste bis zum Stuckgesims angeordnet, präsentiert. Für seine Sammlung erwarb Harrach auch „Alte Meister“, wie z.B. Werke von Peter Paul Rubens (heute verschollen). Zu Raum XII: Einen Stock unterhalb dieses Raumes befindet sich in den Prunkräumen der Salzburger Residenz jener Raum, den Franz Anton Harrach für sich als privaten Rückzugsraum eingerichtet hatte. In diesem Raum pflegte er in aller Ruhe seine Zeitungen zu lesen, französischen Wein zu trinken, zu rauchen – er rauchte gern und viel, und nicht zuletzt aß er in großen Mengen Schokolade, die er sich zentnerweise aus Wien oder Mailand zusenden ließ.

Zu Harrachs Gemälden in Raum XII Gemälde von Paolo de Matteis, Antoon Schoonjans, Frans van Stampart und Jacob Zanusi

Die Bildersammlung zur Zeit von Siegmund Schrattenbach (1753 – 1771) Raum XII

Der Salzburger Bevölkerung ist Schrattenbach durch die Errichtung der „Mariensäule“ von Wolfgang und Johann Baptist Hagenauer in der Mitte des Domplatzes im Gedächtnis geblieben. Die Gemäldegalerien hat Schrattenbach nicht angetastet, zur Ausstattung der Räumlichkeiten erwarb er Blumen-Stillleben und anmutige Damenporträts.

Die Gemäldegalerie von Hieronymus Colloredo (1772 – 1803) Raum XI und X

Den Umbaumaßnahmen Colloredos fiel die um 1600 im Toskanatrakt der Residenz angelegte Gemäldegalerie Wolf Dietrich von Raitenaus zum Opfer. Colloredo behielt die Gemäldegalerien Kuenburgs und Harrachs, begann jedoch in den 1790- er Jahren mit der Errichtung einer eigenen Gemäldegalerie im 3. Obergeschoß der Residenz, in dem sich heute die Residenzgalerie Salzburg befindet. In diesem Stockwerk verfügte Colloredo noch über den Harrach’schen großen Theatersaal, der sich über dem Rittersaal der Prunkräume befand, und im 19. Jahrhundert für die Entourage von Kaiserinwitwe Carolina Augusta in mehrere, niedrigere Räume unterteilt wurde.

wurde. 1794 ernannte Colloredo den Maler Andreas Nesselthaler zum Galerie Inspektor. Der Theatersaal wurde für die Hängung von Großformaten, wie den ehemaligen Altarblättern des Salzburger Domes genutzt. In einem der nördlichen Räume platzierte Nesselthaler sein aus 56 Gemälden bestehendes „Enkaustisches Kabinett“, von dem nur wenige Bilder erhalten geblieben sind. Gemälde von Nicola Bonvicini, Albert Christoph Dies, Gregorio Fidanza, Andreas Nesselthaler, u.a.

RUNDGANG SALZBURGER DOM/RESIDENZBEZIRK Raum X

Das von LH-Stv. Dr. Wilfried Haslauer initiierte, von Dr. Dieter Bogner / bogner cc. vorgelegte Kulturprojekt zur Schaffung eines Rundganges um den Domplatz, d.h. von der ehemaligen fürsterzbischöflichen Residenz über den Dom, dem Dommuseum zu Salzburg, der Kunst- und Wunderkammer zur Langen Galerie der Erzabtei St. Peter, zurück zur Residenz, eröffnet nach rund 200 Jahren erstmals wieder die Möglichkeit die drei zur Zeit Colloredos bestehenden Galerieräumlichkeiten aufeinanderfolgend zu besichtigen. „Glanzvoll wird dieser neue Rundgang mit den Kostbarkeiten des Salzburger Domschatzes, der Kunst- und Wunderkammer sowie die prachtvollen und in der Vergangenheit selten gezeigten Kunstsammlungen der Erzabtei St. Peter und über den Wallistrakt und die Franziskanerkirche zurück zur Residenz, und nicht zuletzt durch die Gemäldebestände der Residenzgalerie Salzburg wieder zum Leben erweckt.“ LH-Stv. Dr. Wilfried Haslauer

Roswitha Juffinger: „Ab 1803 wurde Salzburg der von den Fürsterzbischöfen über Jahrhunderte gesammelten Kunstwerke beraubt. Als Ersatz für die verloren gegangene Bildersammlung der Fürsterzbischöfe erwarb das Land Salzburg ab 1955 einen Teil der hochkarätigen, internationalem Standard gerecht werdende Graf Czernin’sche Gemäldegalerie, deren Gründer Johann Rudolph Czernin von Chudenitz ein Neffe des letzten souverän regierenden Salzburger Fürsterzbischofs, Hieronymus Colloredos, war.“ (Roswitha Juffinger)

VERANSTALTUNGEN zur Ausstellung „ZENTRUM DER MACHT“

*FÜHRUNGEN Samstag 26.11.2011, 17.1. und 21.1.2012 jeweils 10.30 Uhr und gegen Voranmeldung

*MATINEE: Sonntag, 18.12.2011, 11.00 Uhr „Das Lächeln der Spinx“ Ingeborg Bachmann (1926 – 1973) Ausführende: Studierende, Lehrende und AbsolventInnen der Universität Mozarteum in Zusammenarbeit mit der Internationalen Gesellschaft für Ekmelische Musik

„Miteinander, und voneinander begeistert, sind Musik und Wort ein Ärgernis, ein Aufruhr, eine Liebe,……. ein Eingeständnis.“ Ingeborg Bachmann

Öffnungszeiten: Di – So.: 10.00 – 17.00 Uhr auch Montag geöffnet: 2. 1., 2.4. – 9.4., 30.4., 28.5., 23.7. – 27.8., 24.9., 19.11 – 31.12.2012

Kuratorin der Ausstellung: Roswitha Juffinger, Residenzgalerie Salzburg

Autorinnen und Autoren der Publikation: Christoph Brandhuber, Stephan Bstieler, Roswitha Juffinger, Johannes Ramharter, P. Oliver Ruggenthaler OFM, Walter Schlegel, Imma Walderdorff

 

Tags: Barock, Erzbischöfen, Klassizismus, Macht, Salzburg