Mit der Vision „Die Kunst dem See – die Architektur dem See und der Kunst“ hatte es für die beiden Initiatoren von SoArt artists-in-residence Millstättersee, Erwin und Marion Soravia, begonnen: „Für uns war der Millstätter See immer schon ein Ort der Ruhe, der Kraft und der Entschleunigung. Seit ca. 80 Jahren herrscht rund um den See ein Architekturvakuum. Mit den von Hans Hollein erbauten Künstlerquartieren und dem Bau der Villa S.im Jahr 2006, geplant von Coop Himmelb(l)au, wurde dieses Vakuum durchbrochen und weitere bedeutende Landmarks gesetzt, die die umliegende Landschaft mit anderen Augen wahrnehmen lässt und die Menschen in Kärnten dazu anregen, sich mit zeitgenössischer Architektur auseinanderzusetzen. Wir freuen uns, dass wir Hans Hollein für die architektonische Umsetzung unseres Projekts gewinnen konnten.“
SoArt artists-in-residence MillstätterseeFernab vom lauten und hektischen Großstadtleben können seit 2011 KünstlerInnen auf Einladung von SoArt artists-in-residence Millstättersee jeweils einige Wochen in einer entschleunigten Atmosphäre ihrer künstlerischen Kreativität freien Lauf lassen. Ausgewählt hat die fünf internationalen KünstlerInnen Tasha Amini (GB), Jeremy Deller (GB), Michael Kalki (D), Silke Otto-Knapp (D) und Nick Oberthaler (Ö), die heuer in Hans Holleins Künstlerquartieren residieren, Edek Bartz, Kurator für Musik und Bildende Kunst, Autor und Lehrbeauftragter an der Universität für angewandte Kunst Wien. Die Künstlerquartiere befinden sich gegenüber von Millstatt am Südufer des Millstätter Sees. Das Restaurant – ebenfalls von Österreichs Stararchitekten erbaut –, direkt daneben und ein Bootssteg am Ufer mit drei Booten vor Anker komplettieren das Angebot, das den KünstlerInnen zur Verfügung steht.„Mit SoArt artists-in-residence Millstättersee wollen wir jungen Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit bieten, in einem zeitgenössischen Architekturambiente und einer atemberaubenden Naturlandschaft neue Arbeiten zu entwickeln und umzusetzen. Das einzigartige Umfeld, aus dem auch wir unsere Kraft tanken und Inspiration holen, soll auch die KünstlerInnen unterstützen, ihre Kreativität weiter zu entfalten. Mit SoArt artists-in-residence Millstättersee wollen wir KünstlerInnen international vernetzen, um den gegenseitigen Austausch und Dialog zu fördern. Wir freuen uns, dass es uns gelungen ist, auch 2012 wieder interessante KünstlerInnen an den Millstätter See zu bringen und erwarten mit großer Spannung, was sie von diesem Aufenthalt für ihre künstlerische Arbeit mitnehmen“, kommentieren Erwin und Marion Soravia ihr Engagement für SoArt artists-in-residence Millstättersee.
Architektonische Landmark für den Millstätter See Architektonisch gestaltet wurden die Künstlerquartiere und das Restaurant von dem Architekten, Theoretiker, Städteplaner, Designer, Künstler und Pritzker-Preisträger Hans Hollein. Konzipiert hat Österreichs international angesehenster Architekt die drei Ateliers als Ansammlung von geometrischen Körpern: ein Würfel, ein leicht nach vorne gekippter Würfel und ein Fünfeck mit Pyramidendach. Vom Wasser und vom gegenüberliegenden Ufer aus betrachtet bilden sie eine signifikante Silhouette gegen die Topografie des Hintergrunds. Bei Nacht werden die elementaren Baukörper mit ihren lichtdurchlässigen Fassaden zu eindrucksvollen Leuchtkörpern am Wasser.
