Jean J. Platteel, Jahrmarkt mit Becherspieler in einer flämischen Hafenstadt, 1876, Sammlung Volker und Christina Huber Jean J. Platteel, Jahrmarkt mit Becherspieler in einer flämischen Hafenstadt, 1876, Sammlung Volker und Christina Huber - Mit freundlicher Genehmigung von: shmh.de

Was: Ausstellung

Wann: 25.04.2012 - 07.10.2012

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Magischen Zirkel Hamburg

Die Ausstellung „Verzaubert! Von geheimen Wissenschaften und magischen Spektakeln“ bietet Einblick in die vielfältigen kulturgeschichtlichen Bezugsfelder der Unterhaltungsmagie. Der Fokus der Schau liegt auf dem 18. und 19. Jahrhundert. Die charakteristischen Züge der Zauberkunst entwickeln sich…

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Magischen Zirkel Hamburg

Die Ausstellung „Verzaubert! Von geheimen Wissenschaften und magischen Spektakeln“ bietet Einblick in die vielfältigen kulturgeschichtlichen Bezugsfelder der Unterhaltungsmagie. Der Fokus der Schau liegt auf dem 18. und 19. Jahrhundert. Die charakteristischen Züge der Zauberkunst entwickeln sich hier in einem engen Zeitfenster: Da ist zunächst ihr aufklärerischer Aspekt. Er ist eng verquickt mit der Popularisierung der modernen Naturwissenschaften. Da ist aber auch die Zauberei als Phänomen einer sich entwickelnden Bürgerlichkeit, welches in einer Zauberpädagogik gipfelt, die das Erlernen von kleinen Handfertigkeiten als erzieherisches Mittel begreift. Anhand von Beispielen der frühen Zauberliteratur, von Werbemitteln aus dem 18. bis 20. Jahrhundert, von physikalischen Apparaturen wie dem „Klugen Schwan“ und dem „Magischen Perspektiv“ sowie weiteren zur „Zauberei“ taugenden Requisiten wird all dies plastisch illustriert. Außerdem wird Hamburg als Geschäftssitz von berühmten Ausstattern für Zauberkunst vorgestellt. Nicht unerwähnt bleibt Altona als Gründungsort des „Magischen Zirkels Hamburg“, der im Mai 2012 sein 100jähriges Jubiläum feiert.

Besondere Höhepunkte der Schau sind selten gezeigte Objekte wie die derzeit älteste bekannte Ölmalerei mit einer Zauberszene (Unbekannter Künstler: Cassone-Fragment mit Gauklerszene, um 1460) oder die älteste Abbildung eines Zauberers in einem gedruckten Buch (Corpus Iuris Canonici. Liber Sextus Bonifacii Corpus VIII., Venedig 1514). Eine kleine Bibliothek zeigt Schätze aus der Zauberliteratur wie die legendäre „Discoverie of Witchcraft“ des englischen Landedel- mannes und Friedensrichters Reginald Scot, verschiedene deutsche Ausgaben des seltenen „Hocus Pocus Iunior“, eines frühen Anleitungsbuches für Taschenspieler, sowie rare Werke aus der Aufklärungsliteratur des 18. und 19. Jahrhunderts.

Besonders eindrucksvoll sind auch die gezeigten Zauber-Apparate, etwa ein rares Exemplar des „Klugen Schwans“, eines Orakelspiels, das um 1790 von dem Nürnberger Versandhaus Bestel- meier angeboten wurde. Das Gerät basiert auf dem raffinierten Einsatz des eben erst „erfundenen“ künstlichen Magneten und wurde in geselligen Gesellschaftszirkeln benutzt. „Pinettis Kugelhaus“ aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geht auf den legendären Illusionskünstler und „Experimentalphysiker“ Giuseppe Pinetti (1750-1800) zurück. Mit dem demonstrierte er, dass er scheinbar die Gedanken seiner Zuschauer erraten konnte. Dazu nutzte er ein Bällchen, das durch ein Bahnensystem stets auf unerklärliche Weise in genau das Fach des Kugelhauses rollte, welches ein Zuschauer zuvor ausgesucht hatte. Der „Wunderbare Orangenbaum“ nach Jean-Eugène Robert-Houdin erlaubt ein besonders spektakuläres Kunststück: Zwischen den Blättern eines künstlichen Baumes sprießen Orangenblüten und schließlich echte Orangen, die im Publikum verteilt werden. Zum Schluss erscheint hinter der Pflanze ein von mechanischen Schmetterlingen getragenes Tuch. In diesem ist ein Ring eingeknotet, der zuvor von einem Zuschauer entgegengenommen wurde.

Ein regelrecht anrührendes Exponat der Ausstellung ist ein Band der Buchreihe „Mein Zauberabend“ von Dr. Reinhard Rohnstein. Der Berliner Arzt beschäftigte sich sein Leben lang intensiv mit der Zauberkunst und legte eine mehrbändige Anleitungs-Sammlung zu bedeutenden Zauberkunststücken an. Ausgestellt wird der 1944/45 entstandene 8. Band der Reihe handgeschriebener und in Originalzeichnungen und -Kollagen illustrierter Bücher. Er entstand im Bombenhagel der letzten Kriegsmonate und unter widrigsten Bedingungen in einem Berliner Luftschutzkeller.

Führungen durch die Ausstellung: Jeden zweiten und vierten Sonntag im Monat informiert eine Turnusführung über die kulturhistorische Bedeutung der Zauberkunst.

Jeweils der 2. und 4. Sonntag im Monat um 14 Uhr, Dauer: 60 Minuten, Kosten: 2 EUR

Sonderführungen für Schulklassen und Gruppen und Kindergeburtstage: Museumsdienst Hamburg, Tel.: 040 42 81 31 0 oder über www.museumsdienst-hamburg.de .

Tags: Hamburg, Magie, Wissenschaft, Zauberkunst