Zeitenwende – Rund um DürerMeisterwerke der Druckgraphik um 1500
Alte Galerie, Schloss Eggenberg, Eggenberger Allee 90, 8020 Graz
Laufzeit: 10.06.–21.08.2011
Eröffnung: 09.06.2011
Kuratorinnen: Karin Leitner-Ruhe, Helga Hensle-Wlasak
Information: +43-316/8017-9770
Das Leben von Albrecht Dürer (1471-1528) fällt in die Wende zweier Zeitalter – jener vom Spätmittelalter zur Renaissance. In seiner Kunst widerspiegelt sich nicht nur die Auseinandersetzung und Entwicklung dieser beiden Epochen, sondern auch die Verknüpfung zweier eher gegensätzlicher Kulturräume: Deutschland und Italien. So verband Dürer seine nordalpine Schulung schöpferisch mit den Neuerungen aus dem Süden.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen aus den umfangreichen Beständen des Kupferstichkabinetts der Alten Galerie ausgewählte Kupferstiche aus dem OEuvre Albrecht Dürers: Die drei sogenannten Meisterstiche, deren Deutung die Fachwelt seit vielen Generationen beschäftigt, präsentieren den absoluten Höhepunkt seiner graphischen Kunst, Ritter, Tod und Teufel nimmt Bezug auf die „Vita activa“, vertreten durch den christlichen Ritter, der sich tätig für seine Ideale einsetzt. Hieronymus im Gehäus verweist auf die „Vita contemplativa“ des Gelehrten hinter seinen Büchern, und Die Melancholie steht als Synonym für den Erkenntnisgewinn, markiert durch Gesichtszüge des Grübelns und Zweifelns. Ebenso einen fixen Platz in der Kunstgeschichte hat der Kupferstich Adam und Eva von 1504, der Dürers langjährige Auseinandersetzung mit der neuen Proportionslehre zeigt, die er in Italien kennengelernt und in den Norden transferiert hat.
Die Zeitenwende rund um Dürer bringt viele Facetten der Neuzeit hervor: Der Mensch – und damit auch der Künstler – begreift sich nun selbst als autonom. Gleichzeitig wird die menschliche Gestalt idealisiert und in ein Gerüst der Antikenrezeption eingebettet. Neue Bildgattungen kristallisieren sich aus den geistigen Umwälzungen heraus: Während die religiösen Themen noch weitgehend der Tradition verhaftet sind, nehmen das Porträt, die Landschaft und Genredarstellungen bereits eine autonome Stellung ein.
Zahlreiche Werke von Künstlern aus der Zeit und näheren Umgebung Dürers sind im Kupferstichkabinett der Alten Galerie vertreten. So wird die Ausstellung ergänzt mit Blättern aus Italien, so von Andrea Mantegna oder Marcantonio Raimondi. Die nordalpine Komponente hingegen wird repräsentiert durch Werke von Künstlern wie Lucas van Leyden, Martin Schongauer sowie Hans Baldung Grien und Leonhard Beck.
Am Ende des zweiten Jahrzehnts des 16. Jahrhunderts tat sich eine neue, um 1500 geborene Generation von Kupferstechern hervor: die sogenannten Kleinmeister, die mit kleinen Bildformaten, aber auch mit Gerichtsprozessen auffielen.
Ein Teil der Ausstellung ist der Wissensvermittlung und der Wissenschaft selbst in dieser Zeit gewidmet. Eine wichtige Aufgabe übernehmen dabei die Inkunabeln und frühen Drucke. Seit der Erfindung des Buchdrucks konnte das Wissen schneller, einfacher und auch billiger verbreitet werden als zur Zeit der Handschriften. So ergänzen acht Leihgaben aus der Grazer Universitätsbibliothek und dem Archiv der Diözese Gurk in Klagenfurt diese Ausstellung. Die gedruckten Bücher waren die Wissensspeicher des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Alle vorhandenen Kenntnisse zu einem Thema waren darin festgehalten und wurden mit Hilfe von Merkfiguren und anderen Schemata geordnet und vermittelt. Darunter befinden sich Dürers erste gesicherte Druckgraphik (Hl. Hieronymus) sowie Werke, die während seiner Wander- und Reisejahre entstanden sind. Weiters werden seine drei Schriften in den Erstausgaben präsentiert, die gegen Ende seines Lebens publiziert wurden – davon die Proportionslehre posthum 1528.