Teilnehmende Künstler und KünstlerInnen SoArt artists-in-residence Millstättersee 2012
Tasha AminiDie britische Künstlerin Tasha Amini lebt und arbeitet in London. In ihren Bildern, wie z. B. in der Serie „Excellent Women“, portraitiert sie Frauen, die sie persönlich berühren und die sie sehr schätzt und die durch ihr herausragendes Lebenswerk und ihre private und öffentliche Geschichte Berühmtheit erlangt haben. Zu den portraitierten Frauen gehören u.a. die US-amerikanische Folk-Sängerin, Bürgerrechtlerin und Pazifistin Joan Baez, die französische Fotografin, Malerin und Muse Pablo Picassos, Dora Maar (1907–1997), die amerikanische Schriftstellerin, Essayistin, Publizistin und Regisseurin Susan Sonntag (1933–2004), die kanadische Musikerin, Malerin und Singer-Songwriterin Joni Mitchell, aber auch beispielsweise ihre eigene Mutter.
Jeremy DellerDer Brite Jeremy Deller arbeitet als Künstler, Kurator und Produzent an einem breiten Spektrum von Projekten, die auch Performances, Filme und Publikationen einschließen. In seinen Arbeiten, die sich als Ereignisse, Prozesse und „soziale Interventionen“ manifestieren, befasst sich Deller mit gesellschaftlichen und kulturellen Beziehungen. 2004 wurde Jeremy Deller für seine Multimediainstallation „Memory Bucket“ (2003) mit dem bedeutendsten britischen Preis für zeitgenössische Kunst, dem Turner Prize, ausgezeichnet. Seine wohl bekannteste Arbeit ist „The Battle of Orgreave“ von 2001. Sie steht am Anfang einer Reihe von Werken, die brisante gesellschaftspolitische Fragen aufgreifen und sich mit zu Unrecht vergessenen politischen Themen beschäftigen.
Silke Otto-KnappDie in London lebende und arbeitende deutsche Künstlerin Silke Otto-Knapp präsentiert einen eigenständigen Umgang mit dem Medium der Malerei. Mit den Arbeiten, die in den letzten Jahren entstanden sind, unternimmt die Künstlerin den Versuch, die Grenzen der malerischen „Kultur“ im Sinne eines erweiterten Kulturbegriffs zu überschreiten – etwa indem sie die abstrakte Sprache des Modern Dance, die Rauminszenierung künstlich angelegter Gärten oder bühnenhafte Interieurs und Gestaltungsmittel integriert. Silke Otto-Knapp gehört jener Generation von Künstlerinnen an, für die eine diskursive Auseinandersetzung mit der eigenen wie mit einer erweiterten Kunstproduktion fast selbstverständlich geworden ist.
Nick OberthalerDer österreichische Künstler Nick Oberthaler lebt und arbeitet in Brüssel. Als Zeichner bedient sich Oberthaler faszinierender Techniken. Obwohl der Künstler die Zeichnung als Ausdrucksmittel bevorzugt, arbeitet er auch mit Farbe und Tusche und kombiniert sie mit kaschierter Pappe. Der fragilen Qualität des Papiers gibt er der Leinwand gegenüber klar den Vorzug. Ihre empfindliche Oberfläche erlaubt es, „unauffällige“ Arbeiten zu kreieren. Jede grobe Behandlung führt zu einer Beschädigung, zur Verletzung. Jeder Strich, jede Linie, jede Markierung, einmal auf Papier gesetzt, ist unwiderruflich und unumstößlich. Neben der Zeichnung arbeitet Nick Oberthaler auch in den Medien Gouache, Fotografie, Installation, Intervention und Plakat.
Michael KalkiDer in Ravensburg geborene Künstler Michael Kalki studierte in Düsseldorf und Peking, Volksrepublik China, lebt und arbeitet in Wien. Seine Malerei, die sich vom Surreal-Figürlichen über eine quasi-abstrakte, pointillistische Phase zur scheinbaren Abstraktion entwickelt hat, ist seit jeher angeregt von der Psychologie des Gedächtnisses. Besonderes Interesse liegt dabei auf den Prozessen Erinnerungen zu speichern, zu verarbeiten, neu zugänglich zu machen und dem Potential, Neues zu produzieren.
