Die Ausstellung umfasst den Epochenzeitraum von deutschem Klassizismus und deutscher Romantik. Sie zeigt Zeichnungen und Graphiken einer Umbruchszeit, als die französischen Revolutionstruppen Europa überschwemmten und Napoleon die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation erzwang (1806).In dieser Zeit größter wirtschaftlicher Schwierigkeiten suchten die bildenden Künstler nach neuen Märkten und der Gestaltung einer neuen kulturellen Identität. Die Errichtung von Kunstvereinen in vielen der bedeutenderen deutschen Städte veränderte das System der Auftraggeberschaft für Künstler. Statt königlichen, klerikalen und adligen Patronatsverhältnissen gewann zunehmend ein erstarkendes Bürgertum als Sammlerschicht Bedeutung auf dem Kunstmarkt.
Eine Gruppierung junger Künstler der Wiener Akademie suchte eine Neuorientierung im Wiederau eben von Werten und handwerklichen Techniken des Mittelalters und der Renaissance. 1809 gründeten sie den Lukas-Bund – eine enge Künstlergemeinschaft – und zogen nach Rom. Dort wurden sie als Nazarener berühmt, so genannt, da sich Haartracht und Mode an bildlichen Darstellungen von Jesus von Nazareth orientierten. Andere Künstler ihrer Generation inspirierten sich an nordischer Mythologie und Volkssagen. Das künstlerische Interesse an der deutschen Landschaft – als Gegenpol zur mediterranen – nahm deutlich zu. Die landschaftlichen Aspekte werden in der Ausstellung vor allem von Ferdinand Olivier und Carl Wilhelm Kolbe vertreten. Andere zentrale Künstler sind Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Philipp Otto Runge, Caspar David Friedrich und Julius Schnorr von Carolsfeld.
Alle Werke der Ausstellung entstammen der Sammlung von Charles Booth-Clibborn, London, Gründer der Paragon Press. Sie werden ergänzt durch 20 Arbeiten aus dem Fundus der Graphischen Sammlungen der Klassik Stiftung Weimar, Gastgeber der Ausstellung. Diese ergänzende Auswahl nimmt spiegelbildlich und variierend Aspekte der Sammlung Booth-Clibborn auf.Im British Museum wurde 2011/2012 diese Schau in modizierter Form gezeigt. Die Weimarer Auswahl soll auch die vielfältigen kulturellen Kontakte in Erinnerung rufen, die in der Goethe-Zeit und im späteren 19. Jahrhundert zwischen Weimar und Großbritannien bestanden.