FIRST CHOICEGruppenausstellung mit den KünstlerInnen Markus Bacher (A), Yared Nigussu (CAN), Issa Sallinander (GB) und Pier Stockholm (F) und den MusikerInnen Sophie Hassfurther (A), Ken Hayakawa (A), Johanna Mayr-Keber alias JOJA (A) und Philipp Pankraz (A)
Vom 20. Juli bis 03. August 2012 findet unter dem Titel FIRST CHOICE die Gruppenausstellung mit den KünstlerInnen Markus Bacher, Yared Nigussu, Issa Sallinander und Pier Stockholm statt. Alle vier waren auf Einladung von SoArt artists-in-residence Millstättersee 2011 gekommen und ließen sich für ihre Malereiarbeiten von der einzigartigen Umgebung inspirieren. Im Zentrum der auf Transparentpapier minutiös ausgeführten Zeichnungen Pier Stockholms liegt die moderne Architektur und ihr Stellenwert in der Gesellschaft. Die Schwerpunkte Yared Nigussus Kunst liegen in der Porträtmalerei und in den Themenbereichen Zeit, Bewegung und Urbanität. Mit breitem Pinselstrich modelliert Issa Salliander Tiere, die als Identifikationsfiguren dienen und imaginäre Porträts und Landschaften, in denen Autorität, Rasse, Unterdrückung und Diskriminierung thematisiert werden. Markus Bacher kombiniert in seinen teils monumentalen Leinwänden Abstraktion und Figuration zu einem spannungsreichen Ganzen, in dem Geschichten voll von überbordender Emotionalität stecken. Der in Österreich geborene Künstler Markus Bacher lebt und arbeitet in Köln. Im Mittelpunkt seiner gestischen Malerei steht das Ausloten der Grenzen des Figürlichen und Gegenstandslosen bis hin zu reinen Farbräumen. Der äthiopische Künstler Yared Nigussu lebt und arbeitet heute in Vancouver und greift in seiner Malerei die Bilder seiner Heimatstadt Addis Abeba auf. Die in London lebende und arbeitende, schwedische Künstlerin Issa Salliander erforscht mit ihrer Malerei die Dramatik und den Humor – im Kampf zwischen Gut und Böse und den Konflikt von Leben und Tod. Der aus Peru stammende und in Paris lebende und arbeitende Künstler Pier Stockholm thematisiert in seinen Projekten die Architektur.
Weiters werden im Rahmen von FIRST CHOICE auch die Arbeitsergebnisse der MusikerInnen Sophie Hassfurther, Ken Hayakawa, Johanna Mayr-Keber alias JOJA und Philipp Pankreuz, die auch am Programm von SoArt artists-in-residence Millstättersee 2011 teilgenommen haben, zu hören sein.Mit der Saxophonistin Sophie Hassfurther und dem ausgebildeten Pianisten Ken Hayakawa, heute ein Vertreter des experimentellen Electro-Sounds, verbrachten zwei Vollblutmusiker einige Wochen im Künstlerquartier. Inspiriert von der unmittelbaren Umgebung und konfrontiert mit der kraftvollen Malerei Markus Bachers und Issa Sallianders entwickelte Hayakawa verschiedene Stücke, die auch die einzigartige Naturlandschaft des Millstätter Sees aufgreifen. Johanna Mayr-Keber alias JOJA moderiert beim Wiener Radiosender Superfly, der sich vor allem Soul- und Black Musik verschrieben hat, eine Musiksendung, während Philipp Pankraz neben eigener elektronischer Musik mit seiner Arbeit als DJ eine weitere Facette der Musikbranche abdeckt.Begleitet wurde der Aufenthalt der KünstlerInnen und MusikerInnen von der Filmkamera. In einem eigens dafür aufbereiteten Kurzfilm erhalten Kunstinteressierte einen atmosphärischen Einblick in die Arbeit und den Alltag am Millstätter See. Anlässlich der Ausstellung erscheint eine ca. 90 Seiten umfassende Publikation (deutsch/englisch) mit Texten von Hartwig Knack, Erwin Soravia, Marion Soravia und Pier Stockholm und etwa 50 farbigen Abbildungen. Die ausstellungsbegleitende Publikation stellt das Projekt SoArt artists-in-residence Millstättersee und die Architektur von Hans Hollein vor und gibt einen Einblick in das Werk der KünstlerInnen und MusikerInnen, die 2011 am SoArt artists-in-residence Millstättersee teilgenommen haben. Ebenfalls Teil der Publikation ist die Eröffnungsausstellung von SoArt artists-in-residence Millstättersee mit Deborah Sengl, die 2011 stattgefunden hat. Hrsg. SoArt Gmbh.
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